Wenn man sich die Orte des Ruhrgebiets ansieht, in denen Hardcore-, Metal- und Punkshows stattfinden, wird man auf jeden Fall in Essen landen. Das Turock oder das benachbarte Don’t Panic sind seit Jahren etablierte Standorte für solche Veranstaltungen. In Bochum findet hin und wieder in der Matrix das ein oder andere Konzert statt und natürlich fällt einem auch die Turbinenhalle in Oberhausen ein, wo mittelgroße Shows, wie etwa die alljährliche Persistence Tour veranstaltet werden. Wie sieht es aber mit der Stadt Dortmund aus? Bis auf das FZW ist die Auswahl an Veranstaltungsorten für Konzerte in der drittgrößten Stadt von NRW ziemlich mau.
Ein Grund dafür ist vielleicht das Wegbrechen von mittelgroßen Veranstaltungsorten wie etwa der Live-Station. Seit einigen Jahren macht aber zunehmend ein neuer Standort auf sich aufmerksam, das JunkYard. Der Name dieses außergewöhnlichen Ortes für Konzerte, Events oder andere Kulturveranstaltungen ist wörtlich zu nehmen, denn es handelt sich dabei wirklich um einen ehemaligen Schrottplatz. Beim Build To Break-Festival mit WALLS OF JERICHO und TERROR konnte ich zum ersten Mal den mit unglaublichem Industriecharme ausgestatteten Standort bestaunen und wollte mehr darüber wissen, wer hinter dieser ungewöhnlichen Idee steckt. Grund genug, mich mit Joe, einem von drei Bookern im Team, zu verabreden, der mir einiges zur Geschichte den Ideen dahinter sowie zur möglichen Zukunft dieses einzigartigen Ortes berichtet.
Joe, wann ging das los mit dem JunkYard?
Los ging es 2016 mit dem ersten JunkYard Open Air mit Stoner-Bands aus der Gegend. Das war eine ziemlich improvisierte Nummer mit einem Sattelschlepper, der als Bühne diente, und Paletten, die zu Theken zusammengebaut wurden. Die Idee zur Durchführung eines Festivals auf einem Schrottplatz kam unter anderem von Valentin vom Black Plastic und dem Team JunkYard. Nachdem auf dem alten Schrottplatz die ersten Techno-Raves und Stoner-Konzerte stattfanden, ist die Sache richtig ins Rollen geraten. Das Team JunkYard wuchs immer mehr, und im Laufe der nächsten Jahre entwickelte es in Hunderten von Stunden den Veranstaltungsort, wie man ihn heute hier sieht. Mittlerweile haben wir einige Angestellte wie etwa mich und auch einen Auszubildenden, der den Beruf des Veranstaltungskaufmanns hier im Betrieb lernt.
Was wurde alles verändert, woran habt ihr gearbeitet?
Zu Anfang war alles sehr roh sowohl Open Air als auch die Halle. Die ehemalige Werkstatt wurde zu einer geschlossenen Veranstaltungshalle mit Theke und Bühne umgebaut. In der Mitte sieht man noch die Reste der Gruben, in denen früher die Mechaniker an den Autos geschraubt haben. Natürlich muss man auch festhalten, dass anfangs viel Aufräumen und Verschrotten zum Tagesgeschäft gehörte. Einige Autos hat man noch für dekorative Zwecke oder kreative Weiternutzung hier stehengelassen. Aus den Altreifen wurden Sitzgelegenheiten oder auch die Einfassungen der Waschbecken in den Toiletten. Das letzte richtig große Projekt war der Ausbau der großen Open-Air-Bühne. Hierfür hat das Team JunkYard die Corona-Zeit genutzt, da sie durch die staatlichen Bestimmungen kein „Daily Veranstaltungsbusiness“ durchführen konnten. Zusätzlich wurde diese erzwungene Pause genutzt, um einige Verbesserungen in der Halle vorzunehmen, für die im Alltagsgeschäft keine Zeit geblieben wäre.
Was für Veranstaltungen finden hier statt? Ich kenne den JunkYard ja bislang nur von Hardcore-Konzerten.
Wir sind sehr divers aufgestellt, und von Konzerten unterschiedlicher Genres von Hardcore über Stoner-Rock bis zu Metal und Punk ist alles dabei. Aber auch Techno-Events, HipHop-, Indie- und Reggae-Shows sowie Comedy, Podcasts und Poetry Slams gibt es bei uns. Viele Sachen finden jetzt im Sommer natürlich draußen statt, wie auch das Tombstoned Fest mit NAPALM DEATH oder auch das Reggae-Konzert mit PROTOJE. In der Halle traten namenhafte Künstler wie Marteria oder LOST FREQUENCIES im Rahmen von zwei durch Radio 1Live ausgerichteten Konzerten auf. Ich bin seit 2018 mit meinen Konzertreihen im JunkYard tätig und wurde während der letzten beiden Jahre auch ins Team JunkYard aufgenommen.
Wenn ihr so breit aufgestellt seid, stellt sich für mich natürlich die Frage, ob ihr euch da nicht auf sehr dünnem Eis bewegt. Ist es in der Zeit nach Corona nicht umso schwerer, noch wirtschaftlich in die Zukunft zu planen?
Da hast du recht, es ist derzeit extrem schwer zu kalkulieren. Die Vorverkäufe sind zum Teil sehr rückläufig. Vielleicht liegt es daran, dass viele Leute noch immer vier Tickets am Kühlschrank hängen haben oder befürchten, sich mit Corona anzustecken. Früher konnte man relativ sicher durch die Vorverkäufe abschätzen, wie die Shows besucht sein würden. Aktuell sehen wir VVK-Zahlen von 30%, wo es früher vielleicht doch 75% waren. Wir blicken optimistisch in die Zukunft und hoffen, dass dieser Zustand nicht mehr lange anhält. Für die Zukunft wünsche ich mir mehr Planbarkeit für unsere Location hier in der Dortmunder Nordstadt. Alle Leute, die hier arbeiten oder mithelfen, investieren viel Energie, Kreativität, Schweiß und Herzblut in diesen Ort.
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