Das Sextett aus der britischen Hauptstadt legt einen ruppigen Longplayer vor, dessen Titel programmatisch auszulegen ist: „We Move As One“. IRONED OUT tun genau das. Gemeinsam teilen die Musiker heftig und lautstark aus.
Als wir 2014 mit dieser Band anfingen, wusste ich nicht, ob es funktionieren würde“, gibt Shouter Dave Mackboo mit Blick auf den Heavy-Crossover-Hardcore der Gruppe zu. „Bis ‚Us And Them‘ es dann bewiesen hat. Unsere ersten Shows waren nicht gut, um ehrlich zu sein, doch nach der Aufnahme der ersten EP haben wir uns in diesem Groove eingerichtet und es hat Klick gemacht.“ Neben offensichtlichen Parallelen in Richtung BIOHAZARD oder RISE OF THE NORTHSTAR bietet das erste Album von IRONED OUT unerwartet viel Melodie und Atmosphäre, ohne die der Musik und den Texten innenwohnende Wut zu relativieren: „Im Laufe der Zeit hat sich der Hardcore von der Arbeiterklasse entfernt“, meint Dave. „Deshalb stechen wir heraus, glaube ich. Wir sind allerdings keine vordergründig politische Band, sondern schlicht arme Leute, die Musik machen und textlich über ihre Erfahrungen und das Leben sprechen, das sie kennen und erleben. Ich könnte niemals ein Lied schreiben, das eine politische Partei unterstützt, oder auch nur ein Stück mit einem tiefen politischen Verständnis. Sehr wohl kann ich aber darüber sprechen, wie sich die aktuelle Politik auf die Straße und auf mich persönlich auswirkt.“ Der Crossover-lastige und Metal-beeinflusste Hardcore-Sound der aktiven oder früheren Mitglieder von KNUCKLEDUST, CRIPPLER, PROVEN, 50 CALIBER, BUN DEM OUT und LIFE BETRAYS US klingt desillusioniert und bitter: „Wir vertreten diesen echten Londoner Sound“, stellt Frontmann Louis Gino klar. „Viele von uns bringen Erfahrungen aus Gruppen ein, die in der Hardcore-Szene eine tragende Rolle innehaben. Das war eine große Hilfe, doch wir haben das bewusst zu etwas Neuem kombiniert, das nicht nach einer billigen Spielerei klingt. Das ist der Grund dafür, warum viele Leute interessiert sind und wissen wollen, was wir noch aus dem Ärmel ziehen.“ Die Sechser-Konstellation passt: „Die Chemie war von Beginn an großartig“, so Louis. „Einige in der Band kennen sich seit mehr als zwanzig Jahren. Wir bilden eine Einheit. Jeder kann seinen Beitrag leisten und seine Meinung sagen, wenn er das Gefühl hat, dass etwas nicht stimmt – wie eine Melodie geschrieben wird oder wo wir Songs auf die Setlist setzen sollen. Wir sind sehr demokratisch organisiert, das ist sicher.“ Bei der Umsetzung von „We Move As One“ haben IRONED OUT allein ihre Vorstellungen umgesetzt: „Als wir uns dem Album näherten, gab es einen Pool von fünfzehn bis zwanzig grob fertigen Songs“, erinnert sich Dave. „Mit dem, was uns zu dieser Zeit durch den Kopf ging, haben wir uns weiter vorgewagt. Keiner von uns war der Meinung, dass wir die Leute bei Laune halten müssen.“ Das fertige Debüt lässt nun erkennen, dass die Briten Kante zeigen und sich nicht davor scheuen, anzuecken.
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Arne Kupetz
© by Fuze - Ausgabe #85 Dezember/Januar 2020 und Arne Kupetz