FAMILY 5 gehen im Herbst auf Tour, die FEHLFARBEN spielen wieder, ein Spielfilm über die Anfänge von Punk in Deutschland ist in Arbeit, die Ausstellung „Zurück zum Beton“ läuft in der Düsseldorfer Kunsthalle: deshalb ein Update der Interviews, die unlängst mit Peter „Janie J Jones“ Hein und Xao Seffcheque im Ox zu lesen waren. Kurz sollte es werden, dann war die die 90er-Cassette doch voll. Die Location: das „Kreuzherreneck“, hundert Meter die Straße runter vom „Ratinger Hof“.
Sind wir hier an die Ausgangsstätte eures Wirkens zurückgekehrt?
J: Nicht wirklich, denn hier war das Ende unseres Wirkens. Ab hier war gnadenloser Absturz. Aber wenn sie mir mal folgen möchten, dann sehen wir hier zur linken die Ruine, die mal bundesweit bekannt war als ‘RH’.
Xao: Also in Düsseldorf war das der ‘Hof’, und bei Krefeldern und Mettmännern als ‘Ratinger’. Da wusste man sofort, wo die Leute herkommen. ‘Ratinger’, das hieß, der kommt aus Krefeld-Oppum, und ‘Hof’, dann hieß das Derendorf, Bilk oder Flingern. Vielleicht auch Oberkassel.
Wurde euch von den Veranstaltern der aktuellen Ausstellung schon ein Job angeboten als Punkrock-Fremdenführer?
Xao: Ich habe das sogar schon gemacht... Für ausgewählte Kunden der Stadtsparkasse, die Sponsor der Veranstaltung ist.
J: Mir nicht, da ich ja bekanntermaßen in dubioser Position bei Rank Xerox arbeite. Dabei gibt es Rank Xerox ja gar nicht mehr, das heißt ja nur noch Xerox.
Xao: Die undurchsichtige Position gibt es aber noch, die im Laufe der Jahre auch nicht durchsichtiger geworden ist.
J: Zu dem Thema sage ich jetzt gar nichts mehr! Nicht nach dem Scheiß mit dem ‘Tagesspiegel’: Da saß ich fünf Stunden mit denen zusammen und habe davon eine Stunde lang erklärt, was es mit dem Job im Büro im IT-Bereich auf sich hat, und dann schrieb der völligen Müll. Also über so einen Job kann man eben auch nicht ernsthaft reden, sondern nur darüber, was diese Marketing-Fritzen denken, was es sein sollte.
Xao: Sogar seine Ex-Freundin weiß bis heute nicht, was der da eigentlich macht, haha.
Weiß man denn, ob er da auch wirklich hingeht?
J: Das schon, man kann mich da ja auch anrufen. Die Sache ist, dass wenn man in der Industrie in so einem Büro arbeitet, dann macht man ja eigentlich nichts, das ist ein zweckfreies Herumschieben von irgendetwas. Hauptsache, man ist weg von der Straße. Wichtig ist nur, was die PR- und Marketingleute denken, was das alles wäre. Die denken sich da unglaublich teure Kampagnen aus – die nur bezahlt werden können, indem man die Bilanzen frisiert –, mit denen man ein neues Firmen-Image verbreiten will, von wegen ‘The Document Company’ – und dann rede ich mit Leuten und die sagen ‘Ey, du arbeitest doch bei Rank Xerox, die machen doch Kopierer, oder?’. Dann weißt du, die ganze Kampagne war völlig umsonst.
Zurück zum Beton, äh, Thema: Was ist das für ein Gefühl, wenn man durch die Stadt läuft, und auf den Plakaten zu dieser Ausstellung wird man ständig mit der eigenen Vergangenheit von vor 20, 25 Jahren in Form von Museumskultur konfrontiert?
