LIMBS aus dem sonnigen Florida gelingt stets ein imposanter Spagat zwischen Post- und Melodic-Hardcore, was sie aktuell zu einer der interessantesten Bands beider Genres macht. In ihren Texten präsentieren sich die fünf Amerikaner jedoch meist weniger sonnig – so auch auf ihrer kommenden EP „Only The Lonely Know“. Wir sprechen mit Sänger Austin und Gitarrist Jordan über Lebensträume, aber auch Ängste, Trauer und Depressionen.
Lange waren seelische Erkrankungen ein absolutes Tabuthema und Menschen mit Depressionen standen der inneren Dunkelheit ziemlich alleingelassen gegenüber – oft mit verheerendem Ausgang. Mittlerweile gewinnt diese Thematik immer mehr an Prominenz und viele Menschen sprechen offen über eine Erkrankung, die genauso wenig verurteilt werden sollte wie ein gebrochener Arm. Auch LIMBS widmen sich auf ihrer kommenden EP „Only The Lonely Know“ voll und ganz dem Kampf gegen das Schweigen und der daraus resultierenden Einsamkeit. „Auf der EP geht es um innere Kämpfe und den Umgang mit Depressionen. Manchmal finden wir uns in Situationen wieder, in denen wir keinerlei Ausweg mehr sehen. Die EP zeigt, dass auch bessere Zeiten kommen und handelt vom emotionalen Auf und Ab der Erkrankung“, erklärt Sänger Austin. Die EP der fünf Amerikaner berichtet zudem aus dem Leben einer Person, die selbst in solch dunklen Zeiten schwere Hindernisse überwindet, um ihre Träume zu erreichen. Dass Depressionen dabei von Außenstehenden kaum nachempfunden werden können und schon gar nicht verurteilt werden sollten, verdeutlicht auch der Song „Empty vessel“ mit der Zeile: „How does it feel? Only the lonely know“.
Dass die am 23. Oktober erscheinende EP besonders für Austin ein Herzensprojekt ist, wird im Interview schnell klar. „Die EP handelt von meinen eigenen Kämpfen mit mir selbst und dem ständigen Drang, mein persönliches Leben und den immer währenden Traum vom Erfolg als Künstler in Einklang zu bringen. Das Lied skizziert ein Bild von Selbstaufopferung, Verletzlichkeit und dem ständigen Wunsch, sich Gehör zu verschaffen“, sagt Austin und ergänzt: „Sie spiegelt zudem meine Vergangenheit wider, die von ungesunden Beziehungen, Drogenmissbrauch und dem Umgang mit dem Verlust meines Vaters geprägt wurde.“ Als treibende Kraft hinter dieser „Geschichte der Wiedergeburt“ benennt der Sänger die Erinnerung an seinen Vater und dessen ermutigende Stimme in seinem Kopf. Auch der Song „Suffering“ stellt eine therapeutische Antwort auf Austins Kampf mit Depressionen dar. „Es ist im Wesentlichen ein Brief an mich selbst, in dem es um die Entscheidung geht, aufzugeben oder weiterzumachen“.
Die Thematik der EP wird eindrucksvoll durch das Artwork illustriert, das zusammen mit den Covern der ersten beiden Singles das letzte Puzzlestück einer dreiteiligen Serie darstellt. „Die drei Werke sind bildliche Metaphern, die das Fortschreiten von Angst und Depressionen verdeutlichen“, erklärt Gitarrist Jordan. Während das Bild bei „Empty vessel“ noch den groben Umriss einer Gestalt undefinierbarer Form und Größe zeigt, ist auf dem Cover der EP eine konkrete, gesichtslose Hülle zu sehen, die den Menschen komplett umschließt. „Jeder, der solche Einsamkeitsgefühle kennt, kann wahrscheinlich mit dieser Allegorie mitschwingen“, behauptet Jordan.
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Philip Zimmermann
© by Fuze - Ausgabe #70 Juni/Juli 2018 und Marcus Buhl
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Philip Zimmermann