Wer verdient das Label Punk und wer nicht? Eine ewige Diskussion, die sich auch die die kanadische Musikerin LØLØ unfreiwillig gefallen lassen muss, nicht erst seit sie Anfang Juni ihr Debütalbum „Falling For Robots & Wishing I Was One“ veröffentlicht hat.
In der Ära des Musikstreaming kann genau nachvollzogen werden, welcher Song wie gut ankommt und wie oft gehört wurde, gibt es da für dich eine Überraschung, einen Song, der erstaunlich gut performt?
Ich habe nicht erwartet, dass „Suck it up“ so gut ankommt, es scheint der Favorit vieler Fans zu sein, war aber keine Single. Der ganze Charakter des Songs ist sehr sarkastisch. Ich meine, die erste Zeile ist „Cue the waterworks, but crying isn’t punk rock, so screw the waterworks“, ich denke, die Leute können sich mit dem Sarkasmus und dem sich selbst nicht zu ernst nehmen identifizieren.
Punk hatte immer den Anspruch, sehr offen zu sein, und gleichzeitig gibt es genauso wie in der Mehrheitsgesellschaft klare Vorstellungen, wie man zu sein hat und wie nicht. Steckt also hinter dieser humorvollen Zeile doch eine tiefere Bedeutung?
Genauso ist es. Für mich ist es eine omnipräsente Diskussion, ob LØLØ überhaupt Punkrock ist. Der Witz daran ist, ich habe meine Musik selbst nie so bezeichnet. Die Leute stecken einen in so eine Kategorie und dann streiten sie darüber, dass ich nicht Punk sei, und ich denke mir nur: Hey ich habe nie behauptet, das sei Punk. Ich denke, Genres sind nützlich, um Musik zu beschreiben, aber nicht um sie zu limitieren.
Wieso machst du gerade diese Musik?
Es ist tatsächlich eine gute Kombination aus der Musik, die ich in meiner Jugend gehört habe, so was wie GREEN DAY, Avril Lavigne, Taylor Swift, John Mayer, WEEZER. Ich habe immer Punk- und Rockmusik geliebt, aber eben auch Singer/Songwriter Musik, also habe ich das alles miteinander vermischt.
Hat dich das Pop-Punk-Revival der letzten Jahre beeinflusst?
Der erste Song, den ich veröffentlicht habe, „Yours“, hatte schon diese punkigen Gitarren, und nachdem der Song im Radio gespielt wurde, dachte ich, jetzt brauche ich noch einen Radio-Hit. Ich habe also versucht, noch viel poppigere Songs zu schreiben, aber es hat nie wirklich geklappt. Das war eine wichtige Lektion für mich, dass ich authentisch bleiben muss. Ich habe mich gefragt, welche Musik ich machen will, und herausgekommen sind drei Songs, einer hatte so einen Billie Eilish-Vibe, einer war mehr Pop-Punk-beeinflusst und der dritte ging in Richtung Singer/Songwriter. Ich habe diese Songs herausgebracht und dachte, mal sehen, welcher am besten performt. Es war der rockige Track „Hate U“, der am erfolgreichsten war, und das war auch mein Favorit. Das war zu der Zeit, als das Pop-Punk.Revival so richtig explodiert ist. Es war ein klarer Hinweis, diese Richtung weiter zu verfolgen, und das passte perfekt. Der Song war am nächsten an der Musik, die ich in meiner Jugend gehört habe und die mir auch bis heute am nächsten ist.
© by Fuze - Ausgabe #107 August/September 2024 und Jakob Auer
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