J: Das ist ja anders: Es ist keine Rückkehr, sondern ich bin kontinuierlich hier. Und selbst wenn ich nicht jede Woche hier ausgehe, ich durchquere diese Gegend ständig, das ist mein ganz normales Leben. Außerdem ist die Kunsthalle kein Museum, sondern ein Platz für das aktuelle Kunstgeschehen, in dem höchstens mal eine Retrospektive stattfindet. Was also dort geschieht, ist lebend, ist noch vorhanden und nicht das Begraben im Museum, wie uns das alle anhängen wollen.
Xao: Monet wird dort nicht ausgestellt, denn der ist tot.
J: Es ist eine Ausstellung von etwas Zeitgenössischem.
Xao: Das ist die feine Unterscheidung zwischen Imperfekt und Perfekt: ein Ereignis aus der Vergangenheit, das weiter fortwirkt, im Gegensatz zu einer abgeschlossenen Handlung.
J: Richtig: das hat damals angefangen und ist heute nicht zwingend vorbei, was unser Leben, was unser Schaffen und Werk angeht. Deshalb gehört es nicht ins Museum.
Was der „Spiegel“ in seinem Artikel zur Ausstellung mal wieder nicht kapiert hat.
J: Die haben wie immer einen einzigen Scheiß gemacht. Da sieht man mal wieder, wie die arbeiten, wie unseriös der sogenannte seriöse Journalismus ist. Du machst dir wie ich im Falle des Tagesspiegels die Mühe stundenlang mit denen zu reden, die schreiben aber nur das aus dem Buch von Teipel ab, wo man sagt ‘Das war Scheiße und das war Scheiße’ – und schreiben nichts anderes. Das einzige, was sie aus dem Gespräch abdrucken, ist der Satz ‘Das ist mir alles scheißegal.’ Natürlich habe ich diesen Satz mehrfach geäußert, nur dass im Artikel die dazugehörige Frage fehlte. Und dann stand da, ich sei betrunken gewesen: Klar hatte ich den Deckel rund, aber der Typ vom Tagesspiegel doch auch! Genauso der Spiegel: Drucken alte englische Punkfotos ab und Fotos aus schlechten, deutschen Neo-Punk-Filmen.
Und Pink wird als „Punk“ bezeichnet...
J: Ja, das ist Spiegel-Niveau – selbst Bild und der Express haben nicht so eine Scheiße gemacht. Das Schlimme an solchen Artikeln ist, dass man merkt, was die bei Themen, in den man sich auskennt, für Scheiße schreiben – und bei den Themen, bei denen man sich nicht auskennt, merkt man es nur nicht. Da weiß man, wie die Massen zu ihren Meinungen kommen.
Xao: Das war schon damals so, als der Stern diesen Artikel über Punk gemacht hat. Damals gab es noch keine Bildbearbeitung am Computer, da haben die auf dieses Foto aus dem Ratinger Hof – weil die Realität zu langweilig war – einfach eine barbusige Frau reinretouschiert, was man auch noch deutlich erkennen konnte, weil die Schatten nicht stimmten.
J: Da standen Thomas und ich mit unseren Wintermänteln, und davor diese nackte Frau. Dabei hat es so was im Ratinger Hof nie gegeben!
Xao: Zumindest nicht auf der Tanzfläche. Auf dem Klo, Zuhause, da durchaus...
J: Damals war es noch nicht so, dass man seinen Job verliert, wenn man nicht halbnackt auf der Loveparade rumrennt. Damals gab es noch Zucht und Ordnung, diesen Drang zum Exhibitionismus kannten wir damals nicht.
Verstehen eure Eltern heute, was ihr damals gemacht habt?
