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Foto© by Doltyn Snedden

Kampf den Dämonen

Es hat gerade mal etwas über ein Jahr gedauert, da steht schon ein neues Album der Band bereit. Natürlich lag es auch an der Pandemie, was soll man auch anderes machen, als ein Album aufzunehmen? Sängerin Ariel stellt für uns die Verbindung zwischen „The Reckoning“, ihrer seelischen Verfassung und der Pandemie her.

Da die letzte Platte gerade mal anderthalb Jahre alt ist – wo siehst du die größten Unterschiede zwischen den beiden Alben?

„The Reckoning“ ist düsterer, ohne Kompromisse, man hört die Wut in diesen Songs. Das muss eine natürliche Reaktion auf die Pandemie sein, denn so viele Künstler zapfen heutzutage diese Wut an, und wir lieben es, unsere Sicht der Dinge auszudrücken. Wir haben das Gefühl, je schneller wir Musik machen können, desto mehr verschiedene Emotionen können wir erforschen – und wenn dieses Lied nichts für dich ist, ist es vielleicht das nächste. Das setzt uns als Künstler definitiv weniger unter Druck.

Viele der Songtitel auf „The Reckoning“ deuten darauf hin, dass man mit seinen Dämonen und inneren Konflikten zu kämpfen hat: „Breakdown“, „Ready for combat“, „All I see is darkness“ – glaubst du, dass dies auch ein Produkt der Auswirkungen des Lockdowns und der Pandemie auf deine Psyche ist?
Das ist es auf jeden Fall! Die aufgestaute Frustration, die Ungewissheit, das politische Chaos – das muss doch irgendwo hin. Dieses Album fühlt sich in dieser Hinsicht reinigend an. Andererseits frage ich mich, ob ich etwas Ähnliches auch ohne die Pandemie geschrieben hätte... Ich habe mich in den letzten Jahren auf eine Reise begeben, um alle meine Emotionen zu akzeptieren, und Wut ist eine, die ich nicht so selbstverständlich auslebe. Man hat uns beigebracht, nette kleine Mädchen zu sein, unsere Gefühle für uns zu behalten und keinen Ärger zu machen. Je älter ich werde, desto mehr hört sich das wie Blödsinn an, und ich erwarte, dass in Zukunft viel mehr Wut in meiner Musik vorkommen wird.

Du sagst, dass es in „The Reckoning“ auch darum geht, diese dunklen Seiten von uns selbst zu akzeptieren. Das ist nicht immer ein einfacher Prozess – was sind deine Strategien, um das zu erreichen?
Es geht einfach darum, unsere Menschlichkeit zu umarmen. Wir versuchen nicht, perfekt zu sein und in diese vorgefassten Vorstellungen darüber, wie ein Mensch zu sein hat, hineinzupassen, sondern schaffen Raum für alle Aspekte davon, selbst wenn sie hässlich sind. Und das ist der Punkt, an dem wir für uns selbst Mitgefühl und Verständnis aufbringen können: Du bist kein Freak, du bist nur ein Mensch, und du bist es wert, geliebt zu werden. Ich finde Heilung in der Selbstakzeptanz. Wenn ich alle Teile meiner selbst akzeptiere, kann ich mich ehrlicher für mich und meine Gemeinschaft einsetzen.