EUPHORIE

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Müncher Streetpunk

In diesem Jahr erschien auf Incredible Noise Records die erste LP „Mittelfinger“ des Münchener Trios EUPHORIE. Die Streetpunks sind in ihren Texten für Deutlichkeit und Plakativität bekannt, doch da steckt sicher noch viel mehr dahinter. Ich sprach mit Sänger und Gitarrist Felix über Politik, die Szene in der bayerischen Hauptstadt und kleine bis große Bandwünsche.

Felix, an Münchener Punkbands fallen mir PLOCK, LUSTFINGER und MARIONETZ ein, aber dann hakt es bei mir auch schon. Woher kommt nun eure Band EUPHORIE so plötzlich und wen gibt es noch so zur Zeit in München?


Wir sind mit EUPHORIE ja schon seit 2009 unterwegs, damals waren wir noch zu fünft und mit Keyboard. Nach einer längeren Pause haben wir dann vor zweieinhalb Jahren beschlossen, das Ganze wieder in Angriff zu nehmen. Zuerst haben wir die „Euphorie im Blut“-EP in Eigenregie veröffentlicht und dann im Anschluss die „Mittelfinger“-LP, welche bei Incredible Noise Records erschienen ist. Es gibt schon einige Punkbands aus München, da wird es schwer alle aufzuzählen. Aber um mal ein paar zu nennen: DIE NIETEN, MUNKS JUNGS, ABSOLUT LÄCHERLICH, THE GAFFERS, SABOIT NOIR, TURD SANDWICH, MISSBRAUCH, RAUSCHANGRIFF, JELLY BRAINS, SPIKA IN SNÜZZ und ältere wie ZSD, DAS PACK, THE SCHROTT, FKK STRANDWIXER, DIE AUSGEBOMBTEN.

Ihr sagt von euch selbst, dass eure Songs „recht einfach gehalten“ sind. Bleibt das so, musikalisch und textlich?

Wir sind mit den Songs, so wie sie sind, sehr zufrieden. Es geht in die Richtung, die wir selbst gerne hören und die wir bei den Neuerscheinungen ein wenig vermissen. Die nächsten Songs werden musikalisch und textlich vielleicht ein wenig ausgefeilter. Da spielt es auch eine Rolle, dass wir immer mehr an Erfahrung dazu gewinnen.

Die Gentrifizierung ist bei euch in der Stadt ein heißes Thema. Gibt es noch Stadtteile, die miettechnisch bezahlbar sind?

Das stimmt, es ist definitiv eines der größten Probleme, mit denen wir zu kämpfen haben. Es wirkt sich auf alle Lebensbereiche aus, wenn Wohnraum unbezahlbar ist, weil damit spekuliert wird. Dies macht vor keinem Stadtteil halt und muss dringend gestoppt werden, damit alle Menschen die Chance haben, weiterhin in den Städten leben zu können.

Wo haltet ihr euch privat in der Stadt auf beziehungsweise wo ist in der Stadt die Punkszene anzutreffen?

Wir halten uns viel in den Proberaumkomplexen auf. Hier haben wir auch die Möglichkeit, selbst Konzerte zu veranstalten. Hin und wieder sind wir im Freiraum Dachau, was noch komplett selbst verwaltet wird und somit auch tatsächlich Freiraum bietet. Es gibt natürlich auch die Boazn um die Ecke, wo wir des Öfteren anzutreffen sind.

Die Rechten werden immer mehr im Land, in der Breite mit der AfD im Bundestag und in der „Spitze“ mit 24.100 registrierten Neo-Nazis. Glaubt ihr dem bayerischen Innenminister, dass er es ernst meint mit einer neuen Form des Durchgreifens gegen diese Leute?

Dass die Partei des bayerischen Innenministers keine Partei rechts neben sich selbst duldet, ist ja bekannt. Da diese in der Vergangenheit eher den Nährboden für eine derartige Entwicklung geschaffen hat, ist davon auszugehen, dass hier nicht deutlich genug durchgegriffen wird. Auch im Hinblick auf die eigenen Reihen. Natürlich sind Wahlergebnisse kein Zufall. Die Ursachen für den großen Zuspruch rechter Parteien beobachte ich schon länger in Folge von gesellschaftlichen Missständen. Grundsätzlich halte ich es schon für sinnvoll, Parteien nicht vom öffentlichen Dialog auszuschließen, auch um die Möglichkeit zu schaffen, deren Theorien und Ansichten ad absurdum zu führen. Dies ist aber nur in einem möglichst objektiven Rahmen machbar.

Kommen wir zu eurem Trio. Welche Ziele verfolgt ihr gerade als Band, eher bundesweit touren oder einen großen Label-Vertrag?

Wir sind sehr zufrieden mit unserem aktuellen Label Incredible Noise Records. Uns ist es wichtig, viel live zu spielen. Daher liegt unser Fokus auf jeden Fall darauf, so viele Bühnen wie möglich unsicher zu machen.

Wie sind eure Erfahrungen mit den bayerischen Ordnungshütern?

Die bayerische Polizei ist ja bekannt für ihr sehr kompetentes und überaus freundliches Auftreten. Deeskalation steht immer im Vordergrund. Dies können wir genau so unterschreiben. Man fühlt sich einfach gut behütet im Freistaat.

Im Lied „Spieglein“ heißt es: „Vorwärts mit gebückter Haltung, was richtig ist, steht in der Zeitung.“ Was hilft euch im Alltag, aufrecht zu bleiben und was empfehlt ihr, wenn man sich richtig informieren will?

Es ist gar nicht mal so entscheidend, wo man sich informiert. Wichtig ist, was man mit den Informationen macht, und dass man auch immer wieder hinterfragt, was einem vorgesetzt wird. Man sollte sich auch nicht allein auf eine Quelle verlassen. Nach unseren eigenen Werten zu leben und unseren Standpunkt zu vertreten, ist das Fundament, um aufrecht durchs Leben gehen zu können.