GUTTERMOUTH

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Nie weg gewesen und doch wieder da

Zehn Jahre haben sich die aus Huntington Beach nahe Los Angeles stammenden, 1988 gegründeten GUTTERMOUTH mit der Veröffentlichung einer weiteren Platte Zeit gelassen, jetzt ist die EP „Got It Made“ erschienen und ich stellte Frontmann Mark Adkins ein paar Fragen.

Mark, wer ist der Teufel auf dem Cover der neuen 6-Song-EP „Got It Made“, du etwa? Und wann hast du das letzte Mal etwas richtig Böses getan?

Der Teufel, ich?! Warum? Du musst jemand anderen meinen, haha. Außerdem kommt der Höllenfürst oder Teufel normalerweise eher in Rot daher. Blau ist die Farbe von Wasser, Eis und anderen Dingen, die Kälte symbolisieren. In diesem Sinne ... ach verdammt, ich mochte die Zeichnung einfach. Ich denke, dass sie die Band recht gut repräsentiert. Deshalb fand ich dieses dämonische Motiv für das Cover ganz passend. Ob ich was Böses getan habe ...? In Wirklichkeit bin ich ein heimlicher Weltverbesserer. Ich belästige höchstens regelmäßig die Cops, die bei mir in der Gegend Strafzettel verteilen. Ich attackiere sie nicht körperlich, aber es verbal zu tun, ist mir ein Vergnügen. Gut, das war die nette Seite meiner bipolaren Persönlichkeit. Ich habe noch ein paar Asse im Ärmel, aber die preiszugeben, könnte für meine weiteren Unternehmungen hinderlich sein.

Du bist das einzige verbliebene Originalmitglied von GUTTERMOUTH. Warum steckst du immer noch in diesem Punk-Ding fest, mit dem du 1988/89 in jungen Jahren angefangen hast – nebenbei genau zur gleichen Zeit, als ich das Ox gegründet habe –, während andere Bandmitglieder das längst hinter sich gelassen haben?

Manche Leute stehen eben darauf, sich selbst zu quälen. Nachwuchs bekommen stünde in dieser Hinsicht auf der Liste ganz oben. Stell dir die lebenslange körperliche und seelische Pein vor, durch die ungewollte Schwangerschaft einer Frau, die zu verachten leider dein Schicksal ist. Ich würde lieber bis zu dem Tag, an dem ich krepiere, Aludosen sammeln oder übergewichtigen Damen eine Pediküre verpassen, als für ein schreiendes Kleinkind, das nicht einmal meinen Namen trägt, verantwortlich zu sein. Außerdem liebe ich das, was ich tue. Ich bin mir sicher, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, weiterhin meiner Passion zu folgen.

Vermisst du die Zeit Mitte der Neunziger, als das Leben für melodische Punkbands vermutlich so viel einfacher war?

Allerdings! Ich vermisse LIMP BIZKIT, KORN und die zahllosen anderen Rap-Rocker wirklich sehr ... Nein, im Ernst, es war eine Periode voller bahnbrechender Ereignisse, schöner Erinnerungen und einer Leidenschaft, wie ich sie seit dieser glorreichen Zeit nicht mehr erlebt habe. Mir kommen fast die Tränen ...

„Got It Made“ ist deine erste neue Veröffentlichung seit zehn Jahren. Warum gab es so eine lange Pause?

Das ist schwer zu beantworten ... Es hat sich im Plattengeschäft so viel verändert. Ob zum Besseren oder Schlechteren, will ich gar nicht sagen. Sogar in den besten Zeiten war unmittelbar in dem Moment, wenn eine Band und ein Label sich, egal warum, voneinander trennten, die Kommunikation beendet. Nicht in allen Fällen, aber den meisten. Sie wendeten sich mit ihrem künstlichen Lächeln jetzt einfach der nächsten Band zu. Und du bliebst zurück mit dem Gefühl, verstoßen worden zu sein. Wie Stiefkinder, die ins Waisenhaus zurückgeschickt werden. Es war höchste Zeit, auf die Bremse zu treten und herauszufinden, wem wirklich etwas an den Menschen in der Band liegt und nicht bloß am Endprodukt. Ja, ich fühlte mich wie eine Dose Tomaten, die mit Botulismus verseucht wurde. Irgendwann war diese Lebensmittelvergiftung überstanden und hier sind wir!

Wie sieht’s aus mit einem richtigen Album? Oder glaubst du nicht mehr an dieses Format, seit es nur noch um Streaming und Live-Auftritte geht?

Wir sind alle Opfer bestimmter Umstände. Fortschritt ist nicht aufzuhalten ... Nimm nur die pferdelose Kutsche zu Beginn des 20. Jahrhunderts und stell dir vor, wie sich der gute, alte Hufschmied seinerzeit gefühlt haben muss. Für diese böse Sache, die wir Fortschritt nennen, ist alles relativ. Was soll also jemand wie ich dazu sagen?