FEVER 333

Foto© by Darren Craig

It must be lov333

Jason Butler hat sich vor kurzem an die Fans seiner Band gewandt und die komplette Tour abgesagt, da er sich auf seine mentale Gesundheit konzentrieren will. Das dürfte nicht einfach für ihn gewesen sein, da sie gerade im Oktober mit „Darker White“ erst ein neues Album veröffentlicht haben. Wir sprechen mit ihm über seine Beweggründe sowie über Rassismus und Hoffnung.

Vor ein paar Wochen hast du die FEVER 333 -Tour abgesagt. Ich hoffe, es geht dir inzwischen besser! Ich hatte den Eindruck, dass die Reaktionen auf deinen Post sehr fürsorglich und verständnisvoll klangen – hast du die FEVER 333-Fans auch so wahrgenommen?

Ja. Ich gebe zu, dass ich sehr besorgt und unsicher war, nicht nur wegen meiner Absage, sondern vor allem wegen der Entscheidung, offen über meine Situation zu sprechen. Das war alles ganz und gar neu für mich, und obwohl die Beklemmung fast überwältigend schien, glaubte ich, dass es für mich nicht nur mental, sondern auch körperlich und geistig notwendig war. Davon abgesehen war das meiste Feedback wunderbar und unglaublich ermutigend. Ich betrachte das als Bestätigung für unsere Bemühungen im Vorfeld, eine Gemeinschaft rund um FEVER 333 zu kultivieren, die ebenso sehr auf Empathie beruht wie auf der Musik und dem Live-Erlebnis. Im Wesentlichen ist das LOV333.

Ich habe auch das Gefühl, dass – besonders in unserer Szene – psychische Probleme immer weniger ein Stigma darstellen und die Menschen verständnisvoller reagieren. Das mag auch daran liegen, dass Leute wie du, die eine große Reichweite haben, so offen darüber sprechen. Siehst du das auch so? Hat sich etwas verändert in der Art, wie mentale Gesundheit in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird?
Auf jeden Fall. Ich glaube, dass das damit kaum noch ein Stigma verbunden ist. Und während ich dankbar bin, das sagen zu können, muss ich auch feststellen, dass die Gefahr besteht, zu glauben, dass das Internet die weiteste Reichweite für unsere Bemühungen darstellt. Es ist keinesfalls so, dass die Tatsache, dass wir einen digitalen Raum geschaffen haben, in dem wir solche Themen ansprechen können, die Notwendigkeit dafür im wirklichen Leben mindert. Fürsorge, Mitgefühl und Ressourcen sind nach wie vor von entscheidender Bedeutung, wenn es darum geht, gegen dieses riesige Problem einer Generation anzugehen, um deren psychische Gesundheit es schlechter denn je bestellt ist. Ich finde es toll, dass wir darüber reden können – und ich hoffe, dass wir danach auch etwas dagegen tun.

Lass uns über „Darker White“ sprechen. Als ich den Albumtitel zum ersten Mal hörte, wirkte er sofort auf mich wie das Gegenstück zu „The Blackest Beautiful“ von deiner früheren Band LETLIVE. Ich bin mir nicht sicher, ob das nur an mir liegt, aber siehst du eine Verbindung zwischen FEVER 333 und LETLIVE.?
Ich nehme an, dass ich bis zu einem gewissen Grad einige Verbindungen ziehen kann. Mein primäres Ziel als Künstler ist es, Wege zu finden, die für das Projekt, an dem ich gerade arbeite, endemisch sind. Damit meine ich, dass ich in gewisser Weise subversiv gegenüber dem Umfeld agiere, in dem ich mich befinde. Das liegt nicht unbedingt daran, dass ich dieses Umfeld nicht unterstütze oder dass mir Teile davon nicht gefallen, sondern vielmehr daran, dass ich Kunst immer dann am stärksten empfinde, wenn sie einzigartig ist. Sie ist am fesselndsten, wenn sie provozierend ist, und für mich ist sie am angenehmsten, wenn sie gefährlich ist.

In „New west order“ singst du „Rocking like this as a POC“ und „We made the blues“. Wenn man sich die heutige Punk/Metal/Rock-Szene ansieht, ist sie immer noch sehr weiß und männlich dominiert. Wie empfindest du es, Teil dieser Szene zu sein? Hast du das Gefühl, dass ihr hier euren Platz gefunden habt, oder seid ihr noch auf der Suche?
Ich habe ziemlich früh erkannt, dass es trotz der Bezeichnung „alternativ“ immer noch viele Vorurteile und Konstrukte in den Systemen gibt, von denen wir glauben, dass sie verändert werden müssen, die in die Szenen hineingetragen werden und ihrer Natur nach Barrieren schaffen, die wiederum bestimmte Gruppen von Menschen, die sich engagieren wollen, ausschließen. Mit diesem Wissen und dieser Akzeptanz war ich in der Lage, darauf hinzuarbeiten, meinen Platz nicht nur in einer Szene, sondern in der Welt zu finden. Ich hoffe, dass ich diesen Platz auch für andere Außenseiter schaffen kann, die sich von der vorherrschenden Außenseiterkultur angezogen fühlen, aber nicht ganz dazu passen.

Viele Songs auf „Darker White“ handeln von Rassismus – während in den USA ein Rassist versucht, wieder Präsident zu werden, und in ganz Europa rechte Parteien auf dem Vormarsch sind. Als weißer Mensch macht mir das Angst, aber ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sich das für POCs anfühlen muss. Was gibt dir Hoffnung, dass wir den Rassismus eines Tages überwinden können?
Meine Kinder.