HATE SQUAD

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Metal-Geballer mit Hardcore-Attitüde

Kann das wirklich wahr sein? Da feiert die deutsche Metalcore-Ikone HATE SQUAD in diesem Jahr ihr 25. Bandjubiläum und wir haben es bislang nicht geschafft, ein Interview mit ihnen zu machen? Dabei hat Bassist Bauke de Groot doch Spannendes über Highlights der Bandgeschichte sowie zum neuen Album „Reborn From Ashes“ zu berichten.

Bauke, dies ist das erste Interview mit HATE SQUAD im Ox. Es liegt vielleicht auch daran, dass es in den letzten Jahren etwas ruhiger um euch geworden war, bis ihr in diesem Jahr wieder auf dem Wacken gespielt habt. Was war los, brauchtet ihr mal eine kreative Pause?


Ja, wir hatten so einige Pausen in den letzten 25 Jahren. Auf jeden Fall 1997, da war erst mal Sendepause, weil unser Plattenvertrag mit GUN Records auslief. Um die Jahrtausendwende hatten wir in der Band dann unabhängig voneinander einige Schicksalsschläge zu verkraften, unser Sänger Burki verlor Vater und Mutter und auch mein Bruder starb. So kam „H8 For The Masses“ auch erst fast sieben Jahre nach „Psycho“ raus, was ja schon eine irre lange Zeit ist. In Abständen von drei Jahren haben wir dann die anderen Alben „Degüello Wartunes“, 2008, und „Katharsis“, 2011, herausgebracht. Danach passierte eine Weile nicht viel – bis zum Wacken-Auftritt vor drei Jahren. Seitdem haben wir immer einige Shows gespielt und auch an neuen Songs gefeilt, um irgendwann wieder was zu veröffentlichen. Prädestiniert dafür war dieses Jahr, da wir zusammen ins 25. HATE SQUAD-Jahr gehen. Wenn nicht jetzt, wann dann? 2018 waren wir auf jeden Fall schon sehr aktiv, haben viele Konzerte gespielt und ein neues Album aufgenommen.

Neben dem Wacken habt ihr in den Anfangstagen, genauer 1995, auch beim Dynamo Open Air gespielt, was bis dato das größte Metal-Festival in Europa war.

Lustig, dass du das Dynamo-Festival ansprichst, denn genau an dem Tag bin ich bei HATE SQUAD eingestiegen. Ich kannte die Jungs ja schon aus Hannover und war zusammen mit Andre, dem Gründer des Festivals, backstage, als wir ins Gespräch kamen. Robert, ihr damaliger Bassist, konnte aus persönlichen Gründen nicht mehr mit den anderen zusammenarbeiten. Burki fragte mich also, ob ich Zeit hätte, und so lief das ganze Procedere ab. Kurz nach ihrem Auftritt sind die Jungs dann ins Studio, haben „I.Q. Zero“ eingespielt und ich konnte danach erst mal wochenlang die Songs üben. Am Ende des Sommers hatten wir dann zusammen den Tourauftakt auf der Popkomm in Köln zusammen mit KREATOR und GRIP INC., mit denen es danach auf Europatour ging. Diese Tour war unfassbar, weil auch alles neu für uns war. Später haben wir dann auch Shows mit NAPALM DEATH und MERAUDER gespielt, also Bands die ich selber vergöttere. Besonders lustig war die Aftershowparty nach einem Gig im Berliner SO36, als wir mit den Jungs von MERAUDER noch Bela von DIE ÄRZTE getroffen haben und er uns völlig abgefüllt hat. Legendär, was da getrunken und gelacht wurde!

Wo du gerade MERAUDER ansprichst, auf eurem ersten Album „Theater Of Hate“ aus dem Jahre 1994, kombiniert ihr ähnlich wie die New Yorker – für die damalige Zeit sehr fortschrittlich – Hardcore mit Thrash Metal und geltet seitdem als eine der Pioniere des deutschen Metalcore. Obwohl du erst ein knappes Jahr später dazugekommen bist, kannst du dennoch etwas zu den Anfangstagen erzählen? Was hat die Band dazu getrieben, einen derart „neuen“ Sound zu kreieren?

Die Mixtur aus brutalem Metal und Hardcore kam vor allem dadurch zustande, dass sich Leute zusammengefunden haben, die verschiedene Musikstile repräsentierten. Burki kommt allein schon wegen seiner brutalen Stimme sehr metallastig daher und war früher auch sehr von SEPULTURA oder PANTERA inspiriert. Tim, der damalige Gitarrist, war als großer SICK OF IT ALL-Fan ein Hardcore-Kid durch und durch – was ihn später ja auch zu einem Wechsel zu RYKER’S bewogen hat. Helge, unser Drummer, wollte zudem einen technisch anspruchsvollen Speed-Metal-Sound à la SLAYER verankern. Also haben sie einfach den ganzen Krams zusammengewürfelt und losgelegt, denn alle wollten live richtig abgehen. Ich glaube, dass der Output einfach stark davon abhängt, was für Typen im Proberaum zusammensitzen. Anfang der Neunziger war der Start der großen Crossover-Welle und die Zeit für experimentelle Veränderung klassischer Musikschienen. HATE SQUAD haben eben eine besonders brachiale Form davon kreiert. Den Begriff „Metalcore“ gab es in den Anfangstagen ja noch nicht.

Der Höhepunkt eurer Bandhistorie war das zweite Album „I.Q. Zero“ mit dem Überhit „Not my god“, der unter anderem von HEAVEN SHALL BURN gecovert wurde. Manchmal scheint es, dass euch viele nur auf diesen Song reduzieren. Welche anderen Stücke würdest du Leuten empfehlen, um noch etwas mehr von HATE SQUAD kennen zu lernen? Und was sind deine persönlichen Lieblingssongs?

„Not my god“ lief auf MTV und ganz besonders auf VIVA. Dort waren wir für drei Jahre quasi in Dauerrotation in den Top-3-Hörercharts, vor damaligen Megasellern wie KORN oder DEFTONES. Sicherlich ist es der Song von HATE SQUAD, weswegen die meisten Leute uns kennen. Was „I.Q. Zero“ angeht, es war einfach ein zeitgemäßes Killer-Album, das meiner Meinung keinen schlechten Song enthält. Für Künstler ist es irre schwierig, eine so gelungene Leistung zu wiederholen. Manchmal klappt es, manchmal nicht. Um sich einen guten Querschnitt unseres Schaffens zu geben, empfehle ich unsere Best-Of-Compilation „You Are Not My Fuckin’ God“, da bekommt man eine Doppel-CD mit vielen geilen Stücken für wenig Geld. Da sind auch einige meiner Lieblingsstücke wie „Pzycho“ oder „Bastard“ drauf.

Eure Aktivitäten in diesem Jahr schließen auch ein neues Album mit dem Titel „Reborn From Ashes“ ein. Wie würdest du Leuten, die euch nicht kennen, davon überzeugen, in das neue Album reinzuhören?

Zuallererst ist das neue Album soundtechnisch unglaublich geworden. Wir haben es zusammen mit Eike Freese hier in Hamburg aufgenommen, und der Mann weiß, was er tut. Wenn dir nämlich DEEP PURPLE die Klinke in die Hand drücken, weißt du, dass du an der richtigen Adresse bist. Die neuen Stücke sind zudem genau das, was HATE SQUAD immer ausgemacht hat: ein brachiales Crossover aus Metal-Geballer mit Hardcore-Attitüde. Und das nicht aufgesetzt, sondern ehrlich! Was mich an dem Album zusätzlich begeistert, ist die grandiose Gitarrenarbeit.