INDECENT BEHAVIOR

Foto© by Simon Volz

Melodienfürs Wohlbefinden

Sänger Henrik unterstreicht die Message des Albumtitels seiner Band im Interview noch einmal: Musik kann einem aus dunklen Orten helfen. Das wollen die Saarländer auch mit ihrem Album erreichen.

Im Albumtitel „Therapy In Melody“ steckt ja eine offensichtliche Message, die nicht nur Musiker immer wieder betonen: Melodien vermögen einem durch schwere Zeiten zu helfen – davon können wohl viele im wahrsten Sinne ein Lied singen. Was, denkst du, hat Musik und vor allem in einer Band zu sein für deine mentale Gesundheit getan?

Gerade in den letzten paar Jahren ging es vielen Menschen mental sehr schlecht. Mich persönlich hat es schon recht hart getroffen, nicht mehr unter Menschen gehen zu können. Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch und liebe es einfach, unterwegs zu sein und neue Leute kennen zu lernen. Genau das nicht zu dürfen, drückt einen dann regelrecht in ein Loch, aus dem man irgendwie wieder rauskommen muss. Dabei hat es mir sehr geholfen, meine Gedanken und Gefühle aufzuschreiben und in Musik zu verpacken. Auch die Proben und dass man sich ständig mit seinen Gedanken auseinandersetzt, hilft einfach ungemein.

Gibt es Bands, die für dich persönlich wichtig sind, weil sie dir vielleicht durch schwere Zeiten geholfen haben? Was denkst du, warum eben diese Bands entsprechend für dich wichtig waren?
RISE AGAINST haben mich schon immer schwer beeindruckt und immer die richtigen Songs parat gehabt. Wenn es mir schlecht geht, hau ich mir aber immer klassischen Gute-Laune Pop-Punk auf die Ohren. Coole Melodien helfen mir da ganz viel!

Gerade in der heutigen Zeit, in der der Krisenzustand Normalität geworden ist, fällt es da nicht schwer, noch „unbeschwerte“ Musik zu schreiben, oder sich bewusst zu entschließen, eine positive Message mit seiner Musik in die Welt zu tragen?
Es ist echt schwer. Es gibt gerade so viel Negativität in der Welt und in den öffentlichen Medien, da dachten wir, dass ein wenig Optimismus durchaus angebracht ist. Uns haben die Katastrophen der letzten Jahre total runtergezogen und gerade die Positivität in den neuen Songs hat uns da durch geholfen. Deshalb versuchen wir es auch nach außen zu tragen und hoffen, dem einen oder anderen damit vielleicht helfen zu können.

„Therapy In Melody“ klingt groß und international – dafür habt ihr euch mit einem bekannten Produzenten zusammengetan. Wie ist die Zusammenarbeit gewesen? Inwieweit gebt ihr da jemanden von außerhalb die Möglichkeit, eure Songs und das Songwriting zu beeinflussen?
Wir haben Phil Gornell engagiert, der schon mit einigen großen Namen gearbeitet hat. Als wir ihn kontaktiert haben, waren unsere Songs schon sehr weit entwickelt. Uns hat aber noch das letzte Quäntchen gefehlt. Phil fand unsere Songs und Melodien sofort cool und hatte Bock, was mit uns zu machen. Das war für uns natürlich der Hammer, weil er bei ganz vielen Sachen mitgearbeitet hat, die bei uns privat in Dauerschleife laufen. Es war von Anfang an ein cooler Match und wir konnten die Songs mit Phil noch mal eine Stufe weiter pushen. Wir haben vor allem an der Instrumentierung und der Produktion gefeilt. Dadurch konnten wir die Songs noch deutlich dynamischer und interessanter machen.

Allgemein kann man euch ja als moderne Punkrock-Band bezeichnen. Wie hat sich das Genre über die letzen Jahre entwickelt? Und wo seht ihr euch in dem Kontext? Inwieweit seid ihr von aktuellen Trends in dem Genre beeinflusst, inwieweit von den „Klassikern?
Uns hat der Punkrock natürlich immer begleitet, wobei er ja auch etwas von der Bildfläche verschwunden ist, wenn man die Zehner Jahre mit den Neunzigern und frühen Zweitausendern vergleicht. Wir haben aber das Gefühl, dass Punkrock wieder im Kommen ist, und das freut uns riesig. Ich selbst bin in den späten Zweitausendern etwas in den Metalcore abgedriftet. Da gab es natürlich eine riesige Entwicklung mit Synthies und dem Wechsel zwischen super melodiösen und harten Parts. Im Punkrock ist das etwas ausgeblieben, so zumindest mein Gefühl. Mit unserer neuen Platte wollten wir diese beiden Welten irgendwie vereinen. Genau dort sehen wir uns auch. In unseren Herzen sind wir eine Punkrock Band, die absolut von den Klassikern beeinflusst ist. Bands wie BLINK-182, SUM 41, NOFX oder MILLENCOLIN laufen rauf und runter und prägen vor allem unsere Melodien und Texte, wohingegen sich in den Instrumentals auch Einflüsse von Bands wie A DAY TO REMEMBER, BRING ME THE HORIZON­ oder WHILE SHE SLEEPS finden. Wir sind auf jeden Fall super happy, dass Punkrock und Pop-Punk wieder auf dem Vormarsch sind, und sehen uns definitiv auch dort.