IHRE MOTIVE

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Zurück auf Los

Die Band aus Tauberbischofsheim nahe Würzburg ist an sich zwar neu, hat aber eine fast 15 Jahre zurückreichende Geschichte: Als MEGAKERLS erlebten sie mit, wie es ist, wenn man als Newcomerband entdeckt, verheizt und fallengelassen wird. IHRE MOTIVE ist ein Neuanfang – diesmal zu klar definierten Bedingungen und ohne große Erwartungen. Meine Fragen beantwortete Steff.

Ihr wart Anfang der „Nuller Jahre“ als MEGAKERLS mal recht erfolgreich, und wart da den Fotos nach, die man online findet, noch recht jung. Was war das für eine Zeit, welche Erfahrungen habt ihr gemacht?

Wenn ich die Bilder von früher sehe, muss ich immer ein wenig schmunzeln und kann kaum glauben, dass das wirklich wir gewesen sein sollen – so jung, knackig und irgendwie ein bisschen grün hinter den Ohren. Es war eine extrem aufregende Zeit, in der alles sehr schnell ging und uns ziemlich unvorbereitet traf. Nur ein Jahr nach dem Gewinn eines regionalen Bandwettbewerbs hatten wir mit namhaften Produzenten und Künstlern ein Album aufgenommen und einen Deal bei einem Sublabel einer großen Plattenfirma an Land gezogen, und dann rollte die klassische Promotion-Maschine an: Print, Radio, TV, Fotoshootings, Videoproduktion, VIVA-Rotation, Promo-Gigs und so weiter und so fort. Das Ganze ging in eine Richtung, in die wir eigentlich gar nicht wollten – ein bisschen zu sehr Pop und Teenie-Band. Wir haben uns da wohl ein wenig einlullen lassen. Es waren aber auch viele unvergleichlich schöne Momente dabei. Allein die Fahrten mit unserem abgeranzten roten Fiat Ducato quer durch Deutschland im Rekordsommer 2003 sind unvergesslich. Außerdem hatten wir die Gelegenheit, einige bekannte Künstler zu treffen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen, angefangen bei Rod González über Campino bis zu Nena, die uns sogar mitgenommen hat auf ihre Tour. Die fünf Konzerte als Vorband von ihr waren für uns natürlich der Hammer.

Wie endete das alles und wie und wann und in welcher Konstellation ging es dann als IHRE MOTIVE weiter?

Es war genauso schnell vorbei, wie es begonnen hatte. Nachdem die erste Single „nur“ auf Platz 98 gechartet war, wurde die Veröffentlichung der zweiten Single ein ums andere Mal hinausgezögert, auch das geplante Album wurde „auf irgendwann im Frühjahr“ verschoben. Gesprächstermine wurden abgesagt, die Türen der Plattenfirma blieben buchstäblich verschlossen. Man vertröstete uns so lange, bis schließlich unser Name von der Homepage der Firma verschwunden war. Das war schon ein krasser Nackenschlag, von dem wir uns erst mal erholen mussten. Wir haben aber weitergemacht, haben versucht, uns irgendwie selbst zu finanzieren und es alleine zu schaffen. Wir haben uns in TORPEDO SCHOENFELD umbenannt und es mit leicht veränderter Besetzung erneut probiert. Vor etwa drei Jahren war dann beinahe alles vorbei, die Band so gut wie aufgelöst. Zum Glück wurde uns dann aber klar, dass wir ohne Musik, ohne diese Band nicht leben wollen. Thamos, der als neuer Gitarrist dazukam, hatte einen großen Anteil daran. Wir beschlossen, noch mal richtig loszulegen, Songs zu schreiben, die in erster Linie uns selbst gefallen, und das zu machen, worauf wir Bock haben. Also haben wir uns zusammengerissen und uns an die Arbeit gemacht.

Welche Bedeutung hat Musik heute für euch? Die Chance auf den Durchbruch hattet ihr damals, wie realistisch sieht man das 12, 13 Jahre später?

Selbsterhaltung. Ohne Musik wären wir nichts als seelenlose Freaks und Zombies, wenn die kleine Anspielung auf einen unserer Songs erlaubt ist. Sie ist unsere allergrößte Leidenschaft und das, was uns ausmacht und verbindet. Es geht uns dabei nicht so sehr um Dinge wie Durchbruch oder Erfolg. Wir können einfach nicht davon lassen, weil es so saucool ist. Es macht Spaß und ist vielfältig. Man kann herumalbern, ausprobieren, kreativ sein, ernsthaft und akribisch arbeiten, mal planen, mal alles auf sich zukommen lassen, live abgehen und alles um sich herum vergessen. Das machen wir in erster Linie für uns selbst, und wenn es dann noch anderen gefällt, die sich die Musik zu Hause, im Freien oder im Auto anhören oder zu unseren Konzerten kommen wollen und mit uns die gleichen Gefühle teilen, dann ist das die Krönung.

Punkrock mit deutschen Texten erfreut sich seit einiger Zeit schon wachsender Beliebtheit, mit einer Bandbreite von TURBOSTAAT über FJØRT bis zu PASCOW. In welcher idealen Festivalkonstellation würdet ihr gerne mal spielen?

RAGE AGAINST THE MACHINE, WIZO, BOYSETSFIRE, DIE TOTEN HOSEN, TURBOSTAAT, MUFF POTTER, WEEZER, ELEMENT OF CRIME, THE KING BLUES und IHRE MOTIVE.

TERRORGRUPPE haben mal einen Song mit Luci van Org, bekannt durch LUCILECTRIC, gemacht – und ihr in Form von „Reste von Gestern“ auch. Wie kommt’s?

„Reste von Gestern“ ist ein Song, den wir schon lange mit uns herumtragen und den wir einfach nicht loslassen konnten. Er stammt noch aus der guten, alten MEGAKERLS-Zeit. Der Kontakt zu Luci kam zustande über unseren damaligen Produzenten Stephan Fischer. Wir hatten da ein Stück mit einem echt fetten Drive, aber ziemlich unausgegorenem Text und wussten einfach nicht weiter. Also haben wir ihr das Material geschickt und sie hat eine neue Melodie und diesen grandiosen Text draufgelegt. Wir waren sofort begeistert und sind ihr immer noch sehr dankbar dafür.

Etwas Gekalauer muss sein: Was sind Ihre Motive, junger Mann?

Toleranz, Leidenschaft, Abgehen: write, record, play!