Was macht eine Band, die irgendwie keine Lust hat, ein Album aufzunehmen? Richtig, sie tourt und tourt und tourt. Und wie bucht man am besten Shows und Tourneen? Ja, man schickt ein paar aufgenommene Songs durch die Lande. Also muss man irgendwann doch in ein Studio. So lassen sich die ersten sieben Jahre der HORRORPOPS zusammenfassen.
Die Band wurde 1996 von NECROMANTIX-Sänger Kim Nekroman und PEANUT PUMP GUN-Frontfrau Patricia Day in Kopenhagen gegründet. Dabei haben die beiden ihre Instrumente vertauscht, so dass Patricia jetzt einen Upright-Bass bedient und singt. Sie selbst fasst die Ziele der Band folgendermaßen zusammen: „Für uns war es von Anfang an nur wichtig live zu spielen und unseren Spaß zu haben, was anderes hat uns nicht interessiert.“ Da Aufnahmen nicht wichtig waren, entschloss man sich erst 1999 sieben Songs zu einer Promo-CD zusammenzufassen, die der Band Konzerte in größerem Umfang bescheren sollte. Zwei dieser Lieder wurden schnell zu Hits in den Clubs der dänischen Hauptstadt. Zu diesem Zeitpunkt gesellten sich zwei Freundinnen von Patricia als Tänzerinnen zur Band, Mille und Kamilla. Patricia ist es wichtig, dass beide feste Bandmitglieder sind: „Nur ohne Instrumente. Aber dafür geben sie alles auf der Bühne, um die Leute anzuheizen. Im Grunde machen wir alle nichts anderes. Es gefällt dem Publikum, wenn eine Band Spaß auf der Bühne hat. Und bei uns geht es schließlich nur darum, wir sind eine Live-Band“.
Also konzentrierte sich die Band weiterhin auf ihre Shows in Dänemark oder kleine Touren durch Europa, bis 2003. Aber auch diesmal sollte nur eine weitere Promo-CD entstehen. Als diese neuen sechs Lieder aufgenommen waren (wieder in den Ventura Studios, in Kopenhagens Hippie-Kommune Christiania), kam allmählich die Idee, aus den beiden Sessions ein Album zusammenzustellen. Den entscheidenden Auslöser zur Umsetzung gab dann Tim Armstrong, der das Material sofort für sein Label Hellcat Records haben wollte. Das Debüt hört auf den schicken Namen „Hell Yeah“ und verbindet unterschiedliche Musikstile, von Psychobilly über Punk, Rock‘n‘Roll und Surf bis hin zu Pop. Um sich nicht auf eine Richtung beschränken zu müssen, aber trotzdem eine Bezeichnung für die eigene Musik zu haben, fasst Patricia das alles zusammen zu Horrorpop (daher auch der Bandname). Und Drummer Niedermeier ergänzt: „Weil jeder seine persönlichen Vorlieben hat, die in dieser Band zusammenfließen, haben wir uns gegenseitig verboten andere Bands als Vergleich zu nennen. Bei uns sechs Individuen würde es nur Krieg geben, wenn jeder mit seinen Vorschlägen ankommen würde.“
Die Veröffentlichung von „Hell Yeah“ hat der Band einen Support-Spot auf der diesjährigen Europa-Tour von The OFFSPRING (Patricia: „Wir verstehen uns gut mit ihnen, sie sind sehr nett und gute Trinker, für Amerikaner jedenfalls“), sowie eine Headliner-Tour durch die USA im Sommer beschert. Somit zeigt sich letztendlich, dass ein richtiges Album doch die beste Promotion ist, was Patricia auch gerne lachend zugibt. Nur beim Thema Christiania, ihrer zweiten Heimat, und den dort regelmäßig stattfindenden Polizeirazzien werden die Dänen kurz ernst. „Es passt den Politikern nicht, dass sich dort Menschen friedlich zusammengetan haben, um ein alternatives Leben zu führen und dabei niemanden stören. Also müssen sie die Leute belästigen“, sagt Patricia. Aber bald darauf ist ihr Lachen, das das gesamte Interview begleitet, wieder da, als sie mit einem Plastikhammer auf mich losgeht. Dieser Band geht es wirklich nur um Spaß.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #56 September/Oktober/November 2004 und Zoli Pinter
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