DUMME AUGUST

Foto© by privat (v.l.n.r: Dani, Tscherno, Caro, Berten)

Ornitholog:innenpunk

Im Zirkus ist der dumme August immer der Arsch und tölpelt vor sich hin, zur allgemeinen Belustigung. In musikalischer Hinsicht ist DER DUMME AUGUST aus Köln ein Punk und ganz schön smart, wenn auch etwas langsam: 2016 schon kam das erste Album, im Frühjahr 2022 nun „Zwei“. Berten, Dani und Tscherno erzählten uns, warum ...

warum ist die Banane krumm und der August dumm?

Berten: Wir wollten damals, nach unserer ersten Probe, unbedingt eine Facebook-Seite machen und brauchten einen Bandnamen. Als wir realisierten, dass DER DUMME AUGUST ein ziemlich dämlicher Bandname ist, war es schon geschehen und wir suchten im Nachhinein nach einer guten Begründung, falls wir mal irgendwann nach der Idee hinter diesem Namen gefragt werden. Dani, jetzt du!
Dani: Die Sympathien der Zuschauer sind eher beim warmherzigen, tölpelhaften dummen August als beim besserwisserischen Weißclown – und die Banane wächst der Sonne entgegen.

So, bitte dröselt mal auf, wer mal bei DDA war und wer anno 2022 bei DDA ist und wie das alles so kam.
Berten: Die Gründungsformation bestand im Jahr 2012 oder 2013 aus Achim von KNOCHENFABRIK und SUPERNICHTS am Schlagzeug, Emre von KOMMANDO PETERMANN an der Gitarre, Hasan von CASANOVAS SCHWULE SEITE und KNOCHENFABRIK am Bass und mir, auch KOMMANDO PETERMANN, an Gitarre und Gesang. Hasan wurde es dann irgendwann zu viel – Familie, andere Bands usw. – und wir konnten ihn zum Glück nahtlos ersetzen durch Dani von ANGELIKA EXPRESS und BUTTERWEGGE, ehemals LILI. Nach der Auflösung von SUPERNICHTS suchte deren Frank Anschluss und fand ihn bei uns – zu dieser Zeit hatte auch Emre immer weniger Zeit und verließ die Band. Dann gründeten Achim und Frank die Band DETLEF. Schnell war klar, dass wir nun auch Achim und Frank ersetzen müssten. Wir fanden Caro, die früher zusammen mit Dani bei der Band LILI spielte, für die Gitarre und für den zweiten Gesang. Am Schlagzeug war dann, für einen sehr langen Übergang, Frank von die THE ATOMAREN ÜBERMENSCHEN bei uns tätig. Erst kurz vor der Veröffentlichung unserer neuen Platte konnten wir dann endlich mit Tscherno – ANGELIKA EXPRESS, BOLLERKOPP, SMOKEBOX, REGICIDE – unsere jetzige Formation vervollständigen. Ziemlich viele Wechsel. Jetzt aber fühlt es sich endlich so an, als hätten wir das Puzzle final zusammengesetzt. Zusammengefasst sind wir nun also Berten, Caro, Dani und Tscherno.

Köln ist in Sachen Punkbands in Relation zur Größe der Stadt irgendwie unterrepräsentiert. Eure Theorie?
Dani: Köln ist einfach alles, von Schunkeln bis Elektro. Aber ist das nicht auch ein bisschen Punk? Vielleicht mögen Punks aber auch einfach kein Kölsch?
Berten: Ist das so? Ich habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass es überdurchschnittlich viele Punkbands hier gibt. Liegt aber vielleicht auch daran, dass nahezu alle Freunde und Bekannte in einer oder mehreren Bands spielen. Jedenfalls besteht die Punk-Szene in Köln aus mehr als nur „Filmriss“ und „Grüne Haare“.
Tscherno: Als Velberter bin ich immer davon ausgegangen, dass es in Köln eher mehr Punks gibt als in anderen Großstädten. Ist aber nur mein Eindruck! Wenn der Pott als ganze Stadt betrachtet wird und man diese dann im Verhältnis zu Köln betrachtet, stimmt die Vermutung aus der Frage sicherlich!

