Im Film „Apocalypto“ gibt es eine Menschenopfersequenz, in der sich der Mond vor die Sonne schiebt und damit den Blutdurst der Götter und des Volkes stillt. Danach beginnt eine Hetzjagd durch den Dschungel. Mensch, Tier, Natur, Kampf. Immer wieder holen mich diese Bilder ein, wenn ich HUNGRY LUNGS-Songs höre. Und 2012 habe ich das verdammt oft. Mit ihrer Debüt-7“ hat die deutsche Band um Frontfrau Therra (die auch meine Fragen beantwortete) einen Riesenschritt nach vorne gemacht, und da sich der Mond wieder von der Sonne abgewandt hat, dürstet uns nach mehr.
Bei eurer 7“ hat ja wirklich niemand etwas zu meckern gehabt, ihr dürft zu Recht stolz darauf sein. Setzt euch das in Hinblick auf ein Album unter Druck?
Allerdings! Mehrmals saßen wir schon ungläubig vor Reviews und waren echt gerührt. Ein Album ist aus Zeitgründen eher nicht vorgesehen und wir konzentrieren uns daher auf kleinere Split-Releases, was die Erwartungen an uns selbst nicht verringert. Sollte es die Zeit irgendwie zulassen, wird natürlich auch an einer Platte gearbeitet.
Was ist geplant?
Eine Splitsingle auf Vendetta Records. Klose ist ein toller Kerl und hat über die Jahre einen Haufen großartiger Releases auf die Welt losgelassen. Somit freuen wir uns wirklich sehr, dass er Interesse an unserer Band zeigt! 2013 soll es eine Splitsingle mit HEXIS auf Halo Of Flies und eine Split-10“ mit LENTIC WATERS geben, ebenfalls auf Vendetta. Außerdem würden wir gerne endlich eine Tour machen, da gibt es aber noch nichts Konkretes.
Auf internationaler Ebene werdet ihr meist mit CONVERGE, HIS HERO IS GONE und CURSED verglichen. Aber mindestens genauso oft werden deutsche Bands wie ALPINIST, GLASSES oder PERTH EXPRESS herangezogen. Wo würdet ihr euch einordnen?
Ob all diese Vergleiche irgendwie zutreffen, lässt sich aus Sicht der Band eher schwer sagen. Wer würde sich das schon selbst zugestehen, haha ... Zumindest nehmen wir das selbst gar nicht so wahr. Fakt ist jedoch, dass so ziemlich jede der genannten Bands mit Sicherheit einen gewissen Einfluss auf uns hat.
Ihr habt bisher alles im eigenen Proberaum/Studio aufgenommen. Wie lange habt ihr für den gesamten Aufnahmeprozess der 7“ gebraucht?
Das Songwriting hat circa ein halbes Jahr in Anspruch genommen. Wir sind, was das betrifft, sehr perfektionistisch. Unter anderem, weil unser technischer Anspruch sehr hoch ist. Jedes Riff muss sich perfekt an das nächste anpassen. Wir haben ja auch mehr als nur die fünf Songs, die bis jetzt veröffentlicht wurden. Die Sache ist nur die, dass wir alle anderen sehr mögen und gerne spielen, aber beispielsweise auch schon drei komplett ausgemustert wurden. Das Aufnehmen der 7“ ging dann etwas schneller. An einem Wochenende haben wir das komplette Schlagzeug plus Dukes Gitarre aufgenommen. Ein Tag ist für den Bass draufgegangen und noch mal circa zwei für den Gesang. Da Adrian erst später dazugekommen ist, hat er seine Gitarre etwas später eingespielt. Mit Mischen und dem Mastern der Tonmeisterei ist also ungefähr noch mal ein Monat verstrichen.
„HUNGRY LUNGS sind nicht nur nicht-religiös, sondern HUNGRY LUNGS sind gegen Religion.“ Stimmt diese Aussage oder zieht ihr einfach einen Strich, bei dem was eure Einstellung gegenüber Religion betrifft?
Ein Freund von uns meinte mal, dass intelligente Menschen so etwas wie Religion nicht brauchen. Viel mehr wollen wir dazu nicht sagen.
Bjorn von RISE AND FALL ist der Ansicht, dass Religion in der Szene nicht ausgegrenzt werden soll, sondern kritisch gesehen werden muss, und dass gerade eine solche kritische Auseinandersetzung mit bestimmten Themen schon immer in der Hardcore-Szene essentiell war. Wie seht ihr das?
Im Grunde gesehen ist der Kern dieser Aussage richtig. Man sollte sich mit Dingen kritisch auseinandersetzen, bevor man sie grundlegend ablehnt. Allerdings denken wir auch, dass es im Hardcore nicht nur um das „Große Grübeln“ geht. Für uns geht es auch darum, dass wir Freunde auf Shows treffen, und gemeinsam Spaß haben. Und dabei geht es meistens nicht darum, was gerade wieder Schreckliches in der Weltgeschichte passiert und wie furchtbar alles ist. Ganz im Gegenteil, unsere Fahrten zu Shows gleichen meist eher einer Comedy-Show.
HUNGRY LUNGS gibt es seit 2009. Was ist euch in dieser Zeit positiv, was negativ innerhalb der Szene aufgefallen?
Positiv ist wohl der Zusammenhalt und die Unterstützung innerhalb der „Szene“. Es ist jedes Mal fabelhaft zu sehen, wie sehr sich die Leute ins Zeug legen, um eine Show auf die Beine zu stellen. Über die Zeit lernt man immer wieder wunderbare neue Leute kennen und man bekommt nicht selten auch mal ein Angebot für ein Konzert aus dem Ausland. Freunde bringen mit ihren kleinen Labels Platten raus und es ist einfach herrlich, wie sich das alles irgendwie selbstverwaltend am Laufen hält. Das ist schon etwas echt Besonderes. Negativ zu sehen ist wohl die gewisse Engstirnigkeit, die ein fester Bestandteil dieser Szene ist. Das ist dann wohl die dunkle Seite. Gibt es keine Probleme, wird für welche gesorgt. Stellenweise ähneln manche Vorkommnisse schon fast einer Hexenjagd.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #106 Februar/März 2013 und Michael Echomaker
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #104 Oktober/November 2012 und Michael Echomaker