IMMINENCE

Foto© by Victor Bisgaard

Alte Song in neuem Licht

Mit der „Deluxe Edition“ von „Turn The Light On“ veröffentlichen die Schweden ihr Erfolgswerk von 2019 in einer neuen Version. Gitarrist Harald erzählt uns im Interview, dass das keinesfalls stupides Musik-Recycling ist, sondern „Turn The Light On“ in einer eindrucksvollen und neuartigen Perspektive beleuchtet.

Ende November erscheint die „Deluxe Edition“ von „Turn The Light On“. Auf Facebook sagtet ihr, dass dieses Album eure bisher bedeutsamste Reise darstellt und einige Songs beinhaltet, die für euch persönlich sehr wichtig sind. Was steckt dahinter?

Der komplette Albumzyklus von „Turn The Light On“ war sehr turbulent für uns. Vieles hat sich in den vergangenen Jahren verändert und wir haben dadurch das nächste Level unserer Karriere erreicht. Aber auch auf einer persönlichen Ebene ist es eine neue Stufe unserer musikalischen Identität. Unser vorheriges Album „This Is Goodbye“ hatte noch einen ganz anderen Klang, der zu dieser Zeit den Spirit der Band perfekt widerspiegelte. Mit „Turn The Light On“ entwickelten wir uns einen Schritt weiter, während wir gleichzeitig zu unseren Wurzeln zurückkehrten. In gewisser Hinsicht fühlte es sich an, wie nach Hause zu kommen. Wir erinnerten uns, warum wir ursprünglich anfingen, Musik zu machen, und nutzten die daraus resultierenden Erkenntnisse und musikalischen Bruchstücke, um mit „Turn The Light On“ – das gilt auch für die „Deluxe Edition“ – etwas komplett Neues zu schaffen.

Auf der „Deluxe Edition“ kombiniert ihr sehr unterschiedliche Komponenten. Von Klavier und Geigenklängen über scharfe Gitarrenriffs bis hin zu Clean Vocals und Gutturals. Welche Einflüsse haben euch zu dieser Mischung angeregt?
Diversität war schon immer ein Schlüsselelement unserer Musik. Natürlich sitzen wir bezüglich der Geige direkt an der Quelle, da Eddie sie seit langem spielt. Auf „Turn The Light On“ passten diese klassischen Elemente einfach perfekt zum Flair der Songs und bei der „Deluxe Edition“ versuchten wir, diese Komponenten noch etwas mehr zu betonen, um die Stimmung des Albums zu unterstreichen. Klassische Elemente sind nichts Neues in der alternativen Musik, aber wir nutzen sie schon lange als treibende Kraft unserer Songs. Natürlich würden die einzelnen Tracks auch ohne Geige, Klavier und Co. funktionieren, aber diese Instrumente fügen dem Ganzen irgendwie eine neue Perspektive hinzu und das macht IMMINENCE aus.

Es ist auch ein komplett neuer Song namens „To the light“ enthalten, dessen Titel dem des Albums sehr ähnelt. Ist das Stück ein inhaltliches Kernelement?
Im Grunde haben alle Songs eine Verbindung zum Albumtitel. „To the light“ war ursprünglich ein Bonustrack, den wir exklusiv in Japan veröffentlicht haben. Völlig neu ist er also nicht. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass die Zeit nun reif sei, den Song unseren Fans auch weltweit zu präsentieren. Aber um zu deiner Frage zurückzukommen, „To the light“ fasst die Thematik des Albums definitiv zusammen. Wir wollten noch diesen einen, abschließenden Song veröffentlichen, bevor wir das nächste Kapitel von IMMINENCE aufschlagen.

Auf dem Album finden sich auch ein paar Akustiktracks. Was ist deiner Meinung nach der Vorteil von akustischen Liedern und inwiefern können sie die Botschaft des Albums besser transportieren?
Wir haben bereits einige unserer Songs akustisch gespielt und veröffentlicht. Akustische Musik war schon immer ein wichtiger Teil von IMMINENCE. Wir lieben einfach diese neuartige Interpretation der Musik, die das mit sich bringt. Wir finden, dass man sich auch mal von den Stereotypen des Metal lösen und alternative Wege gehen sollte. Akustische Instrument eröffnen sowohl den Fans, die den Song hören, als auch der Band, die ihn spielt, gänzlich neue Perspektiven auf die Botschaft und die Emotionen, die darin stecken.

Anfang nächsten Jahres spielt ihr einige exklusive Shows mit einem Streichquartett, einem Klavier und einem Chor. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?
Wie bereits gesagt, sind akustische und klassische Klänge ein wichtiges Thema für IMMINENCE. Bisher haben wir immer mal wieder einzelne Akustiksongs in unsere Shows integriert, bei denen Eddie Geige und ich Akustikgitarre gespielt habe. Obwohl diese Einlagen immer sehr viel Anklang beim Publikum fanden, haben wir noch nie ein rein akustisches Set gespielt. Deshalb wollten wir unsere Live-Performance auf das nächste Level heben. Um das Ganze so ehrlich und offen wie möglich zu präsentieren, wollten wir dabei auf jegliche Backing-Tracks verzichten und unser Akustikset zu hundert Prozent live performen. Aus diesem Grund holten wir uns ein Streichquartett, ein Klavier und einen Chor dazu. Dadurch wird die Veranstaltung auch sehr feierlich, was wiederum ein gebührendes Ende für den aktuellen Albumzyklus und ein vielversprechender Anfang für die neue Ära von IMMINENCE ist.

Ihr spielt diese Shows ja auch in sehr feierlichen Locations wie zum Beispiel in Kirchen.
Genau, das komplettiert das Gesamtkonzept einmal mehr und hilft uns dabei, dieses Kapitel von IMMINENCE einerseits ruhig ausklingen zu lassen, aber es dennoch mit einem gebührenden Knall abzuschließen.

Zum World Mental Health Day am 10. Oktober habt ihr euren Fans ein spezielles Shirt-Design angeboten. Sämtliche Gewinne daraus gingen an Suicide Zero, eine Organisation, die Aufmerksamkeit für Depressionen und andere psychische Erkrankungen schaffen möchte. Was hat euch dazu gebracht, genau dafür zu spenden?
Depressionen und andere psychische Erkrankungen waren schon immer Kernthemen unserer Texte. Suicide Zero ist eine schwedische Organisation, wir kennen sie gut und wissen, was sie tun. Deshalb wollten wir sie in irgendeiner Form unterstützen. Besonders in diesem Jahr – mit der ganzen Isolation und den wachsenden Zukunftsängsten bei vielen Menschen – ist es wichtig, auf Depressionen hinzuweisen. Wir sehen das einfach als unsere Pflicht als Band.