Sehe ich es richtig, dass mit „Caroline“ die eine Frau in der Band und mit „Dani“ die andere einen eigenen Song gewidmet bekommen hat?
Dani: Nein, die Songs gab es schon und wir haben uns nach ihnen umbenannt. Bertens Umbenennungsantrag in Sven läuft gerade noch und Tscherno muss sich noch zwischen Tina und Doreen entscheiden. Das ist nicht leicht und hat ihm schon das Haar gekräuselt.
Berten: Die Geschichte im Song „Daniela“ ist wahr, allerdings hieß das Mädchen damals nicht Daniela, sondern Caroline – und sie wollte auch nicht „Riders on the storm“, sondern „This is the end“ hören. „Caroline“ ließ sich aber nicht so gut singen. Ich dachte dann, ich schulde Caroline nun trotzdem auch einen Song. Ich mag im Allgemeinen Vornamen in Songtiteln – fand ich schon bei Lou Reed oder DIE REGIERUNG irgendwie gut. Auf dem ersten Album hatten wir schon „Tina“, „Doreen“ und „Sven“. Nun sind „Caroline“ und „Daniela“ dazugekommen. Die Leute denken dann immer gleich an Liebeslieder und unterstellen uns, wir würden nur ein Thema besingen. Zumindest „Tina“, „Doreen“ und „Caroline“ sind aber gar keine Liebeslieder. Auch „Küss mich“ ist keins. Vielleicht kommt irgendwann auch ein Lied namens „Sascha“ – das ist Tschernos richtiger Name.

Türkisch ist im deutschen Punk eine deutlich unterrepräsentierte Sprache, mit „Bir sigara daha“ tut ihr was dagegen.
Berten: „Bir sigara daha“ sollte eigentlich „Nur noch eine Zigarette“ heißen und ein deutschsprachiges Duett werden. Ich bin manchmal etwas ungeduldig. Als ich den Song aufnahm, durfte Caro wegen der Pandemie nicht zum Singen vorbeikommen. Ich bat meine türkische Frau, den weiblichen Part einzusingen. Sie wollte aber wegen der Sprachbarriere nicht auf Deutsch singen. Wir schrieben ihren Text dann auf Türkisch um und sie sang ihn ein. In dem Song geht es darum, dass zwei Leute in einer Bar sitzen und sich gegenseitig beäugen und darüber rätseln, was der oder die andere wohl gerade denkt. Beide kriegen es aber nicht hin, ihr Gegenüber anzusprechen. Weil sie es nicht tun, finden sie auch nicht heraus, dass sie in verschiedenen Sprachen denken. Und natürlich auch nicht, was sie denken.

Ich hätte bei eurem Cover beim fröhlichen Vogelraten direkt „Eisvogel!“ rausgehauen. Tja, einmal googlen später ...
Dani: Das ist ein Bienenfresser. Er ist tatsächlich mit dem Eisvogel verwandt. Bienenfresser sind äußerst gesellig, wirken sehr exotisch und bevorzugen trocken-warme, halboffene, strukturreiche Landschaften – genau wie wir.

Schaut man sich euren Konzertkalender auf der Website an, war da schon ab Frühjahr 2019 nicht mehr viel los ...
Berten: Durch die vielen Umbesetzungen war es nicht immer einfach, am Ball zu bleiben. Hinzu kamen langwierige Verletzungen, wir spielen außerdem in zahlreichen anderen Bands, haben Familien oder berufliche Verpflichtungen und eine:r von uns betreibt sogar Vereinssport. Eine ausgedehnte Tour wird es also von uns sicherlich nie geben. Umso wichtiger sind uns dann aber die vielleicht eher seltenen Auftritte.