Detroit platzt im Moment vor interessanten Bands, und die GORE GORE GIRLS gehören zu den Wegbereitern. Man kann ihre Rock’n’Roll-Sorte als weniger tuckige CRAMPS (mit denen haben sie getourt) bezeichnen, dazu kommt noch ein Schuss Rhythm’n’Blues. Die GORE GORE GIRLS sind eine der aufregendsten Combos der momentanen Szene, und ihr Arschtritt-Album „Up All Night“ findet immer wieder seinen Weg auf meinen Plattenteller. Bei ihrer Visite in Loppen, Kopenhagen lieferten sie eine eindrucksvolle Show mit viel Twang, wilder Bühnenshow und sexy Rohheit ab. Sängerin, Gitarristin und Bandgründerin Amy Sue war freundlich genug, über die heiße Detroit-Combo auszupacken.
Die Geschichte der GORE GORE GIRLS, bitte ...
„Ich habe die Band 1996 gegründet. Eine der ersten Shows war im Vorprogramm der DETROIT COBRAS im Juli 1997 im Gold Dollar in Detroit. Die erste Single erschien 1999 und ist mittlerweile vergriffen, ein Typ aus unserer Gegend namens Charles hat sie rausgebracht. Darauf gab es einen Song von mir, ‚Mama in the movies‘ und auf der B-Seite war ‚Hit you hard‘, ein REAL KIDS-Cover. Aufgenommen haben wir in Redford, Michigan mit Jeff Meier, damals noch Mitglied der DETROIT COBRAS und ROCKET 455. Er spielt jetzt zusammen mit Nathaniel Mayer bei den SHANKS. Unser erstes Album war ‚Strange Girls‘ von 2000, und danach kam 2002 ‚Up All Night‘. Für die Tour mit den CRAMPS haben wir selbst eine EP namens ‚7 x 4 Gore‘ herausgebracht. Ich will sie nun für Europa lizensieren, sie wird im Herbst erscheinen.“
Ihr wart erst ein Trio, nun seid ihr zu viert.
„Ja, bis letzten Herbst waren wir noch zu dritt. Ich wollte aber eine zweite Gitarre dabei haben, vor allem für Konzerte. Marlene Hammerle kam praktisch aus dem Nirgendwo, spielte zuvor in keiner Band. Ich habe sie in einer Bar kennen gelernt, wir haben uns vollaufen lassen und nur über Gretsch-Gitarren und unsere Helden Ike und Tina Turner geredet. Mir ist ein guter Gitarrensound sehr wichtig, und sie absolut perfekt. Und sie geht gut ab. Das mag ich.“
Muffy Kroha von den SIRENS hat ja bei einigen Stücken von „Up All Night“ Background Vocals gesungen ...
„Ja, sie ist die Schwester von Dan Kroha von den GORIES und DEMOLITION DOLL RODS. Sie hat eine unglaubliche Stimme und eine guten Sinn für Stil. Ich bin sehr froh, mit ihr gearbeitet zu haben. Bei ‚7 x 4‘ hatten wir Casey Dawson von den RIOTS, sie singt gute Harmonien, und sie kann auch gut brüllen.
Welche Vorbilder haben die GORE GORE GIRLS?
„In der letzten Zeit habe ich mehr neues Zeugs gehört als jemals bevor. Normalerweise höre ich ausschließlich 50s/60s R’n’B und Rock’n’Roll. Das ist cool, aber ich höre auch gerne, was andere heute machen, wie HARD LESSONS, PAYBACKS, SIGHTS, alle aus Detroit. Ich stehe auch auf TOUGH & LOVELY, MR. AIRPLANE MAN, TENNESSEE TEARJERKERS und alles von Jeffrey Evans. Die wichtigsten Einflüsse sind aber Bo Diddley, Ike & Tina Turner, die KINKS, die MARVELETTES, die RONETTES und am allermeisten IGGY & THE STOOGES. Für AEROSMITH hab ich auch was übrig, Joe Perry ist toll.“
Was gibt es zur neuen „7 x 4“-EP zu sagen?
