JOE DANTE

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What You See Isn’t Always What You Get

Die Auseinandersetzung mit dem Hollywood-Establishment hat in diesem Heft nie wirklich eine Rolle gespielt. Dazu muss man sicher auch Joe Dante zählen, der seit Anfang der 80er in der obersten Liga Hollywoods mitmischt – bei dreien seiner Filme war Steven Spielberg Executive Producer –, und der mit Stars wie Tom Hanks, Meg Ryan, Dennis Quaid oder John Goodman gearbeitet hat. Doch im Gegensatz zur neuen Generation von Hollywood-Regisseuren ist Dante – geboren am 28. November 1946 in Morristown, New Jersey – noch immer ein echter Filmfan, der wie viele andere Teenager in den 50ern mit den typischen Cartoons und Horrorfilmen dieser Zeit aufwuchs.
Das lässt sich bei jedem seiner Filme leicht nachprüfen, sei es sein Klassiker „Gremlins“ (1984) – und natürlich die sechs Jahre später entstandene Fortsetzung –, „Small Soldiers“ (1998), die wundervolle William Castle-Hommage „Matinee“ (1993), „Innerspace“ (1987), „The ’Burbs“ (1989) oder „The Howling“ (1981), die alle eine sehr persönliche, intelligente Form von Dantes Humor und Kreativität zeigen und vollgestopft mit In-Jokes und Reminiszenzen anderer Art sind. Dabei fiel der Erfolg Dante auch nicht über Nacht in den Schoß. Er lernte sein Handwerk Mitte der 70er bei Roger Cormans Low Budget-Produktionen der New World Studios, wie viele andere spätere Hollywoodgrößen auch, darunter Martin Scorsese, Jonathan Demme, Francis Ford Coppola, Ron Howard oder Jack Nicholson. Anlässlich der hiesigen DVD-Veröffentlichung der Corman-Produktionen „Hollywood Boulevard“, Dantes erster Film von 1976, und „Rock’n’Roll Highschool“, wo er bei einigen Szenen als Regisseur einspringen musste, bot sich die Gelegenheit mit Dante zur Mittagszeit in LA am Telefon ein wenig über seine Karriere und das Filmgeschäft an sich zu plaudern.

Die Oscar-Verleihung in diesem Jahr war ja etwas überschattet durch andere Ereignisse. Bist du selbst auch da gewesen?


Nein, alle gehen da nie hin. Das Kino ist ziemlich klein, und wenn du nicht nominiert bist, hast du lausige Plätze. Also bleiben die meisten Zuhause und schauen es sich im Fernsehen an. Ich bin sowieso fast nie dabei gewesen. Nun, ich bin ein Hollywood-Liberaler, was soll ich sagen, haha. Aber ich stimme durchaus dem zu, was Michael Moore gesagt hat.

War es für dich verwunderlich, dass er der Einzige war, der sich so eindeutig geäußert hat? Zumal er ja auch nicht gerade Begeisterungstürme damit geerntet hat.

Es gab sehr viel Druck auf die Leute, sie sollten sich möglichst höflich und gebührend benehmen. Die Werbekunden für die Show sollten nicht verschreckt werden, und so hielten die meisten eben ihre Klappe, aber grundsätzlich gab es schon sehr gemischte Gefühle. Ich glaube nicht, dass die Leute politisch grundsätzlich anderer Meinung waren, aber sie hielten es wohl für unhöflich und wenig geschmackvoll, es in dieser Form zu sagen. Zumal er genau dieselbe Ansprache während der IFP Awards gehalten hat. Es war nicht improvisiert, sondern exakt die gleiche Rede.

Zeugte es nicht auch von schlechtem Geschmack seitens der Veranstalter, währen der Begrüßungsrede von Steve Martin das Polizeiphoto eines völlig desorientierten Nick Nolte zu zeigen? Er ist sicher nicht der einzige Hollywoodstar mit Drogenproblemen ...

Klar, es war ziemlich mies, das zu machen. Das war meiner Meinung nach ein wirklich billiger Gag.

Kommen wir mal auf deine aktuellen Projekte zu sprechen. Woran arbeitest du gerade?

