Wem fällt es heutzutage schon noch ein, Psycho-Punk zu spielen? Zum Beispiel den HELLFIRE SOX, einer Band aus der Hauptstadt der Ukraine, die trotz ihrer noch recht jungen Mitglieder schon seit fast acht Jahren besteht. Dank ihres Aussehens ist die Band auf den Straßen Kiews auch ohne ihre Gitarren leicht zu erkennen. Im Studio klingen sie, als hätten sich Jello Biafra, Mojo Nixon und die METEORS zusammengetan, um NIRVANA zu huldigen. Live dürften sogar noch einige Umdrehungen mehr drin sein. Hören konnte man sie schon an vielen Orten, unter anderem bei einer Gothic-Party in Kiew, einem Punkrock-Festival in Ungarn und vor kurzem auch bei uns in Deutschland. Die Band besteht aus Sänger und Gitarristen Den, Vanya am Bass, Schlagzeuger Pascha und Zufa, dem zweiten Gitarristen.
Seit wann habt ihr diese Frisuren? Oder sind die angeboren? Und was war zuerst da, die Musik oder der Style?
Zufa: Es war die Musik, die unsere Herzen entflammte und uns zu denen machte, die wir heute sind. Wobei man Stil und Musik bei HELLFIRE SOX nicht voneinander trennen kann.
Bargain with devil, crazy madness, horror nightmares ... Wo wollt ihr denn hin nach dem Tod? Und woher stammen solche Themen wie auf „First Invasion“?
Vanya: Die Texte bei uns schreibt Den. Ich kann mich erinnern, dass in der U-Bahn eine alte Frau mal, als sie ihn sah, anfing zu beten und meinte, er wäre die Ausgeburt der Hölle. Also denke ich, dass die Texte aus der Hölle kommen.
Den: Nach dem Tod werden wir wohl in der Unterwelt spazieren gehen, etwas entspannen, wieder zurückkommen und ein paar neue Alben aufnehmen.
Wenn man kein Englisch versteht, wirkt eure Musik sehr fröhlich ... Wie würdet ihr sie selbst charakterisieren?
Vanya: Unsere Musik ist auch fröhlich, eben einfach nur mit Horror-Lyrics. Und bezeichnen würde ich sie als Punkrock mit ein bisschen Psychobilly, Hardcore, Ska und vielem mehr.
Zufa: Das Wichtigste ist doch, dass unsere Musik voller Energie ist, und niemand einfach nur Bier trinkend herumstehen kann, während wir spielen. Wir sind immer bereit, unsere Energie mit dem Publikum zu teilen, und deshalb kommen die Leute auch gerne auf unsere Konzerte.
Mit welchen anderen, ausländischen Bands werdet ihr in der Regel verglichen?
Den: Mittlerweile wurden wir schon mit SEX PISTOLS, den TOY DOLLS oder auch CRADLE OF FILTH verglichen. Ich finde es toll, wenn die Leute bei uns Ähnlichkeiten mit bekannten Bands entdecken, vor allem in dieser großen Stilbreite. Jeder findet in unserer Musik das, was ihm am nächsten ist. Und ich würde auch niemals versuchen wollen, die Meinung meines Gegenübers zu beeinflussen.
Pascha: Es ist wohl so, dass ich beim Hören von meiner Lieblingsband etwas von ihrem Charakter in mich aufnehme und es in unsere Sachen einfließen lasse. Denn jeder sucht die Muse – und wo sonst, wenn nicht in der Musik selbst, ist sie zu finden?
Zufa: Manchmal, wenn wir in der Ukraine oder Russland spielen, fragen uns die Leute, wieso wir so gut Russisch sprechen, weil sie uns für eine ausländische Band halten. Das finde ich immer ziemlich witzig. Wir werden zwar manchmal mit anderen Bands verglichen, aber das ist meiner Meinung nach alles sehr subjektiv. Vergleiche hin oder her, ich finde jedenfalls, dass wir einzigartig sind. Ansonsten hätte das alles auch keinen Sinn.
Ihr arbeitet an einem neuen Album, wann dürfen wir da was erwarten? Und was hat sich in eurer Musik verändert?
Den: Unsere Professionalität beim Aufnehmen und auch meine Art des Songwritings hat sich verändert. Es läuft aber alles sehr gut. Wenn es fertig ist, soll es auch wieder eine Tour geben, neue Videoclips usw.
Zufa: Im Herbst 2009 soll es draußen sein, mit einem neuen Gitarrensound und viel Chorgesang. Und es erzählt eine große, lange Geschichte.
Was hat euch in Hinblick auf eure Konzerterfahrung am meisten beeindruckt?
Pascha: Die „Crossing The Styx“-Tour vor kurzem in Deutschland. Wir waren 15 Tage lang unterwegs und haben in sieben verschiedenen Städten gespielt, unter anderem auch einen Unplugged-Auftritt, sehr witzig.
Den: Es ist klasse, wenn die Leute unsere Texte mitsingen. Oder wenn das Mikrofon mir gegen die Zähne schlägt oder mir einen elektrischen Schlag verpasst. Oder wenn Vanya hochspringt und mich dabei mit der Gitarre erwischt.
Zula: Konzerte bedeuten viele neue Eindrücke und Bekanntschaften. Beeindruckend war es, beim letzten Konzert in St. Petersburg MAD SIN kennen zu lernen, und in Ungarn die Burg, in der wir untergebracht waren, sowie überhaupt die ganze Atmosphäre des Festivals dort. Nicht zu vergessen das Konzert mit den MEANTRAITORS in Kiew.
Gibt es auch Pläne, bald wieder in unseren Breitengraden aufzutreten?
Zufa: Die gibt es auf jeden Fall und wir sind schon ganz ungeduldig.
Anastasia Fischer
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #82 Februar/März 2009 und