GOATWHORE

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Die Pandemie kam für GOATWHORE zu einem taktisch günstigen Zeitpunkt. Ausgelaugt von vielen Shows zu ihrem 2017 veröffentlichten Album „Vengeful Ascension“ konnte sich die Band viel Zeit nehmen, um an einem neuen Album zu schreiben. Dabei hat sich der Sound von GOATWHORE über die letzten fünf Jahre wenig verändert, wie Schlagzeuger Zack Simmons erzählt.

Der Sound von GOATWHORE hat sich über die Jahre kaum wirklich verändert, sondern eher konsolidiert. Gab es nie den Wunsch, sich musikalisch weiter auszuprobieren?

Wir probieren natürlich viele Dinge aus, aber wir wissen auch, wofür wir als Band stehen. Wir wissen, welche Freiheiten wir uns nehmen können, aber es ist auch ein kollektives Gefühl, dass wir wissen, was wir tun können und was wir besser sein lassen. Es geht darum, was sich für uns richtig anfühlt, und all das mit reinzubringen, worum sich diese Band dreht, und auf unsere Stärken zu bauen.

Gab es im Songwriting für das Album auch Ideen, die ihr schnell wieder verworfen habt?
Natürlich gab es das. Manchmal hat man Einfälle, die nicht so gut sind, weil sie einfach nicht funktionieren. Wir haben uns an solchen Sachen aber nicht lange aufgehalten und neue Dinge probiert. Wenn etwas nicht funktioniert, dann ist das so und wir schauen weiter.

In vielen Kommentaren im Internet heißt es, dass man euch für unterbewertet hält. Würdest du diese Ansicht teilen?
Wir arbeiten ziemlich hart und sehen das Ganze realistisch. Es ist auf jeden Fall besser, wenn wir als unterbewertet gelten denn als überbewertet, haha. Manchmal vergesse ich auch, dass wir es mit unserem Namen nicht allzu leicht haben. Wenn ich jemanden, den ich kaum kenne, von der Band erzähle, sage ich immer, atme mal kurz durch, bevor ich den Namen sage. Vielleicht ist es auch der Name, der einige abschreckt.

Gab es mal Überlegungen, den Namen zu ändern?
Nein, das stand nie zur Debatte. Unsere Attitüde ist klar: Love it or hate it.

Was, würdest du sagen, ist das Wichtigste im Sound von GOATWHORE?
Es sind definitiv die Riffs. Die Riffs sind die Grundlage für mich und Metal generell, was meine Lieblingsbands betrifft. Ich höre viel Oldschool Heavy Metal und die besten Songs haben großartige Riffs, die zu kohäsiven Paketen geschnürt sind und miteinander harmonieren. Was GOATWHORE betrifft, bin ich immer wieder begeistert, wie konstant Sammy unfassbar eingängige Riffs schreibt.

Ich habe oft das Gefühl, dass man als Schlagzeuger die Wirkung eines Riffs massiv beeinflussen kann. Siehst du das auch so?
Ich stimme dir total zu. Wir experimentieren damit wirklich viel. Für mich als Drummer in diesem Genre und insbesondere in dieser Band gibt es ein gewisses Vokabular an Metal-Beats, die mit unseren Riffs funktionieren. Man bekommt ein Gespür dafür und weiß schnell, was passt. Je mehr man mit einem Riff rumspielt und Variationen ausprobiert, desto mehr erkennt man, welche Parts wirklich funktionieren. Das dann variativ zu gestalten, macht die Musik und das Riff noch spannender.

Die Metal-Szene ist aktuell sehr modern, ihr bevorzugt aber weiterhin einen Oldschool-Sound ...
Das ist die Art und Weise, wie wir Dinge anpacken. Es ist witzig, dass wir damit heutzutage rausstechen, weil es irgendwie anders ist. Wir machen nicht Musik, die extrem ist, um extrem zu sein, wie manche Bands, die moderner klingen. Uns geht es um starke Kontraste und eine große Portion Variation in der Musik. Dadurch werden viele Dinge spannender. Allgemein ist die aktuelle Metal-Szene enorm stark, abhängig vom jeweiligen Subgenre natürlich. Es gibt so viele Bands, es ist überwältigend, aber Metal generell ist enorm stark zur Zeit und das freut uns.

Heavy Metal und die Oldschool-Ästhetik des Genres wurde auch durch die letzte „Stranger Things“-Staffel wieder mehr in den Fokus der Popkultur gerückt. Wie stehst du dazu, wenn sich Kids ­METALLICA-Shirts bei H&M kaufen, aber kaum mit der Musik auseinandersetzen?
Ich sehe viele Menschen, die eine Gatekeeping-Mentalität an den Tag legen und wütend werden, wenn jemand ein Bandshirt trägt, aber keine drei Songs der Band kennt. Mir ist das total egal. Wenn jemand ein Shirt trägt und damit glücklich ist, ist das doch super. Die Vorliebe für Metal in der Popkultur ist doch für uns alle cool, da geht es nicht darum zu posen.

Also hättest du nichts dagegen, wenn man ­GOATWHORE-Shirts bei H&M kaufen könnte?
Ich glaube nicht, dass ein GOATWHORE-Shirt für H&M aufgrund unseres Namens angemessen wäre, haha. Aber wenn Leute es kaufen wollen würden, wäre das cool für mich.

GOATWHORE scheinen ein ziemlich stabiles Bandgefüge zu haben. Wie fühlt sich das nach all der Zeit an?
Natürlich gibt es Höhen und Tiefen, wie in jeder Beziehung. Es basiert einfach darauf, sich gegenseitig zu respektieren, ehrlich zu sein und zu tolerieren. Ich mag es, wenn Bands ein konstantes Line-up haben, weil das eine gewisse Magie in sich birgt. Am Ende sind es oft gute Freunde und das führte bei vielen meiner Lieblingsbands dazu, dass sie das beste Material ihrer Karriere schreiben, was meiner Meinung nach ziemlich cool ist.

Im Januar und Februar kommt ihr zurück nach Europa, was steht sonst noch an?
Wir hoffen, auch im Sommer noch mal nach Europa zu kommen und unseren Fans das Album live präsentieren zu können. Wir haben echt viel in den USA gespielt und können es kaum abwarten, wieder nach Europa zu kommen. Ich freue mich schon drauf.