Ich arbeite momentan an ‚Looney Tunes’, der wird aber nicht vor November in die Kinos kommen. Davor habe ich ‚Haunted Lighthouse’ gemacht. Das war ein 25-minütiger 3-D-Film für einen Themenpark. Die Anheuser-Busch Company besitzt eine Reihe von Parks, zum Beispiel SeaWorld in den Staaten, wo sie diese 3-D-Kinos haben. Es ist dreidimensional und sie schütten Wasser über dich und lassen die Sitze vibrieren, richtig interaktiv. Das war sehr interessant, ich hatte so was vorher noch nie gemacht.

„Looney Tunes“ soll ja eher wieder eine klassische 2-D-Animation mit den ganzen alten Warner-Cartoonfiguren wie Daffy Duck, Tweety, Sylvester und Bugs Bunny sein.


Nun, es ist es nicht wirklich digital wie bei ‚The Adventures of Rocky & Bullwinkle’, wo sie versucht haben, die Figuren schön rund aussehen zu lassen, so als ob sie wirklich in der Szene drin wären. Unsere Figuren sind ganz traditionell animiert, wir wollten, dass sie so aussehen, wie sie halt immer ausgesehen haben. Es gibt zwar Schatten und so was, aber man muss sich das wie bei ‚Who Framed Roger Rabbit’ vorstellen.

Hast du auch das Gefühl, dass sich in Hollywood wirklich alles nur noch um Computereffekte dreht?

Das trifft sicher auf ein Publikum zwischen 12 und 18 zu. Wenn man im Moment ins Kino geht und sich die Trailer anschaut, sieht man vor allem Actionfilme mit jeder Menge Spezialeffekte und wenig ‚intellektuellen’ Absichten. Das nennt sich bekanntermaßen Blockbuster-Kino und spielt eine Menge Geld ein. ‚Matrix’, ‚X-Men’ und solche Filme machen immer Geld, also werden sie auch weiterhin gedreht.

Dafür werden auch die Drehbücher immer schlechter.

Das stimmt allerdings. Oft ist es auch so, dass man mit den Dreharbeiten beginnt, bevor das Drehbuch überhaupt fertig ist. Sie haben nur ein paar vage Ideen, was die Story betrifft, aber wissen, wie die großen Actionszenen aussehen sollen. Sie schreiben es dann ständig um, während sie den Film drehen, und am Ende macht alles keinen Sinn mehr. Dann wird nachgedreht, dann schreiben sie es wieder um, und am Ende hat man einen Film mit 20 Drehbuchautoren, die sich nie begegnet sind. Das Ganze ist oft sehr unzusammenhängend.

Und wie sieht deine Arbeitsweise aus
?

Genau so, haha. Nimm zum Beispiel ‚Small Soldiers’, da gab es sicherlich 12 oder 13 verschiedene Autoren. Und vieles im Drehbuch machte einfach keinen Sinn, also mussten wir es am Set irgendwie hinbiegen. Genauso wie bei ‚Looney Tunes’ im Moment.

Wie kommt es eigentlich, dass du nie selber das Drehbuch für einen deiner Filme geschrieben hast?

Ich bin kein guter Drehbuchautor. Ich bevorzuge Leute, die wirklich gut in etwas sind, und das Beste bei einem Film geben, an dem ich gerade arbeite. Ich mache auch nicht selber die Kamera und so was, aber ich bin natürlich überall dabei, um sicher zu sein, dass es wirklich die richtige Form annimmt. Aber ich mache die Arbeit nicht selber, weil es ehrlich gesagt Leute gibt, die das besser können. Ich verlasse mich auf deren Sachverstand.

Wie siehst du denn generell die Arbeit eines Regisseur, ist das mehr so eine Art Dompteur-Job?

