KING BANANA

Einige Male hatten Sänger Robert Zierhofer und ich den Termin für dieses Interview verschoben, da ich eigentlich mehr Leute von den niederbayerischen Ska-Bananenfreaks vor´m Mikro haben wollte. Aber da dies kurzfristig nicht möglich war, entschloss ich mich Robert (nach einer durchzechten Nacht) in seiner königlichen Suite in Regensburg gegen Mittag zu besuchen. Seine Königin Martina öffnete mir die Tür ihrer Residenz, gut gelaunt mit einem strahlendem Lächeln auf den Lippen - hingegen Bananenkönig Robert immer noch ziemlich angepisst: "Weißt du, dass ich jede Menge Scheisse erzähle? - mein letzter Drink war neongrün und ich rauchte Zigarre, wenn dir dass was sagen sollte?!" Ein äusserst (un-)günstiger Zeitpunkt (Kinder und Betrunkene sprechen ja bekanntlich die Wahrheit!?), wie sich im Laufe des Gesprächs herauskristallisieren sollte.

Niederbayern, besonders Passau kennen viele nur von den politischen Veranstaltungen der rechtsextremen DVU in der Nibelungenhalle. Eher eine Gegend aus der man Bierzeltmusik erwartet, aber weniger eine Skaband, die zudem noch aus zehn Leuten besteht.

Eines vorweg - Passau ist Scheisse! Niemand von uns ist aus Passau und keiner von uns will irgendetwas mit Passau zu tun haben. Und was die Musiker betrifft - man spielt ein Konzert zu viert und sucht einen Trompeter, das nächste Konzert spielt man dann schon zu fünft und sucht einen Posaunisten, usw. Da gerade viele Musiker aus der Blasmusik stammen ist es hier sehr einfach eine Skaband zu gründen.

KING BANANA versuchen auf ganzer Linie professionell zu arbeiten - ob nun im Studio, auf der Bühne oder beim Merchandising. Wer kümmert sich um was bei KING BANANA?

Eigentlich Albert, der Gitarrist, und ich. Aber es läuft meist doch alles anders als geplant. Da wir versuchen professionell zu sein, benötigen wir dringend einen Manager, der rumtelefoniert, die Gigs ausmacht usw.

Ihr seid ja oft im Vorprogramm grosser Ska-Acts vertreten, wie bspw. THE SELECTER, MR. REVIEW, HOTKNIVES oder SKAOS, aber nicht um jeden Preis - Stichwort Gage: Skabands haben doch eher den Ruf einen stärkeren Hang zur Kohle zu besitzen als Musiker benachbarter Musikstile wie Surf oder Punkrock.

Stimmt! - Was sind 1.000 DM Gage bei zehn Leuten? Hundert Mark für jeden - eben gerade das Spritgeld und ein Butterbrot. Wir verdienen uns dabei also keine goldenen Nasen. Im Gegenteil, bisher ging´s lediglich um´s Bandkasse auffüllen und den Sprit bezahlen. Richtig Kohle machen mit Musik, das wär´s: den ganzen Tag im Proberaum sitzen und Songs schreiben, Kiffen wie die Sau... Ähmm - stop - halt - Zensur... lustig sein! Geld ist also nicht schlecht. Und den Punker, der mir erzählt, dass Geld schlecht ist, den möchte ich erst einmal sehen.

Musikalisch haben sich KING BANANA doch eher dem traditionellen Ska verschrieben. Wie findest du den Ska der Neunziger und dessen Ableger wie Skapunk?

Ganz einfach zum Kotzen! Ich hasse Rockmusik jeglicher Art. Black Music ist mein Gebiet. Deswegen kann ich es nur verurteilen, wenn irgendwelche hirnverbrannten Vollproleten beginnen, aus hervorragender Musik Scheisse zu machen und dies dann als Skapunk bezeichnen. Wenn man zu blöd oder musikalisch einfach zu schlecht ist um richtigen Ska zu spielen, sollte man es besser dabei belassen und vielleicht nur Punk spielen.

Klare Aussage! "Welcome To Banana Island", eure erste selbstproduzierte Platte, ist seit einigen Monaten im Eigenvertrieb erhältlich. Was hat sich seit dieser Zeit getan?

Wir führten Gespräche mit einem Punk- und Oi-Label namens Mad Butcher Records. Das Problem hierbei war, dass wir uns in keinster Weise mit dem Programm des Labels identifizieren können. Es war ein lustiger Abend, aber stundenlang Oi-Musik mit etwas Neo-Ska, den ich auch nicht unbedingt gut finde, ist für einen Musikliebhaber doch eine harte Angelegenheit. Das Material von "Welcome To Banana Island" sollte neu aufgelegt werden, aber mit der Bedingung, dass das Cover geändert wird, da dieses angeblich rassistisch ist. Einfach lächerlich! Ansonsten ist es schwierig irgendwo unterzukommen, da wir von der Bandstärke her zu gross sind. Es ist einfacher und billiger mit einer minimierten Band von sechs bis acht Leuten auf Tour zu gehen. So richtig interessiert hat sich neben Mad Butcher bisher kein weiteres Label.

"Skinhead - Remember Your Roots" - ein Song aus eurem aktuellen Album. Findest du es nicht auch etwas traurig, dem Skinhead Movement immer wieder den Spiegel vorhalten zu müssen?

Schon, das ist eigentlich total lächerlich, das würde ich jetzt so auch nicht mehr machen. Die Nummer ist eben sehr "traditional"-angelehnt. Also was passt da besser als einen Text für Glatzen zu machen? Aber je öfter wir dieses Stück spielen, umso mehr wird mir klar, was soll´s eigentlich? Andererseits ist´s nicht schlecht den NPD-Fuckern im Osten der Republik, dort spielen wir demnächst, klarzumachen, dass Skinhead nix mit Nationalstolz, Blut & Ehre oder Krupp-Stahl zu tun hat.

Eine Vielzahl der Ox-Leserschaft bewegt sich ja eher in Punkrockkreisen, wenngleich immer mehr auch Punks auf Skashows anzutreffen sind. Wie erleben KING BANANA Punkrocker auf ihren Gigs?

Ich denke, die haben Spass! Beim Gig in Braunschweig haben sich vor allem die Punks ins Zeug gelegt. KING BANANA können dies auch nur ausserhalb Niederbayerns beobachten, denn eine Punkrockszene ist dort kaum noch zu beobachten. Punkrocker können ihren Spass zeigen und müssen nicht - cool die Arme verschränkt - rumstehen.

Was konkret streben KING BANANA in der nächsten Zeit an?

Einen Soundwechsel - wir werden versuchen vielseitiger zu werden. Du kennst das Album, das zu 90% aus Skanummern besteht. Das wird in Zukunft nicht mehr so sein. Die neuen Nummern sollen etwas in Richtung Rocksteady gehen und es wird viel mehr Reggae und auch etwas Soul geben. Reggae stellt an die Musiker im Gegensatz zu Ska technisch mehr Anforderungen. Reggae "live" zu spielen, der nicht wie ein Valium wirkt und trotzdem bei den Leuten ankommt, ohne einen grossen Namen zu besitzen, ist eine immense Anforderung, der wir uns stellen wollen, um vielseitiger zu werden.

Na denn - viel Erfolg dabei!