HEARTBREAK ENGINES

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No more sadness, no more sorrow!

Es ist 22 Uhr, in vier Stunden geht mein Flug in den Urlaub und ich tippe an meinem Interview mit den HEARTBREAK ENGINES. Eigentlich eine Aufgabe, auf die ich zu diesem Zeitpunkt nun wirklich keinen Bock hatte, doch beim Abhören werde ich wieder dran erinnert, wie locker und angenehm unser Gespräch war, und wie sympathisch diese Herzensbrecher eigentlich sind. Schon steigt die Laune und ich freue mich noch einmal über ihr genreübergreifendes, großartiges neues Punk'n'Roll-Album "One Hour Hero" und eine Band, die die Szene bereichert und mit antreibt. Lest selbst, was die Jungs zu sagen haben.


Euer neues Album ist wieder einmal für mich - und sicher auch die Fans - ein beeindruckendes Werk geworden. Mittlerweile habt ihr euren ganz eigenen Stil entwickelt, keine Band klingt wie HEARTBREAK ENGINES.


Lou: Geplant war das natürlich nicht, sondern hat sich so entwickelt. Wir haben uns nie festgelegt, sondern immer zugelassen, dass jedes der fünf Bandmitglieder seine musikalische Inspiration einfließen lassen kann. Dazu gehört natürlich das, was jeder auch vorher in anderen Bands gespielt hat. Klar war immer nur, dass wir Kontrabass und punkige Gitarren haben wollten. Das war gar nicht zu einfach zu Anfang, da wir die Dinge natürlich sinnvoll verbinden wollten. Aber langsam wird's perfekt.


Das neue Album klingt wieder etwas heiterer, fröhlicher als das letzte Album. Wie kommt's?

Grischa: Richtig. Wir haben versucht, die Gefühle, die wir zu der Zeit des Schreibens hatten, wiederzugeben. Und uns geht's einfach gut momentan. Das Album spiegelt das wider.


Euer letztes Album liegt noch gar nicht so lange zurück. Wie schafft man es, so schnell Songs zu schreiben?

Dan: Zwei Jahre sind es ja doch, also waren wir gar nicht so schnell. Nach der zweiten Platte haben wir uns sofort hingesetzt und an Ideen gearbeitet. Zweimal die Woche Proben, Riffs und Drum-Grooves schreiben und dann die Ideen zusammenschmeißen ...

Lou: Wir haben uns als Ziel gesetzt, hart am dritten Album zu arbeiten und die zweite Scheibe zu übertreffen. Sogar eine Vorproduktion für unser Label haben wir diesmal gemacht, um perfekt vorbereitet ins Studio zu gehen. Die wenige Zeit, die wir hatten, haben wir also ausgenutzt.


Ihr wart lange im Studio und habt sicher eines der am besten klingenden Psycho-Alben überhaupt veröffentlicht. Was war diesmal anders, wie war die Arbeit?

Lou: Ein Psychobilly-Album ist es allerdings gar nicht geworden. Klar, wir gehören zu der Szene, aber spielen ja doch einen etwas anderen Sound. Was die Arbeit im Studio angeht, hat es sich so entwickelt, dass wir und unser Produzent Tim Buktu schon früh gemerkt haben, wie viel Potenzial in den Songs steckt, und wir uns daher vorgenommen haben, wirklich alles perfekt zu machen. Drums und Bass wurden perfekt aufeinander eingestimmt, die Gitarren zig Mal gedoppelt, am Gesang haben wir viel gefeilt. Ich habe manche Stücke 15 Mal wiederholt. Und letztendlich haben wir auch noch mal viel Geld fürs Mastering ausgegeben.


Hat Tim auch wirklich als Produzent fungiert, also sich auch am Songwriting beteiligt?

Lou: Wir haben ja alle Alben bei Tim eingespielt und er nimmt mittlerweile viel Einfluss auf die Art, wie wir die Dinge spielen. Er gibt uns Tips, wie Parts druckvoller klingen und nicht so verkopft rüberkommen. Zu 80 bis 90 Prozent steht alles vorher fest, aber es gibt eben Spielraum, wo Tim zum Beispiel die Songstrukturen mit uns verbessert. Und aus meiner Stimme hat er das Beste rausgeholt, was möglich war.