Die Aufgabe des Regisseurs ist, wirklich das Beste aus allen Beteiligten herauszuholen. Regisseure können einen Film nicht alleine machen, du brauchst dafür andere Leute. Falls du nicht vor hast, wirklich alles alleine zu machen, vom Dreh bis zum Schnitt. Toll, wenn man das kann, aber bei Filmen einer bestimmten Größenordnung ist das einfach zu kompliziert, und so ist es wichtig, alle im selben Boot zu haben, damit alle auch wirklich den gleichen Film machen. Sie müssen verstehen, was du willst, damit du genau das von ihnen bekommst, ohne zusätzlichen Aufwand und Kosten. Das setzt natürlich voraus, dass man selber weiß, was für einen Film man machen will.

Kommt man sich dann dabei nicht manchmal wie ein reiner Auftragsregisseur vor?

Eigentlich nicht, da ich solche Jobs nie angenommen habe. Ich habe nie einen Film gemacht, den ich mir nicht auch selbst anschauen würde. Ich bin da sehr vorsichtig und mache nur Filme, die mich in irgendeiner Form inhaltlich interessieren. Denn man verbringt eine wirklich lange Zeit mit so einem Projekt, und das wird einen den Rest seines Lebens verfolgen. Und nur zu sagen ‚Klar, ich mache die Komödie mit den beiden fetten Typen, schickt mal die Kohle rüber’, da hätte ich ein Problem mit. Ich muss mir danach noch selbst ins Gesicht schauen können. Du willst morgens aufstehen und mit ruhigem Gewissen zur Arbeit gehen.

Auf welcher Stufe siehst du dich denn selbst als Regisseur innerhalb des Hollywood-Systems?


Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Ich nehme an, man hält mich für einen Einzelgänger oder so was. Ich streite mich sehr häufig mit den Leuten, für die ich arbeite, weil ich denke, dass sie im Unrecht sind. Deshalb hält man mich für schwierig. Ich sehe mich aber nicht so, da ich mich immer bemühe, den Ideen anderer Leute entgegenzukommen. Es gibt aber bestimmte Dinge, die ich nicht mache, deshalb ist es schwierig für andere Leute, mich von solchen Sachen überzeugen zu wollen. Ich habe kein Problem damit, eigene Fehler einzugestehen, aber ich habe keine Lust, die anderer Leute machen zu müssen.

Dennoch gibt es sicher Filme, mit denen du nicht zufrieden bist?

Jede Menge. Einmal, weil ich selber Fehler gemacht habe, und dann, weil es nicht der Film war, den ich wirklich machen wollte. Es gibt sicher Filme, mit denen ich sehr zufrieden bin, aber vor allem aus persönlichen Gründen, wo jeder andere fragen würde: Wieso jetzt gerade dieser Film? Einfach, weil ich ihn mag! Es gibt Filme, die sind so persönlich, dass es niemand wirklich mitbekommt, haha. Ich versuche aber, mir nicht allzu viele Gedanken darüber zu machen.

Wenn du an einem Projekt arbeitest, gibt es da eigentlich eine klare Vorgabe, dass das jetzt unbedingt ein Kassenknüller werden muss?

Das ist nicht unbedingt mein Ziel, aber das ist das Ziel der Leute, für die ich arbeite. Sie wollen einen Film, der jeden zufrieden stellt, aber so was existiert nicht. Und wenn doch, wäre das kein besonders interessanter Film. Es muss möglich sein, dass der Film Kanten besitzt, ein bisschen düster ist und vor allem überraschend. Du musst es dem Publikum ermöglichen, Bereiche zu entdecken, die es nicht erwartet hätte. Ich versuche dabei, so unkonventionell wie möglich zu sein, und oft gibt es Leute, mit denen ich arbeite, die das wirklich zu schätzen wissen.

Meinst du, es wäre momentan noch möglich, einen Film wie „Small Soldiers“ zu machen, der ja durchaus bissig mit dem Thema „Krieg“ umgeht?


Es war schon damals kaum möglich, ihn zu machen, haha. Das lag daran, dass ich die ganze Zeit über mit der Produktionsfirma herumgestritten habe. Sie haben ständig versucht, die sozialkritischen Kommentare herauszunehmen, als ihnen auffiel, dass es da so was gibt - was ihnen glücklicherweise die meiste Zeit entging. Aber um unbemerkt etwas Subversives einzubringen, muss man sie ablenken. Zum Beispiel lass sie sich Sorgen machen, der Film könnte zu brutal sein, dafür kann man ihnen dann politische Anspielungen unterjubeln. Aber in Amerika hat man ‚Small Soldier’ nicht als Film mit einer politischen Message betrachtet, er wurde als Film für Kinder angesehen.

