KINGSMEN erkunden auf ihrem zweiten Werk weitere Facetten ihrer Musikalität zwischen Metalcore, Industrial und Nu Metal. Textlich wiederum kathartisch, geht es auf „Bones Don’t Lie“ kompositorisch dynamischer zu als auf dem 2020er Debüt.
„Auf ‚Revenge.Forgiveness.Recovery‘ haben wir gezeigt, wie wir die reine Härte umsetzen“, stimmt Gitarrist Nick Gilbert zu. „Auf der neuen Platte haben wir sowohl die Eingängigkeit als auch die Emotionalität verstärkt. Von einem Stück wie ,Diamondize‘, das einfach nur eine krachende Melodie ohne Cleangesang ist, aber eine sehr einprägsame Hook besitzt, gehen wir bis hin zu ,Trial by fire‘, das sehr zarte, düstere Momente und einen Refrain aufweist, der auf ähnliche Weise ins Ohr geht. Es war unser Ziel, Songs zu schreiben, in die sich jeder hineinversetzen kann und die den Test der Zeit bestehen. Einprägsame Melodien sind das, was einen Song ausmacht, nicht nur die Riffs, die ihn aufbauen. Dennoch ist die harte Kante das, was KINGSMEN auszeichnet. Das Album ist der Versuch, diese beiden Welten zusammenzubringen.“ Um voranzukommen, fordert sich das Quintett aus Providence, Rhode Island selbst heraus: „In den letzten Jahren haben wir uns als Musiker individuell verbessert“, weiß Nick. „Nun wollten wir auch als Songwriter wachsen. Deshalb haben wir uns selbst so weit getrieben, wie es ging. Das ist der Grund dafür, dass es weniger Blastbeats gibt. Als wir die Demo-Aufnahmen für das Album einspielten, wurde uns klar, dass wir etwas anderes als bei der letzten Platte machen wollten – nämlich beweisen, dass wir Songs schreiben können und nicht nur schrille Riffs aneinanderreihen.“
Der Gitarrist kann sogar einen Aha-Moment benennen, der zum Weiterdenken geführt hat: „Nach unserem METALLICA-Cover ,Sad but true‘ wollten wir die Grenzen dessen, was KINGSMEN sein können, verschieben. ‚Bones Don’t Lie‘ zeigt ein bisschen von allem, was wir können – von super heavy bis sehr dynamisch. Wir haben uns in die Emotionen vertieft, die wir umsetzen wollten, und sie so gestaltet, dass man kein Death-Metal-Fan sein muss, um sie zu genießen.“ Der Wechsel harter Strophen und clean gesungener Refrains unterhält. Moderne Hörgewohnheiten sind für das einprägsamere Material aber nicht der Grund: „Der aktuelle Trend zu Singles ist klug, denn so kann man mit seinem Sound experimentieren und braucht weitaus weniger Budget als für eine komplette Platte“, äußert Nick. „Alben sind dennoch nicht tot. Der Trend hat allerdings einen Einfluss auf das Songwriting. Man muss sicherstellen, dass die Nicht-Singles genauso stark wie die Stücke sind, die man auskoppelt.“ So oder so, bei KINGSMEN ging es schon immer um Gemeinschaft: „Unser Mantra ist, dass wir zunächst Freunde und erst dann Bandmitglieder sind. Wir halten alles zwanglos, achten auf den Spaßfaktor und können miteinander jederzeit einen offenen Dialog führen. Auch das hat seinen Anteil daran, dass wir mit ‚Bones Don’t Lie‘ beweisen, dass wir mehr als nur heavy sein können.“
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© by Fuze - Ausgabe #99 April/Mai 2023 und Arne Kupetz
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