JOE GINSBERG

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Ohne Schnauzbart und Kontrabass

Wer schon mal bei einem Chuck Ragan-Konzert war oder auch die Revival Tour gesehen hat, müsste ihn kennen, den Mann mit dem dicken Schnauzbart und dem Kontrabass: Joe Ginsberg. Zusammen mit Jon Gaunt gehört er zur Standardbegleitung des HOT WATER MUSIC-Sängers. Nun spielt Joe Ginsberg allein mit der Gitarre im Vorprogramm von Chuck Ragan – ohne Kontrabass und leider auch ohne Schnauzbart. Eine EP ist auch draußen und trägt den hübschen Titel „You Are Guarded By The Daylight, We Are Losing In The Nighttime“. Ich war neugierig, wie es ihm so geht, ohne Bass, Bart und Bandkollegen allein auf der Bühne, und traf ihn vor dem Konzert in Berlin zum Gespräch.

Du bist bekannt als der Mann mit Bart im Hintergrund. Wie fühlt sich das an, jetzt alleine auf der Bühne zu stehen?

Es macht Spaß. Natürlich ist es anders, na klar, aber es ist toll, etwas Neues zu machen, Songs zu spielen, die ich mag, und mit dem Publikum auf diese Weise in Kontakt zu treten. Ich bin gerne auf der Bühne und mache Musik, es ist nervenaufreibender als sonst, aber daran gewöhnt man sich schon.

Was können wir von dir erwarten?

Ich habe ja gerade mal eine EP veröffentlicht und arbeite derzeit noch an einigen Solosachen. Ich habe viele Einflüsse, ich glaube, Tom Petty und BRIGHT EYES inspirieren mich am meisten. Ich mag Americana und Folk, aber eher so in die Indie-Richtung. Meine Texte sind recht persönlich, ich hoffe aber, dass sie abstrakt genug sind, dass die Leute was damit anfangen können.

Wie ist deine Beziehung zu Chuck Ragan? Ich tippe mal, dass du ihn und Jon Gaunt mehr gesehen hast als irgendjemanden sonst in den letzten Jahren.

Ich spiele jetzt seit drei Jahren mit Chuck und Jon Gaunt, ich schätze die beiden sehr. Gerade Chuck ist ein wundervoller Mensch, um gemeinsam Musik zu machen, zu reden, unterwegs sein oder auch Angeln gehen. Er ist sehr gelassen und das schätze ich sehr. Vor allem auf Tour.

Du bist ja nun auch schon ewig unterwegs in Sachen Musik.

Ja, neun, zehn Jahre sicherlich. In den letzten Jahren war ich tatsächlich mehr zu Hause als normalerweise. Es ist dieser ewige Konflikt. Ich bin gerne unterwegs, und wenn ich zu Hause bin, will ich raus, und wenn ich unterwegs bin, will ich nach Hause, haha. Ich möchte am liebsten jeden Abend Musik machen. Solange ich das kann, ist es mir relativ egal, wo ich bin, denn dann bin ich glücklich. Das ist schon ein interessanter Lifestyle, ich liebe das.

Es ist nicht schwierig, Dinge über dich zu erfahren, du teilst so ziemlich alles, was du machst, auf Facebook, Twitter und Instagram. Gruselt es dich nicht, wenn man so viel von dir sieht?

Vor einigen Jahren spielte ich in einer Pop-Punk-Band namens SINGLE FILE. Das war ungefähr zu der Zeit, als MySpace groß war und Twitter gerade anfing, immer beliebter zu werden. Mit der Band haben wir eigentlich alles über das Internet gemacht, vor allem über MySpace. Damit wurde die Band ziemlich bekannt und irgendwie ist das für mich mittlerweile selbstverständlich. Ich liebe diesen Social-Media-Kram, vor allem Instagram macht mir Spaß. Ich mache sowieso andauernd Fotos und damit kann man dann noch ein bisschen Quatsch machen und sie hochladen, ist doch gut. Außerdem kriegen die Leute dann ein bisschen mit, was ich so mache. Ach, ich nehme das gar nicht so ernst, mir macht das vor allem Spaß.

Zurück zur Musik: bringst du nach der EP noch ein Album raus?

Ja, ich arbeite schon daran, allerdings liegt unser Fokus erst einmal auf Chuck Ragans neuem Album und ich denke, das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Trotzdem schreibe ich die ganze Zeit und schaue, dass ich meinen Stil weiterentwickle. Ich freue mich darauf, mein eigenes Album zu machen, früher oder später wird es auch passieren, wenn die Zeit reif ist und die Songs fertig sind.

Nun die Frage, die uns alle seit der letzten Revival Tour bewegt: Wieso hast du deinen Schnauzer abrasiert?

Haha! Du glaubst gar nicht, wie ätzend das ist, ich hatte immerzu Wasser im Bart, wenn ich getrunken habe, und ich musste ihn jeden Tag mit Wachs einschmieren, ich hatte einfach die Schnauze voll, haha. Ich dachte mir: So, jetzt ist Feierabend, weg damit. Ich kam nach einer Woche Festivalkonzerte nach Hause und das Erste war, nachdem ich meine Hunde begrüßt hatte, ins Badezimmer zu gehen und diesen verflixten Bart abzurasieren. Weg damit! Ich wollte Veränderung.

Neben deinem Bart bist du ja eigentlich auch für den Kontrabass bekannt, vermisst du den nicht? Ich habe gehört, du hast ihn sogar ganz zu Hause gelassen für diese Tour.

Ich spiele neuerdings auch E-Bass und bin gespannt, was die Leute sagen. Natürlich fehlt mir der Kontrabass, aber bei dieser Tour ergab es mehr Sinn, ihn zu Hause zu lassen, weil wir die ganze Zeit ein Schlagzeug dabeihaben und der E-Bass ein bisschen besser durchkommt. Bei den Solosachen ist es eine schöne Abwechslung, mal Gitarre zu spielen. Ich bin kein großartiger Gitarrist, aber ich spiele viele verschiedene Instrumente und es ist immer gut, etwas Neues auszuprobieren.