Und wie war das bei „Gremlins“ und der Fortsetzung, wurden die auch als Filme für Kinder angesehen? Steven Spielberg soll ja angeblich gemeint haben, als er „Gremlins 2“ das erste Mal sah: „Is this what the ’90s are going to be like?“.

Ich denke nicht, denn ‚Gremlins’ war eher ein Betriebsunfall, und ‚Gremlins 2’ der Versuch, mit einem Film Geld zu machen, der eigentlich schon viel zu alt war, um davon noch eine Fortsetzung zu drehen. Ich habe das als Möglichkeit angesehen, endlich den Film zu machen, den ich bereits bei ‚Gremlins’ machen wollte, haha. Und der wesentlich düsterer wurde, als eigentlich geplant war. Steven war nicht besonders glücklich über den Film, weil er wohl fand, dass er irgendwie ‚seltsam’ sei, haha. Aber ich mag ihn, ich glaube, dass die 90er tatsächlich so gewesen sind, haha.

Mich hat es immer wahnsinnig irritiert, bei „Gremlins“ „Steven Spielberg präsentiert ...“ zu lesen, das hatte eigentlich nicht allzu viel mit seinen eigenen Filmen zu tun.

Man muss sehen, dass der Name Steven Spielberg zu dieser Zeit volle Kassen garantiert hat, auch wenn er mit dem Film nicht allzu viel zu tun hat. Er hat damit auch schnell wieder aufgehört, da es ihn geärgert hat, dafür ständig den Kopf hinzuhalten. Steven hatte wohl das Gefühl, dass sein Name etwas überstrapaziert wurde. Aber er war der Grund, warum diese Filme überhaupt gemacht werden konnten. Und es gibt nur wenige Leute, mit deren Namen das funktionierte, die so einen Effekt hatten, vielleicht noch Walt Disney oder Alfred Hitchcock, George Lucas auch noch, aber das war’s schon.

Man hört immer, dass du und Steven Spielberg gute Freunde seid, inwieweit stimmt das? Vor allem war er ja zu einem bestimmten Zeitpunkt sehr wichtig für deine Karriere.

Absolut, ich wechselte von Roger Corman zu Steven Spielberg, das war schon ein Glücksfall. Wir sind keine wirklich engen Freunde, aber sind uns auf jeden Fall immer noch sehr freundlich gesonnen.

Wie bist du damals überhaupt zu Roger Corman gekommen?

Ich hatte in den 70ern in New York für ein Branchen-Magazin namens Film Bulletin geschrieben. Ein Freund von mir ging dann nach Kalifornien und arbeitete für Roger Corman. Er bot mir einen Job an, und so kam es, dass ich einige Jahre Trailer für Roger geschnitten habe. Daraus resultierte die Möglichkeit, selber einen Low Budget-Film zu drehen. Ich war vielleicht gerade anderthalb Jahre in Hollywood und konnte plötzlich einen Film drehen.

Roger Corman hat in einem Interview mal über dich gesagt: „I regret a little bit the fact that I’ve never, ever been able to find a trailer editor as good since he left!“


Haha! Um ehrlich zu sein, war ich anfangs richtig schlecht. Ich hatte von nichts eine Ahnung, es war ein Sprung ins kalte Wasser für mich, aber das war bei jedem dort so. Wahrscheinlich haben deshalb so viele Leute danach eine Karriere im Filmbusiness gemacht, da sie alles von der Pike auf gelernt haben.

Aber es war eine völlig andere Art Filme zu machen ...

