Vor bereits geraumer Zeit haben die HEATSCORES ein exzellentes zehn Zoll großes Stück Vinyl auf Kamikaze Records veröffentlicht. Da die Band bis dato wahrscheinlich nicht sehr vielen Leuten ein Begriff war, lag es nahe, ein Interview mit der Band beziehungsweise Basser Gremmi zu führen.
Woher kommt der Name?
Zu Beginn trug die Band den Namen "The Dirty Lickins", aber den haben wir dann in "The Handsome Devils" abgeändert. Allerdings waren wir gezwungen, uns noch einmal umzubennen, da es schon einige andere Bands mit demselben Namen gab.
Hat der Name eine Bedeutung?
Nein, der Name hat keine tieferen Sinn, ausser dass wir dachten, dass wir gut genug wären, um einen Treffer zu landen. Hinzu kommt noch, dass er sich gut anhört und zu unserem Sound, also "heavy instrumental surf-rock" zu passen schien.
Woher hattet ihr den Namen "The Dirty Lickins"?
Das war eine Anspielung auf das, was mit deinen Ohren passieren würde, wenn du unserem reverb-verseuchten Sound zuhören würdest.
Hat das Eiserne Kreuz irgendeine Bedeutung für euch?
Die negativen Nebenbedeutungen haben nichts mit dem zu tun, was es für uns bedeutet. In den 50er Jahren wurde es von den Surfern in California übernommen und stand damals quasi für Rebellion gegen alles, was mit dem Krieg zu tun hatte. Die Bedeutung des Symbols hat sich langsam dahin entwickelt, dass es nur noch mit Surfern, ihrer Musik und mit bestimmten Gruppen von Bikern verbunden wurde. Wenn das Kreuz für uns als Band überhaupt eine Bedeutung hat, dann die, dass wir versuchen, diesen Geist fortzuführen, als Hommage an die früheren Surfmusiker sozusagen, welche auch dieses berüchtigte Symbol als "The Surfers Badge of Honor" trugen.
Also du persönlich würdest den Sound der Band als instrumentalen Rock´n´Roll bezeichnen? Wie seid ihr auf die Idee gekommen, diese Musik zu spielen?
Ja, so ungefähr würde ich unsere Musik beschreiben. Wir haben alle vier zwar unsere unterschiedlichen Einflüsse, aber wir alle lieben Rock´n´Roll und es begann einfach, dass wir mit Punkrock aufwuchsen. Das heisst jetzt nicht, dass wir keinen Punkrock mehr hören, es heisst nur, dass keiner von uns mehr einen Iro trägt. Ich bin auch der Meinung, dass es nicht so anomal ist, dass wir instrumentalen Rock´n´Roll spielen, schliesslich hatten viele unserer Lieblingsbands einen ähnlichen Einschlag. Wir haben uns nicht lange überlegt, ob wir jetzt Instrumentals spielen oder nicht, wir sind dazu eher gezwungen worden, da wir keine PA hatten. Nach einiger Zeit haben wir uns aber dazu entschlossen, da es so viel mehr Spass gemacht hat und vor allem, da es eine Herausforderung dargestellt hat, der wir uns gerne stellen wollten. Jedoch spielen wir schon den einen oder anderen Vocal-Song live und wir versuchen, mehr davon in unser Set aufzunehmen.
Welche Vocal-Songs spielt ihr denn?
Zur Zeit spielen wir "It´s So Easy" von LINK WRAY und "Surfin´ Bird" von den TRASHMEN, wobei sich unsere Version wie eine Mischung aus den Versionen der RAMONES und der CRAMPS anhört.
Gab es einen besonderen Grund, gerade diese beiden Songs auszuwählen? Einen LINK WRAY-Song zu spielen ist ja ziemlich normal, jedoch einen LINK WRAY-Vocal-Song zu spielen ist eher selten...
Ich könnte darauf mit einer schlagfertigen Bemerkung wie "Wir selbst sind nicht normal!" antworten, aber der Hauptgrund dafür, diesen Song zu wählen, ist einfach der, dass es ein sehr guter Song ist.
Und wie ist das mit "Surfin´Bird"? Gibt es einen besonderen Grund dafür?
Nicht wirklich, ausser dass er einfach zu spielen ist und es Spass macht, ihn hin und wieder zu spielen. Und es gefällt dem Publikum immer wieder.
Was für andere Songs ausser diesen beiden covert ihr sonst noch so?
Wir spielen ungefähr ein Dutzend verschiedener LINK WRAY Songs. Dann "The Fly" von den MUMMIES, "Nitrus" von DICK DALE, "Pipeline" und "Walk Don´t Run", "Istanbul" von THEY MIGHT BE GIANTS, "Durango 95" und "Sheena Is A Punkrocker" von den RAMONES und viele viele mehr.
Wird es nicht irgendwann einmal langweilig, bestimmte Songs immer und immer wieder zu spielen? Ist das Publikum nie zufrieden, ohne "Pipeline" oder "Rumble" zu hören?
