JUSTICE

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Gerechtigkeit für alle!

Seit 2003 zählen die aus Belgien stammenden JUSTICE zu den aktivsten Bands des für ein drogenfreies Leben eintretenden Teils der Hardcore-Szene. Eine US-Tour und ein Album später melden sich JUSTICE, die wie bislang Youngblood Records verbunden sind, aber in Europa jetzt auf Reflections veröffentlichen, mit "Escapades" zurück. Wer aus alter Vertrautheit auf Posi-Oldschool-Hardcore setzt, dürfte schon beim Opener "I need air" erstaunt aufhorchen: JUSTICE sind fast durchweg langsamer geworden, die früher meist recht raue Stimme von Frontmann Filip klingt in der Produktion von Altmeister Don Fury etwas glatter, und da ist es ein Wink mit dem Zaunpfahl, wenn bei "I need air" Richie Birkenhead (ex-UNDERDOG, ex-INTO ANOTHER) als Gastsänger auftritt. Ich mailte Frontmann Filip Hermans ein paar Fragen.





Wie kommt es, dass ihr nun Teil der Reflections-Familie seid?


Wir haben schon immer unsere eigenen Dinge gemacht, wie zum Beispiel unsere eigenen Platten heraus gebracht, vertrieben, verkauft und promotet. Aber mit der Zeit konnten wir mit dem Tempo nicht mehr Schritt halten. Es ist so anstrengend, die eigenen Platten zu vermarkten, Shows zu spielen und die Miete zu bezahlen. Ich mochte die Leute von Reflections Records schon immer, sie sind auf dem Boden geblieben. Sie mögen Hardcore, guten Hardcore. Sie haben eine Menge guter Bands auf ihrem Label und diese Bands machen ihren Job verdammt gut. Sie erreichen ihre Ziele viel einfacher, und wir mussten hart arbeiten. Wir schaffen das jetzt nicht mehr. Das Label war sehr interessiert an uns, sie mochten zwar unsere alten Songs nicht, aber sie lieben unsere neuen, deswegen kamen wir schnell zusammen und sortierten aus. Unser neues Album trägt den Titel "Escapade". Eine Eskapade ist etwas, was man tut wenn man jung ist und erst später bedauert. Jeder Songtext der Platte ist mir extrem wichtig, sie erzählen Geschichten über mich und die anderen Jungs von JUSTICE. Ich möchte jetzt nichts romantisieren, aber darum geht es. Die Texte stehen für die Entwicklung, jede Platte ist ein weiterer, musikalischer Schritt vorwärts. Wir möchten uns selbst weiterbringen, es ist einfach, dasselbe Album zu schreiben, ein Neues dagegen schwer. Vielleicht bereuen wir es einmal, aber wir haben nun die CD gemacht, die wir wollten, und das ist alles, was wir tun konnten.



Wie seid ihr mit Don Fury zusammen gekommen, wie waren die Aufnahmen und die Zusammenarbeit mit ihm?

Ich und Stief hatten diesen Traum, wir wollten mit Don Fury aufnehmen, da er für die meisten unserer Lieblingsplatten verantwortlich ist. Nach einer Weile wurde uns klar, dass JUSTICE die einzige Band sein wird, mit der wir so etwas machen können. Wir haben ihm gemailt, er hat sich uns angeschaut und war interessiert. Er kam letzten Sommer auf unser Konzert im CBGB's und die Dinge nahmen ihren Lauf. Es war sehr interessant, mit ihm aufzunehmen, jeder Tag war eine Geschichte für sich, dieser Mensch ist anstrengend, manchmal verrückt, aber sehr gut in dem, was er macht. Er hat das Beste aus uns herausgeholt.



Und Richie Birkenhead?

Wir tourten mit UNDERDOG und haben uns angefreundet. Ich fragte ihn, ob er einen Song mit uns singen wolle, und er stimmte zu. Er kam zu uns ins Studiound half uns bei dem Song, aß sein chinesisches Essen, redete mit uns über Baseball und ging. Ich liebe ihn. Er hat er letzten Sommer geheiratet und macht jetzt etwas mit Publicity. Er macht gerade auch THE FORMULA. Ich hoffe, die Platte erscheint bald, sie ist sehr gut!



Die Zusammenarbeit mit Don und Richie macht meiner Meinung nach Sinn, nachdem ich das Album gehört habe. Ich denke, ich habe Einflüsse von Bands wie INTO ANOTHER, SUPERTOUCH, VERBAL ASSAULT oder UNIFORM CHOICE herausgehört ...

Ich liebe die Bands, die du genannt hast, und wir haben hauptsächlich versucht, wie die BAD BRAINS zu klingen. Obwohl man das nicht schafft, versucht man es immer wieder. Nebenbei wurden wir von vielen anderen Bands wie auch Menschen beeinflusst. Ein guter Mix aus allem. Aber wir versuchen, unser eigenes Ding zu machen.



Für eine zeitgenössische Band klingt euer Sound ziemlich einzigartig. Warum ist das so? Ich meine, es gibt eine Menge an Youthcrew- und Oldschool-Bands ...

Es ist einfach, dieselbe Platte wieder und wieder zu schreiben oder Dinge zu kopieren. Es ist schwer, etwas aus dem Nichts zu erschaffen und sein eigenes Ding zu machen ...



Was sind deine Pläne? Wo denkst du, wird dich diese Band hinbringen?

Hoffentlich dahin, an verrückten Orten zu spielen. Wir lieben es zu touren, das ist es, was eine Hardcore-Band tun sollte. In den Van steigen, an Orte fahren, neue Leute treffen, für verschiedene Leute spielen.



Erzähl mir mehr über die Szene in Belgien, eurer Heimat.

Es ist cool, wir haben gute Bands wie RHYTHM TO THE MADNESS, RISE AND FALL, ONE VOICE, LOSING STREAK und natürlich TRUE COLORS. Ich glaube, wir sind in der Hinsicht verwöhnt, jedes Wochenende finden fünf Shows statt, so dass die Kids sich schnell gelangweilt fühlen, aber ein paar bleiben.