Ich kenne da einen, der kennt einen, der war dabei. Und von diesem Ereignis hat inzwischen über mehrere Umwege so ziemlich die gesamte Hamburger Musikwelt gehört. Von diesem einen magischen Moment. Es war der Abend, als die neue Londoner Band JIM JONES REVUE beim Reeperbahn Festival ihren ersten Auftritt außerhalb der Insel absolvierte. Und plötzlich schwärmten alle von diesem Konzert. Und alle waren dabei, obwohl in dem Grünen Jäger kaum mehr als hundert Besucher Platz finden. Aber so läuft das ja mit der Legendenbildung. Nur wer ist Jim Jones? Und was steckt hinter der JIM JONES REVUE? Das weiß so richtig noch keiner.
Ein völliger Neuling ist Jim Jones nicht unbedingt. Immerhin hatte er sich in den 90er Jahren bereits mit seiner Band THEE HYPNOTICS einen Namen gemacht. Wenn auch eher in anderen, um es genauer zu sagen, Alternative-Rock-Gefilden. Danach folgten in seiner Biografie noch BLACK MOSES mit zwei Longplayern. Doch das ist längst Geschichte. Vor zwei Jahren juckte es den Gitarren-Derwisch wieder in den Fingern und er gründete mit einigen anderen Halunken THE JIM JONES PUNK AND SOUL REVUE, wie das Baby anfangs noch hieß. Ihr erster Auftritt Ende 2006 hinterließ in Englands Hauptstadt ein ähnlich euphorisches Publikum wie später beim Hamburger Reeperbahn Festival. Man stelle sich vor, Jerry Lee Lewis und Little Richard müssten sich eine Bühne mit den STOOGES und MC5 teilen. Klassischer Rock'n'Roll trifft Garage-Rock, Punk trifft Soul. Und das mit einer Energie, die MOTÖRHEAD nicht besser rüberbringen könnten. Endlich spürte man wieder einmal mehr, wie sehr der Blues berühren kann. Und zwar mit Gefühl und noch viel mehr Dampf.
Ihr selbstbetiteltes Debütalbum spielten JIM JONES REVUE letztes Jahr in einem Londoner Kellerstudio ein und brachten es nun 2008 noch eigenhändig heraus, auf dem extra dafür gegründeten Label Punk Rock Blues Records. Eine halbe Stunde Musik, verpackt in gerade mal zehn Stücke, die alles vereinen, was der Blues und der Rock'n'Roll in den letzten sechzig Jahren so hervorgebracht haben. Wenn man sich Lieder wie "Meat man" anhört, mag man kaum glauben, dass hier Elliot Mortimer am Klavier sitzt und nicht der Killer persönlich in die Tasten haut. Bei "Hey hey hey hey" vermutet man gar Little Richard verdorben ins Mikro schreien zu hören. Und Jim Jones' Gitarrenspiel lässt jedes Plagiat und jeden Möchtegern-Kick-Ass-Rocker verdammt alt aussehen.
Und nun geht die JIM JONES REVUE auf Reisen und besucht Deutschland. In England konnte die Band bereits bei gemeinsamen Konzerten mit so namhaften Recken wie GUITAR WOLF, GODFATHERS, BEASTS OF BOURBON oder HEAVY TRASH genügend Bonuspunkte sammeln. Es ist also an der Zeit, das endlich mal wirklich heiße neue Ding aus good old Britain über den Teich zu holen. Und das tat dann mal eben das Hamburger Garage-Blues-Duo NEAT! NEAT! NEAT!, das nun gemeinsam mit der JIM JONES REVUE die Republik von Hamburg bis München bereisen wird. Dass das funktionieren wird, zeigte ja das oben bereits angesprochene Konzert beim letztjährigen Reeperbahn Festival, wo sich beide Bands bereits die Bühne teilten. Wer also handgemachte, ehrliche Musik fernab jeglicher Trends und Hypes erleben will, kommt an diesem Package wohl nicht vorbei.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #80 Oktober/November 2008 und Lars "Abel" Gebhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #92 Oktober/November 2010 und Gereon Helmer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #87 Dezember 2009/Januar 2010 und Lars "Abel" Gebhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #79 August/September 2008 und Lars "Abel" Gebhardt
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #105 Dezember 2012/Januar 2013 und Gereon Helmer