HODJA

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Hier und jetzt

Kaum zu glauben, HODJA haben schon wieder ein neues Album fertig. Das krachige Trio mit der Homebase Kopenhagen hat erst im September 2018 sein drittes Album „The Flood“ veröffentlicht und Ende Oktober 2019 steht mit „We Are The Here And Now“ Album Nummer vier in den Regalen. Mit kunterbuntem Artwork und dieser unbeschreiblichen Mischung aus Blues, Noise, HipHop und Voodoo. Diesmal gibt es aber auch mal ganz andere Klänge: schlichte Rocksongs, überraschende Soul-Chöre oder funky Grooves. HODJA sind Meister darin, Erwartungen zu pulverisieren, wie Schlagzeuger Matthias Arbo Klein im Interview erklärt.

Warum ging das mit eurer neuen Platte so schnell, das letzte Album ist ja gerade mal ein Jahr alt?


Wir hatten einfach Lust und waren inspiriert. Unser Gitarrist Tenboi und ich machen ja die Musik zu zweit komplett fertig und Claudius wird mehr oder weniger vor vollendete musikalische Tatsachen gestellt. Claudius lebt in New York, Tenboi in Kopenhagen und ich nördlich davon am Kattegat, also am Meer zwischen Dänemark und Schweden. Claudius ist meistens sehr schnell damit, seine Melodien und Texte zu finden. Ähnlich ist auch „The Flood“ entstanden.

Geht ihr eigentlich mit einem Plan ins Studio? Das letzte Album klang ja viel schroffer und rumpeliger. Oder woran liegt es, dass eure Alben so unterschiedlich klingen?

Auf der Tour zu „The Flood“ haben wir zum allerersten Mal alle Songs einer Platte auf Tour gespielt. Vorher haben wir immer viel mehr gemischt. So konnten wir uns gut mit den Synthesizern und den Moogs einspielen, die wir live im Gepäck haben. In diese Geräte haben wir uns ganz schön verliebt. Dieser Bestandteil unseres Sounds findet sich natürlich auch auf dem vierten Album wieder. Das andere musikalische Extrem ist, dass wir auch viele akustische Gitarren verwendet haben. Das liegt daran, dass ich eine uralte schwedische zwölfsaitige Gitarre ins Studio mitgebracht habe. Also manchmal sind es einfach nur die Instrumente, die einen Sound maßgeblich beeinflussen.

Was steckt denn hinter dem Albumtitel „We Are The Here And Now“?

Im Vergleich zu „The Flood” ist es ein fast schon optimistischer Titel. Da haben wir ja das Bild einer apokalyptischen Flut verwendet. Ich finde, „We Are The Here And Now“ drückt aus, dass die Zukunft auch in unserer Hand liegt. Wir sind jetzt hier und können den Unterschied ausmachen oder eben nicht. In den Texten von Claudius kommen ja immer wieder biblische Motive vor und beim letzten Album ging es eben um die Perspektive, dass gewisse Dinge größer sind als wir. So eine Flut kommt, damit muss man einfach klarkommen. Und mit „We Are The Here And Now“ sind wir ein bisschen emanzipierter. Wir machen das jetzt.

Vor dem neuen Album habt ihr euer Debütalbum „The Band“ noch einmal neu veröffentlicht. Warum eigentlich, das ist doch gerade erst vier Jahre alt?