Sicher, das ganze Business hat sich seitdem verändert. Damals gab es ein bestimmtes Publikum für Drive-In-Filme. Es war ein sehr urbanes Publikum, viele Schwarze, und viele 18-Jährige, die sich die R-Rated-Sexkomödien und Actionfilme anschauten – ein sehr loyales Publikum. Wir hatten zwar nur 20 Kopien, die von Ort zu Ort wanderten, aber es gab dazu Werbespots im Fernsehen, und bevor jemand über die Filme schreiben konnte, waren sie schon wieder verschwunden. Denn die Kopien liefen nur eine Woche in den Drive-Ins, manchmal etwas länger, und dann ging es weiter. Das funktionierte prächtig. Man konnte also kaum Geld damit verlieren, wenn die Filme nicht zu teuer waren. Das war eine sichere Angelegenheit, da es so viele Drive-Ins gab, die begierig solche Filme zeigten. Heute sind die Drive-Ins ausgestorben, es gibt diesen Nischen-Markt nicht mehr, ebenso wie die B-Filme. Es gibt nur gigantische, teure Blockbuster-Filme, die in unzähligen Kinos im ganzen Land gezeigt werden und innerhalb von drei Wochen ein Vermögen einspielen, bevor dann der nächste Blockbuster kommt.

Wie kam es, dass die Drive-In-Kultur so plötzlich ausgestorben ist?

Das hatte natürlich viel mit dem Aufkommen von Video zu tun. Außerdem handelte es sich bei den Drive-Ins um große Grundstücke, die ein Vermögen wert waren. Die Drive-Ins wurden mit der Zeit aufgekauft, da man damit nicht mehr genug Geld machen konnte, um die Steuern für die Grundstücke zu zahlen. Man konnte darauf besser Häuser bauen und richtig Geld verdienen. Dann kamen natürlich auch die Multiplexe auf, plötzlich gab es Zillionen von Leinwänden, und es gab keine Möglichkeit mehr, mit den Filmen der großen Studios zu konkurrieren. Und die großen Studios haben sogar Dinge kopiert, die Roger in den 80ern gemacht hat. Die Idee für die ‚Charlie’s Angels’-Serie wurde ganz klar bei Roger geklaut, weil er genau das in seinen Exploitation-Filmen gemacht hatte. Die Budgets wurden auch immer größer, so dass man Ende der 80er plötzlich unglaublich teure B-Filme sah, mit bekannten Darstellern und aufwendigen Spezialeffekten, ohne dass die Storys besser als bei den billigen B-Filmen gewesen wären.

Das Einzigartige bei Roger Corman war ja, dass er einer der wenigen wirklich independent arbeitenden Regisseure und Produzenten war ...

Absolut, und nicht nur das, er hat das Rückgrat der heutigen Filmindustrie geschaffen. Alleine die ganzen Leute, die sich bei ihm die Klinke in die Hand gaben, hinter oder vor der Kamera. Die Leute, die in den 60ern und 70ern bei Corman waren, haben in den 80ern und 90ern die großen Filme gemacht. Viele Leute mögen ihn aber auch nicht und fühlen sich von ihm ausgebeutet. Ich hatte nicht diese Probleme, er war immer sehr nett zu mir. Er hat mich nie angelogen und mir immer das gezahlt, was abgemacht war. Es war zwar nicht viel, aber es gab keine Probleme deswegen. Er hat mich zu einer Zeit angeheuert, als es sonst niemand getan hätte.

Dein erster Film „Hollywood Boulevard“ reflektiert ja recht deutlich die Art und Weise, wie zu dieser Zeit Filme gemacht wurden ...

