GUTTERMOUTH

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Musical Monkeys

GUTTERMOUTH gehörten vor einigen Jahren zu den interessanteren Bands Kaliforniens, die häufiger mal neue Wege gingen, um nicht monoton zu wirken. Doch irgendwann ist genau das mit ihnen passiert, so dass die letzten beiden Veröffentlichungen wirklich kaum etwas neues zu bieten hatten. Mittlerweile hat man sich aber doch noch der alten Stärken besonnen und im August das zweite Album auf Epitaph rausgebracht. Und da sind sie wieder, die typischen GUTTERMOUTH-Songs voller Ironie, die diesmal einige Einflüsse aus dem Country-Bereich vorweisen können, und selbst vor Dub wird nicht Halt gemacht. Ich habe mich Anfang Oktober mit Gitarrist Eric (auch bekannt als Derek) über das erfrischend lebhaft klingende „Gusto„, neue Zutaten und Altbewährtes unterhalten.

Wenn man sich das neue Album anhört, fallen einem gleich neue Einflüsse auf, es unterscheidet sich wirklich von euren früheren Sachen. War die Entstehung anders, oder wolltet ihr einfach nur weg von den üblichen Sachen? Langweilt euch Punkrock mittlerweile?


Dieses Mal haben wir bei vielen Songs die Gesangsmelodien als erstes ausgearbeitet und erst dann die Musik drumherumgeschrieben. Wir haben eine Menge Rotwein getrunken, während wir das neue Album geschrieben haben und haben darüber gelacht, wie sich die neuen Songs entwickeln. Wir haben uns kaum darum bemüht, irgendeiner Musikrichtung zu entsprechen. Unsere Arbeit an diesem Album war von einer weindurchtränkten Einstellung geprägt, und das hat zu ein paar Veränderungen geführt, also was Punkrock angeht, überhaupt nicht was mich betrifft. Ich weiß zwar wirklich nicht was ‚Punk’ ist, aber ich schreibe wirklich gerne diese Songs, und ich habe wirklich noch einige in Reserve. Es ist auch schön, lustige poppige Songs zu schreiben, je nach der Stimmung, in der man sich gerade befindet. Ich fühle, wie mich momentan wieder ein paar Punksongs jucken und ich glaube, ich muss mich hinsetzen und sie rausschreiben.

Wie funktionieren die neuen Songs live? Was sind eure bisherigen Erfahrungen auf der laufenden Tour?

Sehr gut eigentlich. Sobald uns die Leute mal live sehen, wird alles zu einer einzigen großen Party. Wir spielen immer noch eine Menge alter Songs, aber bauen die neuen hier und da dazwischen ein, das verändert die Show, macht sie etwas interessanter. Die Songs kommen gut an.

Der Vorgänger war ziemlich durchschnittlich, während „Gusto„ wieder GUTTERMOUTH von eurer besten Seite zeigt. Wie siehst du die beiden Alben im Vergleich?

Wir dachten ‚Covered With Ants’ wäre etwas besonderes, eine Art Aufbruch für uns, als wir es damals fertiggestellt haben, aber für mich passt es mittlerweile irgendwie einfach zu einigen der anderen Alben. ‚Gusto’ hingegen tanzt einfach aus der Reihe, es ist wirklich lustig, viel weniger Aggressionen. Ich mag wirklich beide Alben. Jede Platte passt irgendwie zu einer Periode oder Stimmung in unserem Leben. Alle Platten sind real.

Das Frontcover des neuen Albums zeigt einen Hund, der an einem männlichen Schritt rumschnüffelt und sich dabei „Gusto„ denkt. Was steckt dahinter?

Mark hat dieses Bild vor einiger Zeit gemalt. Es ist einfach lustig, das ist alles! Er hat viele dieser kleinen Gemälde, die er gemalt hat, und wir dachten, es wäre lustig, sie irgendwie für das Artwork des Albums zu benutzen. ‚Gusto’ ist hier in Südkalifornien ein Ausdruck, der soviel wie ‚Greif zu!’ bedeutet. Es hat sich dann einfach alles ergeben und am Ende zusammengepasst. Wir wussten nicht, dass es auf italienisch ‚schmeckt’ heißt. Aber das macht das Ganze noch lustiger.

Ist „My Dream„ euer Traum, um dem alltäglichen, wirklichen Leben in den Staaten zu entfliehen?

Hmm, das ist in der Tat eine sehr gute Deutung. Viele unserer Songs berühren dieses Thema. Nicht direkt weg aus den USA, es ist größtenteils doch ein netter Ort, wo wir hier leben. Es hat mehr mit vielen der Leute hier zu tun. Aber ich glaube ich würde höchstwahrscheinlich doch irgendwo eine tropische Insel vorziehen.

Wie ist es eigentlich für so sarkastische Menschen wie euch in Kalifornien zu leben, der Heimat der Political Correctness? Tut es manchmal nicht, weh in so einer Gesellschaft zu leben?

So PC ist es hier auch nicht. Wir fahren hier einfach in der Sonne mit dem Rad durch die Gegend, trinken, surfen und legen Mädchen flach. Das ist sozusagen das südkalifornische Traumleben. Oder? Ich glaube, wir haben es geschafft, soweit zu kommen, dass wir die Gesellschaft vollkommen ignorieren können.

Tiere spielen auch immer wieder eine Rolle in euren Songs. Mögt ihr sie so sehr?


Ich denke, Tiere können ziemlich lustig sein. Sie können sich bescheuert benehmen, oder einfach dumm sein, und es hat keine Konsequenzen! Ansonsten durchlaufen sie einfach die Nahrungskette oder werden Haustiere.

Was ist mit James Nunn, dem Captain, passiert, Gründungsmitglied, lange Schlagzeuger und zuletzt am Bass bei GUTTERMOUTH?


The Captain walked the plank...

Hat sich sein Weggang irgendwie auf die Songs ausgewirkt?
Wir haben fast das ganze Album geschrieben, bevor er wirklich raus aus der Band war. Er ist nicht aufgetaucht und hat sich nicht an den Songs beteiligt, aber er war zu dem Zeitpunkt immer noch irgendwo mit von der Partie. Wir hatten dann alle Songs fertig, als er sich entschlossen hat, doch mal wieder aufzutauchen – nach vier Monaten.

Wann kann man euch wieder hier in Europa sehen?

Wir arbeiten im Augenblick an einer Europatour für Januar und Februar nächsten Jahres. Das Ganze wird momentan vorbereitet. Aber erst mal gibt es noch viele Shows hier in den Staaten, die wir spielen wollen.