Xao: Ein Beispiel: Die Eltern des Schlagzeugers von MALE haben ihm, als er damals in dem Fanzine von Franz auf die Frage ‘Was er gerne mache?’ ‘Wixen, pissen, Spießer ärgern’ geantwortet hat, den Umgang mit seinen Freunden untersagt. Die gleichen Eltern kommen heute auf die Ausstellung und freuen sich: ‘Das wart doch ihr, ey!’. Naja, das ist eben heute öffentlich sanktioniert, und insofern kann man sagen, dass die Ausstellung auch so was wie eine Verklärung und Rehabilitation der damaligen Zeit betreibt. Wobei ich das mit der Rehabilitation gar nicht so schlecht finde.
J: Genau, denn wir haben ja nichts Böses getan.
Und was sagen denn jetzt eure Eltern?
Xao: Meine Mutter wohnt 1.000 km entfernt, sie hat die Ausstellung bisher noch nicht gesehen.
J: Meine Eltern werden garantiert hingehen, aber die machen so was immer heimlich – ich kenne die doch... Bei meinem Bruder weiß ich das nicht, der ist Beamter in Köln, das interessiert den nicht. Und ich würde ja auch nicht nach Köln fahren, wenn da eine Ausstellung über ihn wäre. Als ich das erste Mal durch die Ausstellung lief, war das ein Gefühl, wie wenn man sich morgens beim Zähneputzen im Spiegel sieht. Das war kein großer Unterschied, ich sehe heute nicht so viel anders aus. Es war dann nur etwas komisch, so viele Leute beim Zähneputzen dabei zu haben.
Habt ihr euch, als Jürgen Teipel die Interviews für „Verschwende deine Jugend“ geführt hat, eigentlich überlegt, was ihr da sagt?
J: Also ich hab’ dem Teipel natürlich nur gesagt, was ich ihm sagen wollte, ich bin da ja nicht ganz deppert rangegangen. Ich war ganz vorsichtig und habe ihm nur ganz gezielt Sachen erzählt, denn ich dachte mir, ich bin doch nicht blöd und erzähle die besten Geschichten, da macht der noch Geld damit. Wenn’s hart auf hart kommt, brauche ich die für die Rente, für meine Biographie oder ein Drehbuch.
Xao: Ich glaube, ich habe ihm mehr erzählt, als ich wollte, weil ich nicht daran geglaubt habe, dass das Buch jemals erscheint, haha. Ich dachte mir, das interessiert doch kein Schwein. Frank Z, den ich letztens getroffen habe, erzählte mir das Gleiche.
Xao, du arbeitest derzeit auch an einem Film zu diesem Thema, der den Titel „Helden für einen Tag“ tragen wird.
Xao: Das ist eine Geschichte, die 1979 in Düsseldorf angesiedelt ist, als es mit Punk hier volle Socke losging. So ein Film kostet natürlich viel Geld, das man erst mal zusammenbekommen muß. Mit dabei sein werden nach dem augenblicklichen Stand Lena Lauzemis, Max Riemelt, den man aus ‘Mädchen, Mädchen’ und ‘Crazy’ kennt, und Christoph Luser, der hier in Düsseldorf am Schauspielhaus war. Das sind alles junge Schauspieler, teils 18, 19, und das muss auch so sein, denn die „Punks“, die sonst in Filmen wie ‘Engel & Co’ auftauchen und von Leuten wie Stadlober gespielt werden, die wollte ich nicht haben. Auch nicht unbedingt Tom Schilling oder Jessica Schwarz.
Hauptsache Til Schweiger taucht nicht auf...
Xao: Höchstens als Vater. Und wenn Janie mitspielen sollte, dann als Barkeeper Manni im Ratinger Hof, haha.
J: Klar, eine Nase nach der anderen.
Wie sieht der weitere Zeitplan für den Film aus?
Xao: Gedreht wird Anfang des nächsten Jahres, dann wird er im Laufe des Jahres fertig, und entweder bekomme ich den noch vor Weihnachten ins Kino, was aber schwer werden dürfte, oder dann eben auf der Berlinale 2004. Aber derzeit hängt das alles noch davon ab, wann wir genug Geld zusammen haben – so was kostet ja ein paar Millionen.