Das ist ein Film für Leute, die sich nicht mehr daran erinnern können, wie das damals wirklich war. Es ist eine Parodie auf Filme, bei denen sich keiner mehr erinnert, was da eigentlich parodiert wurde. Praktisch gesehen ist es sogar eine Dokumentation. Wir benutzten unsere Crew und kleideten sie wie die Leute aus den Filmen, aus denen wir das Material klauten, drehten das Ganze in zehn Tagen, und erstaunlicherweise wurde daraus am Ende ein kompletter Film. An dem Film im Moment arbeite ich schon anderthalb Jahre. Wenn man an die Zehn-Tage-Drehs denkt, erscheinen sie jetzt wie eine wirklich verlockende Alternative. Damals wussten wir gar nicht, wie gut es uns eigentlich ging. Wir haben nur für eine Person gearbeitet. Roger war der Einzige, dem man Rechenschaft gegenüber ablegen musste. Es gab keine Studio Executives und keine Marketing-Abteilung. Und wenn man Roger glücklich machte, konnte man machen, was man wollte. Drei Morde im Film oder was er sonst wollte, und ansonsten hatte man freie Hand. Es war fast, als ob man Experimentalfilme mit Exploitation-Nebenhandlung machte. Und man konnte Fehler machen, das ist heutzutage nicht mehr möglich. Wenn man heute für einen, ein paar Millionen teuren Blockbuster angeheuert wird, und dieselben Fehler macht, wie damals bei Roger, hat man direkt mehrere Leute vom Studio im Nacken sitzen. Bei Roger hatte man die Freiheit zu versagen und Fehler zu machen. Und wenn der Film nicht funktionierte, drehte Roger ihn neu. Er tat alles, damit ein Film funktionierte, wenn es sein musste, setzte er das Ende an den Anfang ... Im Prinzip das, was auch bei Big-Budget-Filmen gemacht wird, nur da kostet so was ein Vermögen. Roger betrieb auch quasi eine Art Marktforschung, indem er Mädels aus dem Büro zur Highschool schickte und dort unterschiedliche Filmtitel testete, und den nahm, der bei den Schülern am besten ankam.

„Rock’n’Roll Highschool“ sollte ja auch zuerst „Girls’ Gym“ bzw. „Disco High“ heißen ...

Ja, der Film durchlief einige Inkarnationen, haha. Das Bemerkenswerte daran ist, dass einige dieser Filme immer noch gut sind. Und einige immer noch grauenhaft, haha. Das Tolle dabei war, dass das ein Ticket in andere Bereiche des Filmgeschäfts bedeuten konnte, wenn man etwas halbwegs vernünftiges zustande brachte, weil sowieso jeder erwartete, dass die Filme schrecklich sind. Und wenn einer wirklich besser als die anderen war, fiel das einfach auf. Wie zum Beispiel bei Jonathan Demme oder Martin Scorsese, die richtig gute Exploitationfilme gemacht haben.

Gibt es eigentlich so was wie den „Joe Dante-Touch“ in deinen Filmen, etwas besonderes?

Ich würde wahrscheinlich gar nicht wissen, was das ist, wenn es so was gäbe. Ich versuche, dass sie persönlich wirken, so als ob sie wirklich von einer bestimmten Person gemacht sind und keiner Gruppe. Aber es wird immer schwieriger, das zu machen. Je mehr Geld, desto größer der Einfluss einer bestimmten Gruppe. Wie das bei der Fassung des Films, an dem ich gerade arbeite, der Fall ist. Es gibt sehr viele Leute mit unterschiedlichen Vorstellungen, und die diese alle gern im Film verwirklicht sehen würden. Es ist schwierig, dem Film so noch eine persönliche Qualität zu geben. Aber das meine ich gar nicht so selbstmitleidig, wie es vielleicht klingt, denn wenn man sich dazu entscheidet, kommerzielle Filme zu machen, vor allem teure kommerzielle Filme, ist es unmöglich, dass dabei keine Einmischung von außen stattfindet. Wenn ich kleinere Filme machen würde, könnte ich auch autonomer arbeiten. Ich versuche viele Projekte gleichzeitig anzuleiern, aber die ich letztendlich umsetzen kann, sind immer die, die ich schon zuvor gemacht habe. Es ist schwieriger, Geld für eine Low Budget-Romanze zu kriegen, als für einen Big Budget-Horrorfilm.

All deinen Filmen gemeinsam ist jedenfalls die Masse an In-Jokes. Alleine so Sachen wie die Schachtel mit Gremlins-Frühstücksflocken, die in „The ’Burbs“ auf einem Küchenregal steht oder dass in „Gremlins“ in einem Kino ein Double Feature mit den Filmen „A Boy’s Life“ und „Watch the Skies“ läuft, Arbeitstitel für die Spielberg-Filme „E.T.“ und „Close Encounters of the Third Kind“. Machst du das speziell für die Film-Fans?

