Dass das aus Ludwigsburg respektive Stuttgart stammende Quartett KUBALLA seinen Punkrock als minimalistisch bezeichnet, kann man nur mit schwäbischer Bescheidenheit erklären. Tatsächlich handelt es sich bei KUBALLA, wenn man bei Matze (Gitarre), Martin (Schlagzeug), Nicholas (Bass) und Tom (Gesang/Gitarre) den gehobenen Altersdurchschnitt mal außer Acht lässt, um eine der interessantesten Bands des neuen deutschsprachigen Indiepunk. Im Juli veröffentlichen sie ihre erste, druckvoll produzierte und auch im Design überzeugende 7“ „Kein Land in Sicht“ auf dem bandeigenen Label Kbla Rcrds.
Glückwunsch zu eurer ersten 7“. War es schwer, die selbst rauszubringen?
Tom: Dankeschön! Wir sind selber noch ganz geflasht, dass wir das geschafft haben. Ein sehr schönes Gefühl, die eigene Single auf den Plattenteller zu legen. Als wir angefangen haben, Musik zu machen, war so was noch ganz weit weg, sah quasi unerreichbar aus, aber es war immer als kleiner Traum vorhanden, mal eine eigene Vinylplatte zu haben. Bei uns sind alle noch irgendwie mit Vinyl groß geworden und wir sind größtenteils immer noch Schallplattenkäufer. Über die Jahre haben sich ja auch die Rahmenbedingungen für die Produktion einer Platte verändert. Zumindest dachten wir früher, dass so was nur über einen Plattenvertrag zu realisieren ist. Mittlerweile musst du etwas sparen und vielleicht ein weniger konsumorientiertes Leben führen, dann kannst du das auch mal selber bezahlen. Aber natürlich nur, wenn du einen einigermaßen korrekt bezahlten Job hast. Diesbezüglich soll hier nichts beschönigt werden. Andere Bands kommen bei Labels unter und bekommen einen Zuschuss zur Produktion, das war bei uns jetzt nicht der Fall. Unser Single haben wir deshalb in Eigenregie unter dem Label Kbla Rcrds rausgebracht.
Matze: Die Songs wurden durch einen Freund von uns im Proberaum aufgenommen. Beim Drum-Recording, Mixing und Mastering hatten wir Hilfe von einem alten Bekannten, der großen Anteil am für unsere Ansprüche guten Sound der 7“ hat. Für uns war es eine Premiere, mit jemandem zu arbeiten, der von Berufs wegen weiß, an welchen Reglern er zu drehen hat, und dabei selbst einen Punkrock-Background mitbringt. Diese Kombination hat uns definitiv geholfen, uns an die Aufnahmen heranzutrauen und uns mit dem Ergebnis selbst wohlzufühlen. Das Artwork für die Platte hat dann Micha von WE HAD A DEAL gemacht. Für uns als Band war das insgesamt ein längerer und guter Prozess, da am Anfang nicht unbedingt klar war, dass aus den Songs eine Veröffentlichung entsteht. Dass es geklappt hat, ist erst mal einfach schön für uns. Ansonsten gefallen die Songs wohl einigen anderen Leuten auch ganz gut. Die Platten sind so gut wie alle weg. Mal schauen, was als Nächstes noch so kommt.
Mit wem genau haben wir es bei KUBALLA denn zu tun?
Martin: Ich bin Ü40 und aus Ludwigsburg City und spiele Schlagzeug. Ich war schon in vielen Bands aktiv, die aus der Ecke Rock’n’Roll, Punkrock und Hardcore kommen.
Matze: Musikalisch gab’s da bereits so einiges im groben Spektrum von Indie über Punkrock bis Hardcore. Bis 2013 haben Martin und ich nebenbei bei AMÉLIE & LES SUCETTES gespielt. Da ging es um frankophonen Powerpop/Pop-Punk.
Nicholas: Ich bin 41 und spiele Bass. Meine erste Band war eine Grindcore-Band im Stil von EXTREME NOISE TERROR, das war Ende der Achtziger. Später in den Neunzigern wurde es etwas ruhiger mit BOKANOVSKY’S PROCESS, einer Indie-Band aus Ludwigsburg. Und seit über zehn Jahren bin ich endlich „zu Hause“ angekommen.
Tom: Ich wohne mittlerweile in Stuttgart, davor auch in Ludwigsburg, singe und spiele Gitarre. Ich habe auch schon in einigen Bands gespielt. Punkrock, Indierock, etwas Hardcore und tatsächlich meistens mit Martin am Schlagzeug. Bisschen nervig ist jetzt, dass ich immer zur Probe nach Ludwigsburg fahren muss.
Ihr habt vor ein paar Wochen TOXOPLASMA supportet, keine Kombination, die sich sofort erschließt. Wie war das für euch, wie kam der Kontakt zustande?
Tom: Den Kontakt hat uns Andi von Cheap Trash Records, einem kleinen und sehr zu empfehlenden Plattenladen im Stuttgarter Westen, vermittelt. Dort ist es übrigens sehr schön, ein bisschen abzuhängen, Platten zu hören und auch mal ein Bier zu trinken und natürlich Gespräche über Musik und die Welt zu führen. Robin von Trash-A-Go-Go hat uns dann kontaktiert und so kam das alles zustande. Und zum Konzert selber, da gibt es viele Eindrücke. Zunächst mal muss gesagt werden, dass die letzte TOXOPLASMA-Platte „Köter“ eine echt rauhe Angelegenheit war, die sehr energiegeladen daherkam. Textlich sehr direkt und da gibt es sicherlich einige Schnittmengen mit unseren gesellschaftlichen Ansichten, obwohl wir textlich weit weniger direkt sind. Die Leute von TOXOPLASMA waren auf jeden Fall freundlich und angenehm. Über 200 Menschen waren beim Konzert. Mit unserem Auftritt sind wir zufrieden, war schon besser, aber auch schon schlechter, haha ...
Nicholas: TOXOPLASMA waren eine der Bands, die ich in jungen Punker-Jahren gerne und immer wieder gehört habe, und die in mir Erinnerungen an einen wunderbaren Abend mit Konzert vor vielen, vielen Jahren in der Bietigheimer Farbstraße wachriefen.
Wer oder was ist KUBALLA?
Tom: Die Idee, einen Nachnamen zu nehmen, hat uns einfach gut gefallen. Auch vor dem Hintergrund, dass ein solcher Name irgendwie was Neutrales ist, also keine Interpretationsrichtungen vorgibt. Das war der Name einer Hausmeisterin, die sich um die Belange eines Mietshauses mit lauter Ein-Zimmer-Wohnungen gekümmert hat. Kaffee und Zigaretten waren ihr täglich Brot. Alle Besucherinnen und Besucher fanden den Nachnamen Kuballa irgendwie erwähnenswert, so blieb der einfach hängen. Mittlerweile ist sie leider gestorben. Dass auch ein Fußballer aus Essen den gleichen Namen hatte, war uns damals nicht bekannt. Auch ein Friseurgeschäft dieses Namens haben wir schon gefunden. Und laut Internet gibt es auch eine Psychotherapeutin. Im Wesentlichen ist die Bedeutung des Bandnamens für uns die, dass er erst mal keine Bedeutung hat.
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