Welche Funktion hast du bei dem Projekt?
Xao: Ich habe zusammen mit einem Kollegen das Drehbuch geschrieben, basierend auf einer Idee, die Janie und ich schon 1995 hatten. Und ich führe Regie.
J: Da waren wir so naiv zu glauben, das in zwei Jahren durchziehen zu können, von wegen: 1997 ist das 20-Jahre-Punk-Revival, da haben wir dann unseren Film schon fertig.
Xao: Damals, mit meinem ‘Manta - Der Film’, hat das ja auch geklappt, nur war es bis vor kurzem noch so, dass du sofort bei allen Geldgebern und Förderinstitutionen rausgeflogen bist, sobald du das Wörtchen ‘Punk’ erwähnt hast. Wenn wir jetzt unseren Zeitplan hinkriegen, können wir auch im Frühling und Sommer drehen, denn ich will keinen trüben Winterfilm.
J: Das war damals 1977 ja auch ein Supersommer! Das passte alles zu diesem Aufbäumen und Aufbegehren. Und dann, 1979, als das mit deutschem Punkrock so richtig losging, war das auch wieder so ein geiler Sommer. Von 1978 dagegen weiß ich nicht mehr viel, das war so ein einziger verschwommener Schwurbel.
Xao: Das kann man auch an den CLASH-Alben festmachen: 1977 die erste geil, 1978 die zweite okay, aber damals enttäuschend, und 1979 ‘London Calling’ wieder geil.
J: Genauso bei THE JAM: ‘In The City’, die erste, war eine Sommerplatte, die zweite, ‘Modern World’ dann eine kontrovers diskutierte Herbstplatte – und ab da kamen JAM-Platten immer im Herbst raus.
FAMILY 5 – ihr habt die Band nochmal zusammengetrommelt und werdet im Herbst auf Tour gehen...
Xao: Die waren alle geil drauf zu spielen, das war also kein Problem. Bis auf den Schlagzeuger, der ist leider krank und kann nicht. Bis auf den spielen wir also in der Originalbesetzung, mit Janie, mir, Ferdinand Mackenthun alias Käptn. Nuss, Hatti Gräber am Saxphon und Meki Türk als Trompeter - und in der letzten Besetzung zuletzt mit Peter Schiffers von STUNDE X. Peter macht aber keine Musik mehr.
Es gibt passend auch mehrere neue Releases von F5.
Xao: Ja, zum einen einen Tribute to-Sampler mit Coverversionen, zum anderen die Wiederveröffentlichung der ‘Ball der Verwirrungen’-EP zusammen mit der ‘Resistance’-LP und der ‘Bring deinen Körper auf die Party’-Single auf einer CD. Und dann passend zur Tour eine CD-EP mit neuen Songs und später dann noch das neue Album. Die Tour geht vom 27. September bis 13. Oktober, und wir werden eine schöne Mischung aus alten und neuen Songs und natürlich Cover-Songs spielen.
Meint ihr denn, ihr haltet konditionsmäßig durch? Ihr seid ja alle nicht jünger geworden, und zwei Tage nacheinander saufen gehen ist ja schon anstrengend, aber zwei Wochen...
J: Das werden wir dann ja sehen! Die Tour ist ja so eine Art ‘Big Brother’, ein rollendes soziales Experiment, ein Container unterwegs.
Xao: Nur dass wir den Westerwelle nicht reinlassen.
J (säuselt): Dooooch, der Guido daaaarf...
Xao: Der springt ja auf jeden Bandbus auf.
J: Nur dass wir nicht auf 18 Prozent kommen, sondern höchstens zusammen auf 18 Promille.
Ich persönlich freue mich natürlich auf diese Tour, aber für Punkrocker, die heute 18 oder 20 sind...
Xao: ...ist das, wie wenn Opa vom Krieg erzählt, haha. Was anderes ist das ja auch nicht.