Ist so eine Meinung von außen wichtig?

Grischa: Jeder Musiker denkt von sich selber, dass er der Größte ist und die besten Songs schreibt. Aber wir haben gemerkt, dass es wichtig ist, jemanden dabei zu haben, der sich noch mal unabhängig mit den Songs auseinandersetzt und Optimierungsvorschläge macht.

Lou: Unser Produzent war ab der Vorproduktion beteiligt und hat nicht nur den Record-Knopf gedrückt. Das ist nicht selbstverständlich.


Ihr habt zig Touren gespielt mit vielen bekannten Bands. Was waren die Highlights und die abgefahrensten Situationen?

Grischa: Wir haben einfach nur positive Erfahrungen gemacht. Auch mit den großen Bands, TOY DOLLS zum Beispiel.

Lou: Das war großartig. Vor 2.500 Leuten aus jeder Szene und jedes Alters. Die Resonanzen waren großartig. Auch die TOY DOLLS selber waren begeistert und haben sogar ihre Agentur gefragt, ob wir die ganze Tour mitfahren könnten.


Gab es keine legendären Abstürze?

Lou: Wenn ein Konzert gut war und man dann gemeinsam im Bus sitzt, dann wird selten heiße Milch mit Honig getrunken, so viel ist sicher.

Grischa: Über DEMENTED ARE GO! beispielsweise haben wir so viele Horrorstorys im Vorfeld gehört, doch wir haben uns zweimal auf Tour blendend mit denen verstanden. Wir haben ganz einfach akzeptiert, dass wir in einem Party-Bus sitzen. Da ist Dauerbestrahlung angesagt. Am Ende wollten alle bei uns im Bus sein und wenn wir an einem Konzertort ankamen, waren wir regelrecht scheintot.

Lou: In der Schweiz sind wir mit Roger Miret mal in einer italienischen Bar gelandet und Roger gab eine Runde nach der anderen. Wir wollten einfach nur sitzen bleiben und Spaß haben, anstatt ein Konzert zu spielen. Sparky von Demented kam dann auch noch vorbei und schließlich haben wir es so gerade noch zum Gig geschafft.


Grischa, du spielst seit einiger Zeit auch bei DEMENTED ARE GO!, wie kam es dazu?

Grischa: Der Bassist, der auf der gemeinsamen Tour bei DAG dabei war, ist Amerikaner, der musste irgendwann wegen seiner Papiere in die Heimat zurück und konnte ein paar Shows nicht dabei sein. Also wurde ich gefragt und habe zwei Monate lang diverse Gigs mit den Jungs gespielt. Und irgendwann wurde mir zu verstehen gegeben, dass man mich gerne auf Dauer dabei hätte. Der Nebeneffekt ist, dass ich jetzt quasi mit Musik meinen Lebensunterhalt verdiene.


Auch Lou und Dan haben ein Side-Projekt. Wird es Interessenkonflikte geben?

Grischa: Nein, das Ganze mit DAG läuft seit einem Jahr und es gab nie Probleme. Das ist alles abgestimmt. Nur einmal musste ich am selben Abend mit DAG und HEARTBREAK ENGINES auftreten. Aber wir wollen ja eh mehr gemeinsam machen. Strangy hat einen Song auf unserem neuen Album mit aufgenommen. Und für nächstes Jahr ist eine gemeinsame Platte, quasi ein Projekt aus beiden Bands, geplant. Wie das vom Sound aussehen wird, ist aber noch nicht klar.

Lou: Unser Nebenprojekt Death Of A Demon, das eher in die Horrorpunk-Ecke geht, ist ja erst in der Entstehungsphase, wir haben gerade angefangen zu proben. Musikalisch wird es übrigens sehr düster, also kein klassischer Horrorpunk und auch komplett ohne Schminke. Ein bisschen wie DANZIG, mit tiefer gestimmten Gitarren.