The Shape Of Punk To Come

Nach dem Ende der TRASHCAN DARLINGS war es zunächst ruhig um die einzelnen Bandmitglieder. Doch seit einiger Zeit ist ihr Sänger Strange? Gentle wieder aktiv und seine neue Band HARD LUCK STREET veröffentlichte unlängst ihr Debütalbum „Mosaics – Exile On Hard Luck Street“. Ein guter Anlass, um Sänger Strange? Gentle und Gitarrist David Egeland ein paar Fragen zu stellen.

Warum gleich ein Doppelalbum? Das ist heutzutage nicht gerade ein bevorzugtes Format.

Gentle: Ein Doppelalbum ist etwas, was wir alle machen wollten seit der Gründung der Band. Außerdem bin ich ein riesiger Fan von Alben wie „London Calling“ von THE CLASH oder „Exile On Main Street“ von den ROLLING STONES, und so wurde aus einer anfänglichen Blödelei eine Obsession. Das Debüt von HARD LUCK STREET musste ein Doppelalbum werden, komme, was wolle! Jetzt haben wir es geschafft und es ist ein echter Killer geworden!

Egeland: Keiner macht mehr Doppelalben, also treten HARD LUCK STREET an, das Format zu retten! Aber Spaß beiseite. Gentle hatte gleich zu Beginn diese Idee und ich fand sie klasse. Je mehr Leute uns dann für verrückt erklärten, desto größer wurde der Ansporn, es zu schaffen. Es war ein höllischer Aufwand, doch am Ende steht ein großartiges Album, mit dem wir alle sehr zufrieden sind.

Die Platte umfasst insgesamt zwanzig Songs. Was funktioniert aus eurer Sicht besser, alle Tracks am Stück anhören oder jeweils nur fünf auf einer Seite des Vinyls?

Gentle: Für uns war es wichtig, dass das Album als großes Ganzes funktioniert und jeder Song ein Teil davon ist. Mindestens genauso wichtig war uns aber auch, dass die einzelnen Stücke für sich stehen. Wir haben also alle Songs als potenzielle Singles behandelt und so lange daran herumgeschraubt, bis wir absolut zufrieden damit waren. Für das Songwriting gab es ursprünglich keinen Masterplan und die Stücke entstanden während der Fertigstellung des Albums. Im Verlauf des Prozesses zeichnete sich dann irgendwann die Identität des Albums ab. Du kannst „Exile On Hard Luck Street“ also entweder am Stück hören und herausfinden, wie die einzelnen Puzzleteile zusammenpassen, oder du lässt jeden einzelnen Track auf dich wirken.

Egeland: Es gibt einen roten Faden, der sich durch das Album zieht, und wir haben es so konzipiert, dass man es am besten in der Reihenfolge des Vinyls hört. Davon abgesehen denke ich aber auch, dass die Songs auf eigenen Füßen stehen. Jeder kann also selbst entscheiden, in welcher Abfolge er sich die Lieder anhört. Ich weiß auch, dass die Songs teilweise sehr unterschiedlich sind und sicher nicht immer jedermanns Geschmack treffen, aber das ist okay für mich. Ich bin mit allen Songs super glücklich.

An einem Thema kommt man heute leider nicht vorbei, die politische Situation in der EU. Viele Länder schotten sich ab und sind nicht bereit, Flüchtlinge aufzunehmen. Wie nehmt ihr in Norwegen das wahr?

Gentle: Wir verfolgen natürlich die aktuellen News und die erschreckenden Berichte über die Polizei, die unter anderem mit Tränengas gegen Flüchtlinge vorgeht. Es ist wirklich deprimierend zu sehen, was für Ansichten in Bezug auf Menschen in Not mehr und mehr an Popularität gewinnen. Es scheint so, als ob viele Leute, besonders die Politiker, die Geschichte vergessen haben und auch Stück für Stück ihre Menschlichkeit verlieren.

Egeland: Ich verfolge auch die aktuellen Geschehnisse. Vielleicht nicht so intensiv, wie ich sollte, aber ich weiß, dass der Umgang mit Flüchtlingen in vielen Ländern armselig ist. Außerdem hat es einige Meinungen zutage gefördert, von denen ich nicht dachte, dass sie so weit verbreitet sind. Es sind sehr seltsame Zeiten.

Wie handhabt Norwegen als nicht EU-Mitglied die aktuelle Situation?

Egeland: Ich denke, Norwegens Haltung in Bezug auf die Flüchtlingsproblematik ist sehr restriktiv, vielleicht zu sehr.

Gentle: Unsere Regierung besteht aus Kapitalisten und rechtsgerichteten Schweinen, die vor 15 Jahren jeder noch für einen Witz gehalten hat. Es geht nur noch darum, keine Steuern zu zahlen, billigen Alkohol zu bekommen, die Reichen noch reicher zu machen, die Armen noch ärmer und alle Flüchtlinge von diesem Land fernzuhalten. Fuck that!

Gibt es Pläne für eine Tour in naher Zukunft?

Gentle: Diesen Sommer ist erst einmal Skandinavien an der Reihe und im Herbst bin ich mit einer anderen Band auf Tour. Anfang 2017 kommen wir dann nach Deutschland und wir freuen uns tierisch darauf!