J: Nein, das ist was anderes: Opa erzählt vom Krieg, das ist was für die Enkel, und ich habe keine und werde wohl im Leben keine kriegen. Darum geht’s auch nicht, denn wir reden ja auch nur untereinander darüber, und viel jünger als du werden die Leute kaum sein. Uns, mich, interessieren Achtzehnjährige nicht, was die denken und wollen ist mir vollkommen scheißegal. Wenn die das gutfinden, können sie sich das anschauen, ich beschimpfe die auch nicht vorsätzlich oder so – was ich in der Vergangenheit ja auch schon gemacht habe. Die kennen das aber eben alles nicht, die können das ja von sich aus gar nicht gut finden.
Xao: Andererseits fand ich mit 18 auch die KINKS gut.
J: Ja, aber die kannte man schon aus dem Radio, weil die bekannt waren. Als ich so zehn war, liefen die ja, doch so richtig interessiert hat man sich dafür dann erst ab 18. Wir dagegen sind nie richtig bekannt gewesen, auch wenn wir bei der Tour eine fette Gästeliste haben werden.
Xao: Andererseits, und das finde ich schön, wird durch das Buch von Jürgen Teipel das Interesse an Bands geweckt, von denen viele Leute mit viel Glück gerade noch die Namen kennen. Und wie ich gehört habe, wird das Buch auch eher von Jüngeren gekauft, als von Leuten in unserem Alter.
Weniger schön fand ich an dem Buch, dass nicht wenige der alten Herren sich heute ganz schön in die Tasche lügen und so tun, als seien sie sich seit damals völlig treu geblieben in Anspruch und Denken.
J: Du meinst das Verklären und Behaupten, das sei ja immer noch Punk. Jaja, Jürgen Engler zum Beispiel hat das gemacht. Dagegen ist der Ansatz von Tommi Stumpf ganz gut: Das ist vorbei, das interessiert mich nicht mehr. Und er macht ja auch nichts mehr, der macht was völlig anderes und ist damit über jeden Verdacht erhaben. Vor fünf oder sieben Jahren hätte ich gesagt, der macht ja doch noch was, was auch Scheiße ist, aber mittlerweile ist das durch.
Xao: Man muss einfach wissen, dass diese Szene damals schon zerstritten war und es heute noch ist. Und jetzt muss ich pissen.
J: Das würde ich jetzt nicht machen, am Ende sage ich jetzt was über dich, hehehe.
Dann reden wir jetzt über die FEHLFARBEN.
J: Nein, nicht wirklich.
Ach komm...
J: Nein! Oder frag’ mal, dann sehen wir weiter.
Fakten. Es wird Konzerte geben und eine neue Platte, wie man hört.
J: Mit Fakten kann ich dienen. Im September wird eine neue Single mit drei Songs fürs Radio veröffentlicht, und dann kommt Anfang November ein neues Album. Ein Teil der Songs ist schon fertig, aber wir sind derzeit noch bei AtaTak am Aufnehmen und ich bin auch noch am Singen. Bis auf den Schlagzeuger sind alles echte FEHLFARBEN, da haben wir jetzt die Saskia, die hat unter anderem auch mal mit Mufti, also F.M. Einheit auf einer Platte gespielt.
Und warum macht ihr das?
J: Weil wir den Rhythmus haben, alle zehn Jahre eine LP zu machen: 1982, 1992, 2002. Die letzte von 1992, damals bei der WEA erschienen, hat’s allerdings nicht so gebracht, und als wir uns vor einer Weile in Köln bei der Verleihung der Goldenen Schallplatte für ‘Monarchie und Alltag’ trafen, war das irgendwie so, als ob gleich Probe wäre. Da sagten wir uns, zehn Jahre sind um, wir müssen wieder eine LP machen. Wir haben uns dann bemüht, etwas Geld für ein Demo zu bekommen, haben uns wieder regelmäßig getroffen und gemerkt, das passt alles noch. Das erste Label hat die Demos dann zwar abgelehnt, aber wir haben weitergemacht und mit K7 jetzt ein neues Label gefunden.