Nein, das mache ich nur für mich, haha. Da ich es regelmäßig mache, können die Fans es natürlich erwarten. Aber es wird auch schwieriger, und in ‚Looney Tunes’ wird es weniger als gewohnt davon geben. Man muss es so einbauen, dass es keiner merkt, ansonsten sagt jemand: ‚Was macht der Typ da? Schmeißt ihn raus!’ So etwas wie in ‚Gremlins’, wo im Hintergrund die Zeitmaschine auftaucht, könnte ich nicht mehr machen. Man muss sie schon einbauen, während das Drehbuch geschrieben wird und die Leute früh daran gewöhnen, damit sie es nicht mehr in Frage stellen. Ich habe aber auch Filme für Leute gemacht, die überhaupt keine Ahnung hatten, was ich da überhaupt tue. Zum Beispiel ‚The Howling’, wo die Produzenten zum Teil völlig ahnungslos waren. Sie kamen täglich an und beklagten sich: ‚Ist das jetzt ein Horrorfilm oder eine Komödie?’ Natürlich wollte ich, dass sie genau das sagen, haha.

Und der großartige Dick Miller, ein Relikt aus der Corman-Zeit, der in jedem deiner Filme dabei ist, ist das auch ein In-Joke?

Dick ist ein Talisman. Er hat zwar seit Jahren keine Hauptrollen mehr gehabt – eigentlich seit seiner Zeit bei Roger, als man noch keine Stars brauchte. Aber er mag es, beschäftigt zu sein, und er hat ja auch noch für andere Leute gearbeitet. Man betrachtet ihn als zuverlässigen Charakterdarsteller und er hat viel fürs Fernsehen gemacht, aber ist jetzt eigentlich in Rente. Und ‚Looney Tunes’ wird wohl sein letzter Film sein. Er ist zu einem dieser Gesichter geworden, wo die Leute sagen: ‚Wer ist das, irgendwoher kenne ich ihn?’ Ich habe so mit vielen Leuten in meiner Karriere zusammengearbeitet, und ich mag es einfach, sie auf der Leinwand zu sehen und mit ihnen zu arbeiten. Dick ist sehr professionell und engagiert, er gibt immer eine gute Vorstellung. Meine bevorzugte Art von Darstellern.

Eine Konstante bei all deinen großen Filmen ist auch der Komponist Jerry Goldsmith, ein echtes Arbeitstier, der bereits für Klassiker wie „Alien“, „Basic Instinct“, „Planet Of The Apes“ oder „The Omen“ die Musik schrieb ...

Ja, genauer gesagt für acht meiner Filme, und auch für ‚Looney Tunes’. Ich traf Jerry, als ich ‚Twilight Zone: The Movie’ gemacht habe. Ich bin sehr froh ihn zu haben und hoffe, dass die Filme dadurch noch besser werden.

Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass er all die Filme, für die er gearbeitet hat, wirklich mag.

Ich hatte ihn das auch schon gefragt: ‚Was machst du, wenn du für einen Film unterschreibst, der nicht fertig ist, ihn dann das erste Mal siehst und ihn hasst?’ Und er antwortete: ‚Das führt dazu, dass man bessere Musik schreibt.’ Weil man scheinbar das Gefühl hat, etwas retten zu müssen. Und er hat für einige sehr schlechte Filme sehr gute Musik geschrieben. Glücklicherweise hat er nie einen von meinen Filmen in diesem Zusammenhang erwähnt, haha. Er ist ein sehr erstaunlicher Komponist, der in seiner Karriere sehr unterschiedliche Musik geschrieben hat. Ich weiß nicht, wie er das macht.

Abschließend noch eine Sache: Kannst du dich eigentlich noch an den Namen von Bruce Derns Filmcharakter in „The ’Burbs“ erinnern, der durchgeknallte Vietnamveteran?

Ja, der hieß doch Rumsfield, haha. Interessant, hatte ich total verdrängt, haha. Das war aber keine Absicht, den kannte Ende der 80er keiner, da war er noch zu sehr damit beschäftigt, Saddam Waffen zu verkaufen, haha. Ich wusste jedenfalls nicht, wer er ist, haha. Schade, ich wünschte, ich könnte behaupten, dass das meine Idee war, haha.