Die Gegensätze Maximierung und Reduktion scheinen Kunst und Alltag in einem ungeahnten und umfassenden Ausmaß zu bestimmen. So beschnitten KITTY EMPIRE in ihrem aktuellen Album „Peep! Peep! Donkey“ nicht nur ihre Musik, sondern gleich auch ihren Bandnamen, wie Sänger und Gitarrist Markus berichtet.
KTTYMPRE bestehen schon seit einer gefühlten Ewigkeit. Seht ihr euch als Freunde mit gemeinsamem Hobby, als Profiband auf dem Weg nach Oben oder als Dauer-D.I.Y.-Post-Punk-Projekt ...?
KTTYMPRE basiert definitiv auf einer langjährigen Freundschaft zwischen uns Dreien, aber auch zu den Labelmachern von Kollaps, RedCan und Dancing In The Dark, zu Veranstaltern sowie einer kleinen aber gepflegten Fanschar. Und viel mehr Dauer-D.I.Y.-Post-Punk-Projekts als zu viel professioneller Anspruch.
Ich habe im Review zu eurem aktuellen Album geschrieben, dass ihr den DC-Sound nach Bayern holt. Last ihr euch nach so vielen Jahren Bandgeschichte noch von außen inspirieren? Kann Dischord und die DC-Szene überhaupt noch als Inspirationsquelle dienen?
Inspiration ist in jeder Kunstform ein Motor, der das „Schiff“ in eine bestimmte Richtung vorantreibt. Der Link zu Dischord leuchtet uns nur bedingt ein, denn bei uns spielten immer auch andere label- und metropolenspezifischen Anleihen eine Rolle, zum Beispiel Touch & Go, AmRep oder auch New Yorks SONIC YOUTH und UNSANE.
Euer viertes Album klingt sehr ausgereift, aber trotzdem noch frisch und verspielt. Wie lange habt ihr an „Peep! Peep! Donkey“ gearbeitet, was beibehalten, was geändert?
Bei den Vorgängern „Mélasse“ und „Peep!“ haben wir einen Großteil der Stilistik und Charakteristik weitergesponnen und neue Komponenten hinzugefügt, beispielsweise durch klangliche Neuerungen bei Instrumenten und Amps oder durch die Rückwärts-Loops beim letzten Album. Die wichtige musikalische Weiterentwicklung war jetzt die Reduktion, sowohl in den Arrangements als auch in der Spielweise. Ohne Powerchords agiert die Gitarre jetzt eher wie ein zweiter Bass. Der Gesang ist wie immer eher untergeordnet. Die Reduktion hat sich dann auch gestaltungstechnisch im Bandlogo bemerkbar gemacht.
Ihr habt im September im Vorprogramm von DINOSAUR JR gespielt. War das ein Gastspiel bei den großen Jugendhelden oder eher ein netter Gig zwischendurch?
Definitiv Ersteres! Die Aufregung war auch nach all den Jahren, in denen wir große und kleine Bühnen bespielt haben, riesig. Ebenso die Freude, mit dieser Band einen Abend zu bestreiten. Außerdem war das Feedback – von verschiedenen Seiten – echt umwerfend und bescherte tagelang ein wohliges Schmunzeln.
Was wird folgen? Auszeit, weitere Konzerte, neue Songs?
Auf jeden Fall werden wir „Peep!“ noch eine Weile live performen. Das heißt, wir werden Anfang 2010 versuchen, eine Minitour zu planen. Eine Reihe privater Gegebenheiten wie Kinder, Haus und Jobs lassen uns nicht die Freiheiten für ausgedehntes Touren. Aber eine Auszeit gab es nach einer Veröffentlichung nie und wird es auch diesmal nicht geben. Ich für meinen Teil habe noch eine neue Spielwiese entdeckt, die freie Improvisation in KAZZ, meinem Soloprojekt. Hier geht es um Klangkunst und das Spiel mit Effektpedalen, Loops, Gitarre und Trompete, zusammen mit einem Sänger und einem Saxophonisten. Wohin das gehen wird, ist noch offen –ist aber ja auch Programm!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Christoph Schulz