Die ganze Sache hat natürlich so einen gewissen Nostalgie-Beigeschmack, nachdem die Achtziger jetzt wieder allgegenwärtig sind.
J: Was soll ich denn machen? Ich habe doch sowieso Berufsverbot! Original das hat mir die erste Plattenfirma erzählt: ‘Ihr habt damals so eine gute Platte gemacht, das kann man ja nicht mehr übertreffen. Außerdem ist es unsere Aufgabe den Nachwuchs zu fördern.’ Das hat uns so ein Plattenfirmen-Boss ins Gesicht gesagt. Darf ich jetzt also keine Musik mehr machen? Das ist doch das Einzige, was ich außer ein bisschen Büroarbeit kann.
Xao: Die gleiche Firma macht übrigens auch die STONES...
J: Und DAF machen die! Die größte Scheiße unter der Sonne, die machen sie – das hat ja nun wirklich nichts mit Nachwuchs zu tun. DAF, die setzen sich da einen Nachmittag hin und scheißen ein paar Samples zusammen. Dabei tun sie so, als seien sie sieben Monate im Studio gewesen, kassieren eine Million Taler und blasen das durch die Nase.
Xao: Bei der FAMILY 5-Tour haben wir jetzt 25 Songs rausgesucht, darunter je ein Song von FEHLFARBEN, einer von MITTAGSPAUSE und einer von S.Y.P.H., dazu fünf englischsprachige Coverversionen. Wir könnten ja mit FAMILY 5 – wie die FEHLFARBEN – ja gar nicht auf Tour gehen und nur neue Lieder spielen. Und das würde ja auch das Publikum nicht verstehen.
J: Ich gehe auch davon aus, dass vor allem Leute zu den Konzerten kommen, die uns irgendwie von früher kennen, und dann fände ich es eine Dreistigkeit, den Leuten nur neue Sachen vorzusetzen. Ich kann Bands nicht leiden, die mit jeder neuen Platte ihre vorherige zu völliger Scheiße erklären, so von wegen ‘Jetzt haben wir das Licht gesehen!’. Und bei der nächsten Platte dann wieder...
Xao: Ein Stück wie ‘Stein des Anstoßes’ haben wir auch nicht mehr hinbekommen. So was schreibt man nicht jeden Tag, und wie gut die neuen Stücke sind, kann ich jetzt noch gar nicht sagen. Selbst ‘Stein des Anstoßes’ war damals nicht unumstritten, das Bierfront-Fanzine hat das damals kontrovers diskutiert. Mit der Zeit erst, durch die Verklärung der Vergangenheit, wurde das dann zum Klassiker.
Janie, du hast ja noch eine dritte Band.
J: Das weiß ich nicht genau, denn DIE BAND ZUM BUCH haben wir nach dem Konzert am Abend der Ausstellungseröffnung ja aufgelöst. Jetzt sind wir vielleicht DIE EX-BAND ZUM BUCH oder DAS BRETT, denn wir spielen einfach unser Brett runter.
Wie stehen denn eure Partner, engere Freunde etc. zu euren wieder aufgeflammten musikalischen Aktivitäten?
Xao: Also meine Frau findet das gut, die würde am liebsten mit auf Tour kommen, und meine Freunde finden das auch klasse.
J: Die ganze Untätigkeit der letzten Jahre macht einen ja nicht wirklich interessanter, von daher...
Was macht der Bauch?
J: Der wird immer dicker. Da kommen noch einige Biere rein...
Xao: Ich trinke ja lieber Rotwein, und in einem nicht-deutschen Sommer auch gerne Weißwein.
Jungs, ich danke euch für das Interview.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #48 September/Oktober/November 2002 und Joachim Hiller