Die Chemnitzer Band sitzt zwischen den Stühlen, sind mal die „harte“ Punkband, mal die „softe“ Popband. Warum das ein Vorteil ist, erklärt Gitarrist Matthias.
Ihr habt schon mit Bands wie FIRST BLOOD auf der einen, aber auch mit Max Giesinger auf der anderen Seite gespielt. Wie passt das zusammen?
Wenn die Booker und Veranstalter diese Bandbreite zulassen und uns als „die Softies“ neben Hardcore-Bands stellen, aber uns auch als „die Punks“ gemeinsam mit Giesinger zu buchen, dann finden wir das generell großartig. Die Metal -und Hardcore-Szene der Zweitausender, aus der ich auch komme, war schon ziemlich arrogant, was Genregrenzen angeht. Aber die Welt ist generell interessierter und offener geworden, nicht nur musikalisch, sondern auch im kulturellen Ganzen. Uns freut das sehr und wir würden das immer unterstützen. Durch die verschiedenen Einflüsse aller Bandmitglieder liegt unser Sound wohl tatsächlich in der Mitte zwischen ganz vielen Welten. Wie viel Anteil die beiden genannten Acts daran haben, ist aber eher nicht zu beziffern.
Ich habe mir ein paar eurer alten Alben angehört, und finde, dass die neuen Songs durchaus ein wenig mehr „Biss“ haben.
Da möchte ich auf jeden Fall zustimmen. Die Besetzung, die sich 2015 als JANIZ zusammen gefunden hat, kam aus so vielen unterschiedlichen Genres, alles, was wir wussten, war, wir wollen etwas zusammen machen. Und wie jede Band haben wir uns erst einmal eine ganze Weile finden und ausprobieren müssen, bis diese verschiedenen Einflüsse auch sinnvoll zu etwas Eigenem zusammenwachsen konnten. Nur haben wir das nicht allein in einem Proberaum getan, sondern unsere ersten Schritte direkt bei einem Label unterbringen können. Unser Werdegang und unsere musikalische Entwicklung kann sozusagen sehr genau nachgehört werden. Ob das im Nachhinein klug war oder wir besser noch etwas im Keller geblieben wären, kann ich nicht sagen, aber ich glaube, diese Entwicklungsphase macht jede Band durch, wir haben das eben öffentlich getan.
Pop-Punk hat ja immer mit diesem Spagat zu kämpfen, den der Name des Genres schon suggeriert: Pop und Punk. Siehst du da einen Konflikt?
Nein, überhaupt nicht. Ich glaube, Pop-Punk ist als Genre so eigenständig etabliert, dass es sich selbstbewusst und experimentierfreudig ausleben kann, ohne großartig auf die beiden Schöpfer Pop und Punk einzugehen. Da gibt es erstmal keine Lager innerhalb der Band, weil wir diesen Sound auch gar nicht kreieren wollen, sondern wie schon erwähnt einfach Schritt für Schritt dahin gekommen sind. An dieser Entwicklung war jeder in der Band beteiligt und dementsprechend glücklich ist jetzt auch jeder mit dem Ergebnis, egal wie das Kind am Ende genannt wird.
© by Fuze - Ausgabe #94 Juni/Juli 2022 und Dennis Müller