Rund drei Jahre nach „Social Life“ erblickt das neue Album der Detroiter KOUFAX das Licht der Welt, „Hard Times Are In Fashion“. So der Titel des dritten Werkes, den man eigentlich auch ohne großartige Interpretationshilfe versteht. Denn neben schönen Erinnerungen wie denen, in den letzten zwei Jahren mehr als 200 KOUFAX-Shows weltweit gespielt zu haben, blickt die nun auf sechs Mann gewachsene Gruppe auch auf weniger erfreuliche Ereignisse zurück. Keinen Label-Deal für über ein Jahr, Schulden wegen Studiomieten und zu allem Überfluss noch die falsche Wahl des „so called“ mächtigsten Mannes der Welt. Nein, hierbei dreht es sich nicht um Benedikt XVI.
Es ist sicherlich die größte und zugleich bedeutungsschwangerste Platte, welche der Feder von Robert Suchan und seinen Mitstreitern entsprungen ist.
„Wir entschuldigen uns nicht dafür, Amerikaner zu sein, aber wir entschuldigen uns für die Amerikaner, die fremde Kulturen nicht zu respektieren wissen“, erklären Frontmann Suchan und Ben Force (Bass & Gitarre) weiter: „Und für die politische Haltung vieler Amerikaner. Aber es gibt in den Staaten auch noch Millionen anderer Menschen, die nicht für Bush gestimmt haben.“
Die thematische Problematik dessen ist wunderbar auf „Colour us Canadian“, „Back and forth“, „Blind faith“ und dem Opener und absoluten Smash Hit „Why bother at all“ nachzuhören. Dabei handelt es sich um eine sofort ergreifende Up-Tempo Nummer, die irgendwo zwischen HOT HOT HEAT und PHANTOM PLANET eingeordnet werden darf. Die restlichen zehn Stücke sind in gewisser Weise KOUFAX- typisch, natürlich ausgereifter als das Material auf „Social Life“ und, Robert und Ben können es auch nicht erklären, irgendwie britisch.
„Viele Leute sagten uns, dass sie sich bei unserer neuen Platte an britische Bands erinnert fühlen. Es ist wirklich lustig, denn wir waren in der Annahme, mit ‚Hard Times Are In Fashion‘ die amerikanischste Scheibe aufgenommen zu haben. Schon alleine wegen der Pedal Steel-Sounds“, beschreibt Robert, trinkt einen Schluck seines Grünen Tees und ergänzt: „Während der Arbeit an den Liedern habe ich sehr viel THE SMITHS gehört, vielleicht kommt daher der britische Einfluss. Morrissey ist in meinen Augen einer der besten Sänger und Texter, die es in der gesamten Pop-Geschichte gibt.“
KOUFAX brechen auf ihrem jüngsten Wurf eine ausdrückliche Lanze für Pop. Pop, wie man ihm im Sinne von Elvis Costello, THE CURE, THE CLASH oder den BEATLES versteht. Oder eben den von KOUFAX. Die Verbundenheit zur Punk-Rock-Szene und der DIY-Vergangenheit besteht aber nach wie vor, was sich durchaus beruhigend auf die Gemüter während der Suche eines neuen Labels auswirkte.
„Nachdem wir uns von unserer alten Plattenfirma getrennt hatten, waren wir in der Lage, ohne den Einfluss von Außen zu arbeiten. Wir konnten daher am Ende den interessierten Labels ein komplett abgeschlossenes Album anbieten und ausdrücklich darauf hinweisen, dass es nur so wie es ist oder gar nicht rauskommen wird“, erinnert sich Ben. Und Robert dazu: „Wir wollten mit ‚Hard Times Are In Fashion‘ keine Wünsche von Labels erfüllen und waren uns im klaren, dass wir im Falle von absolutem Desinteresse die Platte auch über DIY-Kanäle veröffentlichen können. Auch so wäre es in Ordnung gewesen, und eine Tour hätten wir wie früher auch über ein Underground-Netzwerk selber zu buchen gewusst.“
Ganz gewiss, doch wenn KOUFAX mit diesem Teil kein Zuhause gefunden hätten, spätestens dann wäre der letzte Hoffnungsschimmer in die Musikkonzerne gestorben. Aber so ist ja noch einmal alles gut gegangen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #41 Dezember 2000/Januar/Februar 2001 und Elmar Salmutter
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