Noisolution hat das Album 2015 veröffentlicht, aber eigentlich wurde es schon 2013 aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt waren HODJA noch ein Projekt. Damals waren Claudius und ich noch sehr mit REVEREND SHINE SNAKE OIL CO. beschäftigt und Tenboi war in diverse Theatermusikprojekte involviert. Die Zeit war also ziemlich knapp, aber wir hatten plötzlich eine Platte in der Hand. Davon hat Tenboi dann in Eigenregie 500 Platten pressen lassen, dann ist aber eineinhalb oder zwei Jahre lang nichts passiert. Dann hat unser damaliger Roadmanager Dennis Grimm aka Brother Grimm ein Festival in Berlin organisiert und uns eingeladen. So kamen wir zu Noisolution. Für uns ist die Platte also schon sechs Jahre alt. Für euch nur vier, haha. Jetzt war sie schlicht und einfach ausverkauft und Tenboi wollte für die Zweitauflage seine Vorsicht beim Mastern nachträglich ein bisschen zurücknehmen. Er wollte es einfach mehr krachen lassen. Außerdem haben wir das Artwork umgekehrt, aus schwarz auf weiß wurde weiß auf schwarz. Jetzt steht außerdem Noisolution hinten drauf. Die erste Auflage haben sie ja von uns übernommen.

Was läuft denn mit eurer Hauptband REVEREND SHINE SNAKE OIL CO.? Da hört man gerade nicht viel Neues.

Wir waren ja fast zehn Jahre lang sehr aktiv im Studio und auf deutschen und niederländischen Autobahnen unterwegs. Ich würde es mal eine kreative Pause nennen, obwohl wir momentan nicht besonders kreativ sind. Wir halten aber Kontakt und freuen uns, wenn wir uns sehen. Gelegentlich sprechen wir auch darüber, wann es wieder weitergehen könnte. Ich kann allerdings nicht garantieren, wann und ob es überhaupt passiert. Aufgelöst haben wir uns nicht.

Ihr habt ja alle noch Solo-Projekte laufen. Wie ist denn da der aktuelle Stand?

Claudius hat eine Soloplatte in der Schublade. Die hat übrigens auch unser Gitarrist Tenboi aufgenommen und produziert. Die wird wohl unter dem Namen ANGERYMAN veröffentlicht. In sozialen Medien lässt er immer wieder mal erahnen, dass da eine Soloplatte kommt. Da können sich vor allem Fans von REVEREND SHINE SNAKE OIL CO. freuen. Tenboi ist sehr viel mit Studioarbeit beschäftigt, das ist sein tägliches Brot. In sein Studio mieten sich ständig Leute ein und nutzen ihn als Sound-Engineer und Produzent. Ganz aktuell hat BROTHER GRIMM sein drittes Album bei ihm aufgenommen. Ich habe mit Tenboi außerdem zwei instrumentale Studioprojekte ins Leben gerufen. Das eine namens KAEMEN RIDERS ist sehr jazzig, mit einem Violinisten, Schlagzeug und Gitarre, und das andere ist gemeinsam mit einem analogen Keyboarder entstanden. Klingt ein bisschen wie AIR oder Filmmusik von David Lynch, hat aber noch keinen eigenen Namen. Ich bin ja nach wie vor unter dem Pseudonym F.W. SMOLLS unterwegs und spiele Songs aus dem alten Folk-Repertoire. Auf Vimeo kann man sich ein paar Videos anschauen.

Du verbringst viel Zeit in Christiania, dem legendären Hippie-Viertel in Kopenhagen. Ist das ein magischer Ort für dich? Ein Platz mit einer besonderen Ausstrahlung?

Tenboi hat einfach sein Studio dort, deshalb ist es natürlich ein besonderer Ort für uns. Ich selbst habe zwölf Jahre lang in Kopenhagen gelebt und kenne Christiania in all seinen Facetten. In den vergangenen zehn Jahren überschattet leider die harte Drogenrealität das Bild von diesem Viertel. Dadurch wird auch viel geschrien, geschossen und geprügelt. Inzwischen regieren die Rockerbanden und nicht mehr die Hippies. Deshalb muss ich mir immer auf die Zunge beißen, wenn die Leute Christiania so über den Klee loben. Aber natürlich ist es immer noch ein unglaublich kreativer, verschrobener, sagenumwobener Ort. Da bewegen sich einfach viele extravagante Existenzen innerhalb dieser Mauern. Das findet natürlich auch irgendwie seinen Weg in unsere Musik.