Dass LIGHTHOUSE PROJECT momentan eine der besten europäischen Hardcore-Bands sind, dürfte sich ja langsam herumgesprochen haben. Und da sie letzten Herbst zusammen mit ihren Labelkollegen ENDSTAND auf Tour kommen sollten, gab es also gleich zwei sehr gute Gründe, sich am Sonntagnachmittag trotz klirrender Kälte vom Sofa zu bewegen. Am Nachmittag vor der letzten Show unterhielt ich mich mit Sänger Toni und Bassist Samuli. Obwohl beide während des Interviews ziemlich müde wirkten, wurde das anschließende Konzert doch noch richtig klasse und ein würdiger Abschluss der Tour.
Heute Abend spielt ihr das letzte Konzert der Tour. Wie ist es bisher gelaufen? Seid ihr froh, morgen wieder zu Hause zu sein?
Samuli: Die Tour war gut. Es gab viele großartige Momente, aber auch einige Tiefpunkte. Auf jeden Fall sind wir froh, dass es nun nach Hause geht, wir sind echt müde.
Toni: Die Show in Aachen und die Blacktop Showcases in Ibbenbüren und Rosswein waren super. Gestern in Saalfeld war es auch sehr cool.
Samuli: Das war die größte Show der Tour, es waren so viele Leute da. Keine Ahnung, wie viele von ihnen uns mochten, aber auf jeden Fall haben sie sich uns angeguckt.
Toni: Der Laden war auch super. Ich glaube, es war ein altes Theater oder so etwas in der Art. Die Atmosphäre war auf jeden Fall unglaublich und wir haben die Show wirklich sehr genossen.
Was werdet ihr machen, wenn ihr wieder zu Hause seid. Habt ihr geregelte Jobs? Ich stelle mir das sehr schwierig vor, den Beruf und das häufige Unterwegssein zu koordinieren.
Samuli: Ja, das ist es auch. Drei von uns haben einen ganz normalen Job, einer studiert und einer ist im Moment arbeitslos und wird nach der Tour wieder irgendwo jobben.
Toni: Diese Tour war mein Urlaub für dieses Jahr. Ich habe den ganzen Sommer gearbeitet, um mir das hier erlauben zu können. Aber das ist es definitiv wert!
Samuli: Ich kann mir meine Arbeitszeiten selbst einteilen, für mich war das Touren also kein so großes Problem.
Kommen wir zu eurem neuen Album. Ich finde, die Grundaussage der Texte ist, dass jeder die Verantwortung für sein eigenes Leben trägt und somit auch verantwortlich dafür ist, das Beste daraus zu machen.
Toni: Ja, das trifft es schon recht gut, aber mein Ansatz reicht noch ein bisschen weiter. Ich denke, dass man lernen muss, die Dinge, die man nicht ändern kann, zu akzeptieren. Manche Dinge passieren einfach und das muss man halt hinnehmen, weil man sie sowieso nicht ändern kann. Es gibt Dinge, die du beeinflussen kannst, manche Sachen lassen sich aber nicht kontrollieren und du musst lernen, damit zu leben. Der kurze Text auf unserer CD drückt das auch aus. Manchmal musst du das Leiden genauso akzeptieren wie die Freude, es gibt halt immer zwei Seiten.
Im Booklet der CD sind Anker, Herz und Kreuz, also die Symbole für "Glaube, Liebe, Hoffnung", sehr christliche Symbole, verkehrt herum abgedruckt. Was hat es damit auf sich?
Toni: Also, es ist auf jeden Fall nicht gegen das Christentum gerichtet. Es geht darum, dass in unserer heutigen Zeit die Bedeutung von diesen Symbolen völlig verdreht wurde. Wenn wir heute über Liebe reden, geht es nur noch um Liebesbeziehungen. Bei Hoffnung geht es nur noch darum, Zweifel zu überwinden, und auch die Bedeutung des Glaubens hat sich so sehr verändert, dass es schwierig ist, es auf einen Punkt zu bringen.
Samuli: Wir haben die Symbole in erster Linie deswegen ausgesucht, weil ON A SOLID ROCK, eine finnische Hardcore-Band, diese Symbole früher als T-Shirt-Design benutzt haben. Diese Band hatte einen wirklich großen Einfluss auf uns. Die Band ist wirklich super, leider gibt es sie nicht mehr. Die solltet ihr euch auf jeden Fall mal anhören!
Finnland ist ja nicht unbedingt sehr dicht besiedelt. Es gibt kaum große Städte und die Handvoll, die es gibt, liegen auch nicht sehr dicht beieinander. Wie muss ich mir die finnische Hardcore-Szene vorstellen?
Toni: Wir haben eine wirkliche gute Szene in Finnland.
Samuli: So weit sind die Städte nun auch nicht voneinander entfernt!
Toni: Das Land ist so klein, da gibt es ja gar keine großen Entfernungen, haha! Es gibt wirklich sehr viele unterschiedliche Bands in Finnland, die unglaublich gute Musik machen. Natürlich gibt es die meisten Bands in Helsinki, das ist ja auch die größte Stadt. Aber auch außerhalb gibt es viele Bands, zum Beispiel nahe der russischen Grenze. Dort gab es schon immer wirklich gute Bands und eine intakte Szene.
Welche finnischen Bands sollte man unbedingt mal anhören?
Toni: Oh, da gibt es einige. Zum Beispiel BOLT, DOWN MY THROAT und COLD INSIDE.
Samuli: Dann sind da noch SATURA LANX, mit denen wir unsere Splitsingle aufgenommen haben, die es aber mittlerweile leider nicht mehr gibt.
Toni: Und natürlich ON A SOLID ROCK, die Band ist wirklich das Beste, was es an finnischem Hardcore je gegeben hat!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Sebastian Banse
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