„Wir waren mit Jim Diamond im Ghetto Recorders Studio in Detroit, in der Absicht, LP Nummer drei aufzunehmen, Arbeitstitel war ‚Get The Gore‘. Dann riefen die CRAMPS wegen der Tour an, und wir wollten dann natürlich etwas als Vierer-Band dabei haben. Deshalb haben wir die besten vier Stücke genommen, die bereits fertig waren. Es ist sicherlich das Beste, was die GORE GORE GIRLS bis jetzt gemacht haben. Für die kommende LP haben wir aber auch noch ein paar Killersongs übrig.“
Wie sieht die Detroit-Szene anno 2005 aus?
„Detroit bleibt fruchtbarer Boden für Musik. Es kommen immer noch viele gute Bands daher. die CYRIL LORDS sind prima, und THUNDERBIRDS ARE NOW! sind fantastisch. Die Bands aus der Zeit, als wir mit GGG angefingen, haben sich aufgelöst oder touren jetzt durch die Lande. Man sieht sich kaum noch, weil irgendwie jeder auf Tour ist.“
Cover versus Eigenkompositionen. Was macht mehr Spaß?
„Beides. Kommt auf den Abend an, und welche Stücke wir oft gespielt haben. Ich finde das TREEZ-Cover ‚You lied to me before‘ klasse. Das ist wie nichts, was ich jemals geschrieben habe, sowohl die Gitarre als auch der Gesang. Außerdem macht mich der Fuzz-Part wahnsinnig. Ich kann den ganzen Song mit meiner Mosrite spielen.“
Was sind die Vor- und Nachteile einer Mädchen-Rock’n’Roll-Band?
„Ich fände es besser, wenn man mit mir mehr über die Musik redet als über Mädchen-Bands, wirklich! Was deine Frage betrifft: Die Vorteile ergeben sich aus den Nachteilen. Die Leute kommen zur Show, um die Mädchen mit dem Arsch wackeln zu sehen, und dann suchen sie sich ihre Favoritin aus. Es bleibt eine Tatsache, dass man als Frau besser spielen muss als ein Mann, um respektiert zu werden. Unsere Band verlässt sich aber nicht auf Titten, wir sind Musiker und Entertainer, und das machen wir wirklich gut.“
Ist „Gore Gore Girls“ dein Lieblingsfilm von Herschell Gordon Lewis? Welche anderen Filme und Regisseure magst du?
„‚Gore Gore Girls‘ ist immer noch ganz oben, aber in letzter Zeit bevorzuge ich ‚She-Devils On Wheels‘. Ich verehre auch die Arbeit von William Castle. Er war genial. Er hat ‚Homicidal‘, ‚The House On Haunted Hill‘, ‚Mr. Sardonicus‘ und ‚Straight Jacket‘ gemacht. Letzterer war Joan Crawfords letzter Film. William Castle hat auch ‚Rosemary’s Baby‘ co-produziert. Wegen des Filmes hat sich Frank Sinatra von Mia Farrow scheiden lassen! Er wollte nicht, dass sie den Film macht, aber sie tat es trotzdem.“
Sind Kleider und Stiefel wichtig für die Bühnenshow?
„Natürlich! Ich persönlich stehe sehr auf Stiefel, und wir tragen sie immer. Ohne Kostüme und Stiefel wäre es keine GORE GORE GIRLS-Show.“
Was war die beste Band, mit der ihr zusammengespielt habt?
„Die CRAMPS. Besser kann’s nicht werden.“
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #61 August/September 2005 und Jens Kofoed-Pihl
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #60 Juni/Juli 2005 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #73 August/September 2007 und Joachim Hiller
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #43 Juni/Juli/August 2001 und Jörkk Mechenbier
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Joachim Hiller