Frank Brinks

Konzertveranstalter Frank Brinks

Vor längerer Zeit habe ich in dieser Zeitschrift schon einmal meinen publizistischen Scheinwerfer auf einen Menschen gerichtet, der sein wohltätiges Werk im Hintergrund verrichtet – ich stellte damals den Münsteraner Konzertveranstalter Markus Schmauck vor. Längst ist es Zeit, wieder einmal ein Exemplar dieser scheuen und selbstlosen Gattung vorzustellen, die es sich aus purem Idealismus zur Aufgabe gemacht haben, dafür zu sorgen, dass apathische Penner wie wir ab und an auch einmal ihren dicken Arsch zu einer gepflegten Konzertveranstaltung schleifen können. Diesmal soll es (wieder stellvertretend für all die anderen Macher der Szene) um Frank Brinks gehen, der seit einigen Jahren in Oberhausen, der Wiege der Ruhrindustrie, den "Crypt-style Hop" veranstaltet, eine gepflegte Veranstaltung, die Monat für Monat ein Highlight im Filofax derjenigen ist, die sich etwas um garagigen Rock´n´Roll scheren.
Prima ist in diesem Fall, dass ich zum Interviewtermin lediglich einen Raum weiter schlurfen muß, denn da wohnt der Frank. Wer nun denkt, dieser Bericht wäre ein typischer Fall von Vetternwirtschaft, der irrt. Frank und ich sind nämlich keineswegs Vettern, wir wohnen nur zusammen.

Morgen Frank, bist du wach genug für ein Interview?

Jetzt schon? Da muß ich erst ´nen Schluck Kaffee trinken... So, jetzt noch ´ne Kippe... Aaaah, jetzt bin ich wieder ein Mensch, kannst anfangen!

Ja, dann erzähl doch mal, wie es mit deiner Tätigkeit als Konzertveranstalter losging!

Angefangen haben wir – ich mach das ja nicht alleine, sondern mit zwei, drei anderen Leuten zusammen – vor ungefähr drei Jahren, damals noch im "Mono" in Duisburg. Eigentlich sollte das nur ein Plattenauflege-Abend werden, aber da wir dachten, da kommt dann kein Schwein, haben wir halt auch ´ne Band spielen lassen, nämlich deine, die NIMRODS. Genannt haben wir die Veranstaltung übrigens "Crypt-style Hop", weil der Verweis auf das Label deutlich machen sollte, welche Musik gespielt wird.

Ja, ich erinnere mich. Ein schöner Abend war das.

Das haben wir dann regelmäßig einmal im Monat gemacht, bis das Mono dicht gemacht hat. Mit dem "Bolleke", einer Kneipe an der Oberhausener/Duisburger-Stadtgrenze, haben wir danach eine neue Location gefunden. Das ging aber auch nur so ca. ein Jahr, bis der Wirt unsere Veranstaltung gecancelt hat. Der Grund war damals, dass an einem Abend aus irgendeinem Grund mal ziemlich viele Skins gekommen sind. Als sich einige davon zu kloppen begannen, hat er die Polizei geholt, die gleich mit mehreren Mannschaftswagen angerückt ist. Das war alles zuviel für den guten Mann, und seitdem legt er wieder nur noch seine DIRE STRAITS-Platten auf und veranstaltet vielleicht mal ´ne Karnevalsparty. Danach hat der "Crypt-style Hop" schließlich seinen Weg ins "Druckluft" gefunden, wo es auch ziemlich gut läuft.

Zähl doch mal ein paar Bands auf, die schon beim "Hop" gespielt haben.

Da sind mittlerweile natürlich einige zusammengekommen: JABBERWOCKY, X-RAYS - die haben bei uns ihren letzten Gig überhaupt gespielt -, LA DONNAS, REGISTRATORS, WONDERFOOLS, GYOGUN RENDS, GROOVIE GHOULIES und natürlich alle essentiellen deutschen Bands wie die ganzen Solinger und die BACKWOOD CREATURES, und natürlich noch die Bremer Bande von den LOWLANDERN, MEATLES, MOORAT FINGERS usw.

Na, und wie sind die so, die ganzen Bands?

Das sind alles ganz patente Leute, der absolut größte Teil zumindest - solange die nicht anfangen zu denken, sie wären Rockstars oder so. Eigentlich haben sich aber alle ganz gut benommen. Am höflichsten und pflegeleichtesten sind immer die Japaner. Sowohl die REGISTRATORS als auch die GYOGUN RENDS waren sehr zurückhaltend und leise. Die Bands pennen ja auch meistens hier, da ist sowas sehr erfreulich. Total daneben benommen hat sich eigentlich nur eine Band, von der ich das am allerwenigsten erwartet hätte, nämlich JABBERWOCKY. Die kannten wir schon so lange, und immer waren sie ganz nette, ruhige Leute. Aber als der Schhlagzeuger sich beim Auftritt schon kaum noch auf seinem Schemel halten konnte, da schwante mir schon sowas. Als wir dann in der Nacht hier ankamen, wollten die ja auch partout keine Ruhe geben.