Nein, so richtig auf die Nerven geht uns eigentlich kein Song, nur einige davon spielen manche aus unserer Band lieber als andere. Normalerweise berücksichtigen wir das Publikum, aber auch uns selbst, wenn wir eine "Setlist" zusammenstellen. Falls mehr als einer von uns einen bestimmten Song an diesem Abend nicht spielen will, dann spielen wir ihn nicht.
Mir ist aufgefallen, dass es gerade bei Surfbands öfters mal so ist, dass sie nur all die alten Klassiker spielen und sonst nichts, damit aber zufrieden zu sein scheinen. Wie seht ihr das?
Wir haben schon immer versucht, neue Songs zu schreiben und das Interesse daran nicht zu verlieren, aber manchmal ist es sehr schwer, da wir alle noch andere Verpflichtungen haben. Im Normalfall spielen wir unsere neueren Sachen live und streuen ein paar alte Songs darunter, quasi als Referenz, um dem Publikum die Chance zu geben, ein paar Lieder unseres Sets wiederzuerkennen.
Denkst du, dass es möglich ist, ein Publikum mit einem Set zu fesseln, das nur aus Instrumentals besteht?
Zugegeben, das ist manchmal sehr schwer, aber es kommt immer auf das Publikum selbst an. Und es kommt auch sehr darauf an, mit wem wir spielen. Als wir zum Beispiel mit MAN OR ASTROMAN?, THE BOMBORAS oder HUEVOS RANCHEROS gespielt haben, war das Publikum an Ort und Stelle um weitestgehend instrumentale Musik zu hören, und da hat es hervorragend funktioniert. Machmal ist es jedoch schwer ein Publikum zu überzeugen, zum Beispiel hier in Saskatoon, wo es nicht unbedingt eine Garage- oder Surf-Szene gibt. Unsere Band besteht mehr oder weniger aus Mitgliedern der anderen Garagebands in der Stadt, THE DEATH WEAYS, THE NEW JACOBIN CLUB, aber wir haben es irgendwie geschafft, für uns hier eine Nische zu finden und es gibt auch einige wirkliche Fans hier. Wir wollen eigentlich nur gelegentlich live spielen und ein bisschen Geld verdienen, damit wir hin und wieder eine CD auf den Markt werfen können.
Da wir gerade von CDs sprechen... Es scheint so, dass ein paar eurer Songs auf mehreren verschiedenen CDs erschienen sind. Nehmt ihr Songs öfters neu auf, oder arrangiert ihr sie um?
Nicht wirklich. Wahrscheinlich beziehst Du dich auf die Songs der 10" auf Kamikaze, die schon auf beiden CDs veröffentlicht worden sind, aber diese Entscheidung lag bei Kamikaze. Die Songs der ersten Kassette haben wir für die erste CD allerdings schon noch einmal neu aufgenommen. Davon abgesehen nehmen wir Songs, die für Compilations gedacht sind, manchmal genau deswegen auf, wie zum Beispiel für das Tributalbum für die SHADOWY MEN, aber bei den meisten davon handelt es sich um Outtakes. Jedoch nehmen wir andere Versionen von "New Years Evil" und "Seasons Beatings", welche auf unserer Weihnachtskassette erschienen sind, für die neue CD noch einmal auf.
Wie kam der Kontakt zu Kamikaze eigentlich zustande?
Wir haben sehr viele Promopakete verschickt, nachdem die letzte CD veröffentlicht war und eines davon landete bei Kamikaze. Die Leute dort haben sich dann bei uns gemeldet, da ihnen die CD sehr gefallen hat.
Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, wie wir Kamikaze entdeckt haben, wahrscheinlich über ein Magazin oder eine Website. Ich muss noch hinzufügen, dass wir uns nur bei Labels beworben haben, von denen wir der Meinung waren, dass sie cool wären.
Womit verdient ihr denn euren Lebensunterhalt?
Ich, Gremmie (Bass), bin Jurastudent und arbeite in den Ferien als Koch. Dick (Gitarre) arbeitet in einem Sägewerk, Thee Exciter (Gitarre) arbeitet in einem Lagerhaus und Joe Vile (Schlagzeug) unterrichtet Percussion.
Da du eigentlich nur von CDs sprichst, muss ich doch die alle Fragen beantwortende Frage stellen: Vinyl oder CDs, war ist euch als Band lieber?
Als Band wäre es uns am liebsten, wir könnten alles sowohl auf CD als auch auf Vinyl veröffentlichen. Aber mit unseren limitierten Ressourcen und den hohen Kosten für Vinylpressungen haben wir es uns einfach nicht leisten können. Jeder einzelne von uns jedoch hat eine eigene Plattensammlung, auf die wir alle stolz sind. Wir waren wirklich sehr glücklich darüber, dass wir eine 10" auf einem europäischen Label veröffentlichen konnten und wir sind froh darüber, dass es so gut geklappt hat.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #45 Dezember 2001/Januar/Februar 2002 und Ox