Beim Interview mit den FRENCH NAILS – bestehend aus Bastian Gäng (Vocals), Jakob Rupprecht, Stefan Behr (beide Gitarre), Mirko Gütermann (Bass) und Marco Treiling (Drums) – gab es ein kleineres organisatorisches Problem: Zwar kennt man sich persönlich zum Teil schon jahrelang, aber alle Bandmitglieder und mich selbst zu einem Interviewtermin unter einen Hut zu kriegen, war aufgrund unterschiedlichster Arbeitszeiten nahezu unmöglich. Doch gewöhnliche Probleme erfordern manchmal unorthodoxe Lösungen, und so erwies sich eine Online-Chat-Konferenz zu einem festen Termin als die beste Möglichkeit, wodurch fast die ganze Band beteiligt war.
Ist es problematisch, beim Bandsound zu einem Konsens zu gelangen, wenn jeder unterschiedliche Einflüsse einbringen möchte?
Jakob: Irgendwie war klar, es soll anders sein als unsere alten Bands. Eine genaue Vorstellung hatten wir gar nicht, soweit ich mich erinnere. Wir haben zwar alle recht unterschiedliche Sachen gemacht, aber kennen uns doch schon ziemlich lange. Da gibt es genug Übereinstimmungen, was wir gut finden und mögen. Das hat es sicher leichter gemacht, weil wir uns nicht noch auf der menschlichen Ebene haben kennen lernen müssen. Ich habe zum Beispiel vor zwei Jahren mit Schlagzeuger Marco, der vorher bei TREND war, noch zum Zeitvertreib in einer Hardcore-Band namens EQUAL MEN herumgelärmt.
Stefan: Da wir alle irgendwie die gleichen Bands mögen, finden wir immer wieder zusammen. Aber es gibt bestimmte Musikgenres, da fällt mir nichts zu ein, ich könnte zum Beispiel nie in einer Eins-zwei-drei-Pimmelpunkband spielen. Ich höre die meisten unserer alten Bands bei unseren Songs raus. Diese Mischung macht’s. Am schwersten hatte es vielleicht Bastian. Eine Gitarre kann man einfach anders stimmen und nicht so stark verzerren. Aber mit der eigenen Stimme plötzlich was Neues zu machen, ist da doch etwas schwerer.
Jakob: Ja, Bastian hatte vorher eher gegrunzt als gesungen.
Bis jetzt musstet ihr euch eine Menge Vergleiche anhören. Ein Teil sieht bei eurem Sound Ähnlichkeiten mit den HOT SNAKES, aber auch Dischord-Bands wurden schon genannt. Seht ihr das eher als Kompliment oder nervt euch das Ganze eher?
Jakob: Ich war über den Vergleich mit den Dischord-Bands am Anfang überrascht, da ich diesen Einfluss gar nicht in uns selber gehört habe.
Mirko: Ich denke, wir hatten selbst nie das DC-Ding im Kopf, umso interessanter finde ich es, was andere Menschen in unserer Musik wiederfinden.
Stefan: Ich war zwar nie der größte FUGAZI-Fan, aber wir haben definitiv Parts, die nach FUGAZI klingen. Ein Song hat auch den Proberaumnamen „Fugazi“, weil er so klingt und wir uns die Namen der Songs nur selten merken können.
Für eine relativ neue Band habt ihr eigentlich schon einen guten Start erwischt. Seid ihr überrascht davon, so schnell einen Plattenvertrag ergattert zu haben?
Stefan: Dafür, dass wir uns kaum um ein Label bemüht hatten, ging es in der Tat recht schnell. Das lag wohl zum Teil an Stefan Kuhn, der die Platte auch gemacht hätte und sich wohl mit Tobi von Twisted Chords kurzgeschlossen hat ... Ich hab mich voll gefreut, für mich ist „French Nails“ die erste Platte auf einem Label. Vor allem hat mich überrascht, dass Tobi von sich aus auf uns zugekommen ist.
Ihr hattet aber auch gleich zu Beginn relativ viele Live-Auftritte deutschlandweit. Ich denke, um an die zu kommen, waren alte Kontakte aus früheren Bandzeiten sicher auch hilfreich.
Stefan: Ja, Mirko, die PR-Maschine, hat seine Magie versprüht und alte Bekannte angehauen.
Mirko: Das Ganze war schon irgendwie ein Selbstläufer ... Bis auf die ersten beiden Shows mit unseren Buddys CONMOTO kamen uns eigentlich die meisten Shows zugeflogen. Aktuell schauen wir jetzt verstärkt selbst, so viel wie möglich zu spielen, schließlich müssen wir ja noch ein paar Platten loswerden.
Marco: Kontakte sammeln sich ja über die Jahre einige an und irgendwer kann ja immer irgendwo was machen. Die Szene funktioniert auch heute noch.
Gut, dass es noch eine funktionierende Szene zu geben scheint. Meist hört man ja gegenteiliges Gejammer.
Jakob: Ja, das scheint doch noch alles gut zu funktionieren. Wir bekamen eigentlich auch immer schnell eine Antwort von Veranstaltern, wenn wir nach Konzerten gefragt haben.
Mirko: Bist zu gut zur Szene, ist die Szene gut zu dir.
Marco: Ich denke, oft kommt das Gejammer auch von der Romantisierung früherer Tage, weil man ist ja schon lange dabei, und früher war alles besser und so ... Klar hat sich sicherlich vieles verändert, aber ich denke, es ist immer noch leicht, Konzerte zu spielen und bei Leuten zu pennen.
Mirko: Wir sind eben auch die netten Typen von nebenan, die dir nicht in die Spüle pissen oder überall Penisse hinmalen.
Was habt ihr nun als Nächstes geplant?
Marco: Ja, es wird natürlich an neuem Material gearbeitet. Aber nicht mit Blick auf eine bestimmte Veröffentlichung. Wir machen ständig neues Zeug, und wenn mal genügend zusammen ist, machen wir eine Platte draus ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #115 August/September 2014 und Stefan Gaffory
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