Ich erinnere mich, als ob es gestern war. Die Knallsäcke wollten unbedingt noch ´nen Zug durch die Gemeinde machen und kamen dann eine Stunde später mit einem riesengroßen Baustellenschild und einer blinkenden Warnlampe an.

Am nächsten Morgen rief dann Gitarrist Edwin an – der hatte nicht bei uns gepennt – und wollte seinen Jungs bekannt geben, dass sie ihm auf den Sack gehen und er die Band auflöst. Da waren die aber schon weg, und er hat es sich dann später wohl auch wieder anders überlegt.

Was war das beste Konzert?

Eines der besten war auf alle Fälle der Auftritt der SPACESHITS. Das war die Tour, nach der Blacksnake einfach hier geblieben ist und dann die genialen KING KHAN AND THE SHRINES gegründet hat. Die SPACESHITS waren aber damals auch grandios. Aus den restlichen SPACESHITS sind dann später unter anderem ja die SEXAREENOS entstanden, eine Band, die ich auch unglaublich gerne mal machen würde. Mit ihrem mordsmässig groovigen, tanzbaren Garage-Punk sind die auch die ideale Band für den Crypt-style Hop.

Tendierst du denn mehr zum Punkrock oder mehr zur Garage?


Generell mag ich beides, aber ich hätte gerne noch mehr groovende Bands, zu denen man auch tanzen kann. Ich würde auch gerne häufiger Sixties-Garage-Bands buchen, aber hierzulande ist die Auswahl sehr begrenzt. Ich fordere aber jede Band dieser Stilrichtung auf, mir mal ein Tape zu schicken. Es darf nur nicht so ein lanweiliger Psychedelic-Kram sein. Es muß unbedingt Rock´n´Roll sein und es sollte ordentlich shaken.

Was hat es denn mit dem "Garage Craze"-Festival und der "Winter Dance Party" auf sich?

Im Sommer 2000 haben wir erstmalig ein Open-Air-Festival mit vier Bands gemacht, da spielten die SATELLITERS, CAVE 4 und zwei andere. Das kam super an und hat soviel Spass gemacht, dass wir gesagt haben, machen wir halt auch im Winter so ein Festival. Das findet natürlich in der Halle statt. Diese beiden Festivals sind allerdings reine Garage-Events. Die "Winter Dance Party" in diesem Jahr war auch eine grandiose Veranstaltung. Gespielt haben da BEAT BY FIVE, die COOL JERKS, KING KHAN und die holländischen FIREBIRDS, eine der besten Partybands schlechthin. Das war wirklich ein Festival mit einer extrem hohen Qualitätsdichte bei den Bands. Seit dem Garage Craze 2001 im August, der auch wieder gut besucht war, haben sich die Festivals hoffentlich so langsam als feste Institutionen etabliert. Mittlerweile kommen auch Leute von weiter her. Die nächste "Winter Dance Party" steht am 11. Januar an. Fest gebucht sind die Power-Popper CHEEKS, endlich mal die MONTESAS und mal wieder CAVE 4, die einfach eine der besten deutschen Partybands sind. An der vierten Band des Abends arbeiten wir noch. Auf jeden Fall wird´s wieder eine gute Tanzparty.

Was steht sonst noch so an?

Am 27.12. haben wir die englischen SIRES zu Gast, die geilen SONICS-mäßigen Sixties-Garage-Teenpunk machen und live verdammt gut sein sollen. Vorgruppe sind die erprobten BEAT BY FIVE, also wieder ein äußerst gepflegter 60er-Garage-Abend. Für den 15. Februar haben wir die finnischen CALYPSO KING AND THE SOUL INVESTIGATORS gebucht, die ultraheiß sein sollen. Der Name sagt´s schon, hier wird wieder gegroovt wie Hölle. Supersatten Funk und Soul machen die Burschen, dabei aber vollinstrumental – ich glaub, die muss man gesehen haben.

Abschließende Worte?

Prost! Erst mal eine anzünden nach dem Streß! Ansonsten, liebe Leser, kommt alle zahlreich ins Druckluft und schüttelt eure gebrechlichen Körper. Nach den Konzerten legen wir übrigens noch heiße Platten auf!