I AM REVENGE aus Hamburg bringen über Beatdown Hardwear ihr viertes Album auf den Markt. Was es über den Entstehungsprozess und den Inhalt von „Violencer“ zu sagen gibt, erzählen uns Sänger Okan und Bassist Jonas.
Könnt ihr euch kurz vorstellen?
Okan: Moin, wir sind I AM REVENGE aus Hamburg. Ich heiße Okan und bin der Sänger und Texter. Gabriel und Pascal spielen beide Gitarre, Bertrand ist unser Drummer und Jonas der Bassist. Uns gibt es jetzt seit 2010, in der aktuellen Konstellation spielen wir seit 2015 und hoffentlich noch viele weitere Jahre.
Als Darmstädter interessiert mich vor allem eines: Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Simon von NOTHING’S LEFT? Wie habt ihr die anderen Features ausgewählt?
Okan: Simon ist mittlerweile ein langjähriger Freund von mir und ebenfalls ein sehr talentierter Shouter. Hinzu kommt, dass Simons Kamera-Skills in den letzten Jahren extrem gut geworden sind und wir uns vorgenommen haben, bei zukünftigen Videoprojekten wieder intensiv mit ihm zusammenzuarbeiten. In dem Song „Tough ain’t enough“ hat neben Jay von HARM/SHELTER noch eine weitere Stimme gefehlt und da haben wir spontan Simon gefragt und er hat den Part direkt aufgenommen. Mit Jay, Simon sowie Kevin von ACRANIUS haben also einfach drei Kumpels ihren Weg aufs Album gefunden, deren Stimmen wie die Faust aufs Auge passen. Bei „No alternative“ hatte ich schon beim Schreiben die Stimme von Alex von MALEVOLENCE im Kopf. Wir haben ihn gefragt, ihm den Song geschickt und er war direkt am Start.
Was bedeutet der Titel „Violencer“ für euch?
Okan: „Violencer“ heißt übersetzt so was wie „Gewalttäter“ und steht einfach für das, was in unseren Augen in der Welt falsch läuft. Die höheren Mächte, die über uns regieren, uns delegieren. Die Menschen, die mit dem Finger auf uns zeigen, Hass in unsere Welt bringen, hetzen und uns Lügen auftischen. Diesen Menschen ist „Violencer“ gewidmet. Damit können sowohl politische oder öffentliche Personen im Allgemeinen gemeint sein, als welche auch aus unserem direkten privaten Umfeld, das spielt dabei keine Rolle.
„Violencer“ ist euer viertes Album. Was hat sich im Laufe der Zeit geändert?
Jonas: In fast acht Jahren verändert sich auf jeden Fall so einiges, aber irgendwie auch nichts. Natürlich haben wir uns in den letzten Jahren sowohl persönlich als auch als Band extrem weiterentwickelt. Auch die Szene hat sich in den letzten Jahren entwickelt – und nein, jetzt beginnt nicht das typische „Die Szene ist tot“-Gefasel. Aber so wie die Welt im Allgemeinen ist eben auch die Szene der harten Musik schnelllebiger und moderner geworden. Während wir unsere musikalischen Einflüsse damals eher von Künstlern wie THROWDOWN oder BURY YOUR DEAD bezogen haben, sind es heute eben andere Bands. Auch unser Labelwechsel zu BDHW hat sicher maßgeblich zu unserer Entwicklung beigetragen. Nach all den Jahren sind wir aber immer noch mit derselben Leidenschaft und dem gleichen Feuer dabei wie schon vor acht Jahren – das wird sich so schnell auch nicht ändern.
Geht ihr eure Platten mittlerweile anders an als noch zu Beginn?
Okan: Ja, auf jeden Fall. Wir machen uns im Vorfeld viel mehr Gedanken über das ganze Konzept und in welche Richtung wir mit einem Album gehen wollen. Ich versuche auch, mir mehr Zeit für die Texte zu nehmen, und wir arbeiten eng zusammen, um Dinge auszuprobieren und zu brainstormen. Wir haben beim Songwriting für die vorigen Alben viel gelernt und versuchen, den Prozess von Mal zu Mal noch ein bisschen zu verfeinern.
Jonas: Damit steigt natürlich auch die Zufriedenheit mit dem Endprodukt. Ich glaube, ich spreche für die Band, wenn ich sage, dass wir uns als Band mit „Violencer“ bisher am meisten identifizieren können.
Welchem politischen und sozialen Klima ist die Platte geschuldet? Oder anders gefragt: Was sind die Themen, die ihr ansprecht und anprangert?
Okan: Wir haben uns nie als eine politische Band gesehen oder uns einer bestimmten Richtung verschrieben, auch wenn wir persönlich natürlich schon immer unsere Orientierung hatten. Dennoch lassen aktuelle Geschehnisse und die politische Lage in der Welt es eigentlich schon fast nicht mehr zu, sich eines Kommentars zu enthalten. So ist „Violencer“ unser erster Versuch, dazu Bezug zu nehmen, das sieht man ja eigentlich auch schon beim ersten Blick aufs Cover. Wir setzen uns privat viel mit solchen Dingen auseinander und haben versucht, unserer Wut in den Songs Ausdruck zu verleihen. Mit „No alternative“ sind wir beispielsweise auf den Rechtsruck, der momentan durch ganz Europa geht, eingegangen und versuchen, ihn mit einer massiven Faust in kleinste Teile zu zerschmettern. Wenn etwas in unserer Ideologie keinen Platz hat, dann sind es Faschismus oder Rechtsextremismus in jeder Form!
Jonas: Es soll aber nicht nur um politische Themen gehen auf dem Album. Wie oben beschrieben geht es um die allgemeine Verbreitung von Hass, die unsere moderne Gesellschaft verseucht, auf allen Ebenen. Das beginnt schon bei deinem Klassenlehrer, der dir in der Schule sagt, dass du nichts bist und aus dir auch nichts wird, und endet bei Witzfiguren wie Donald Trump.
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