DUESENJAEGER aus Osnabrück sind schon seit Anfang 2000 unterwegs, sind mir aber das erste Mal vor ein paar Monaten aufgefallen, als deren Trommler Tomo – der ja auch bei den DUESENJAEGER-Labelkollegen OIRO spielt – nach einem Konzert mit den SONIC DOLLS, dafür sorgte, dass ich ein Promopäckchen von Chief Recordings bekam. Die darin enthaltene erste DUESENJAEGER-Single hatte es mir derart angetan, dass ich die Band sofort für ein Konzert in Neuss buchen musste, welches auch ganz hervorragend war. Am Morgen nach dem Konzert habe ich mich dann mit der Band und dem mitgereisten Rosi, dem Betreiber von Kindspech Records, am Frühstückstisch unterhalten.
Ihr wart ja jetzt zehn Tage auf Tour. Was hat euch denn am besten gefallen?
Tobi: Alles! Was ich halt am beeindruckensten fand ist, dass man irgendwo hinfährt und man immer Leute trifft, die irgendwie den Arsch hochkriegen und was machen.
Marco: Man lernt halt die Leute kennen, die man vorher nur per eMail kannte und hat dann das gemeinsame Ziel der Abendgestaltung.
Und war es schwer für euch die Tour zu buchen?
Marco: Als wir uns entschlossen, diese Tour zu machen, ging es eigentlich relativ leicht.
Jan: Das hat der Marco alles alleine gemacht!
Marco: Es ist besser, wenn es einer alleine macht, dann behält man alles besser im Überblick. Es gab dann terminlich ein paar Lücken, die man schließen musste, aber das ging alles.
Wie kommt man auf einen Bandnamen wie DUESENJAEGER?
Torben: Macht Krach!
Jan: Da gibt’s eine kleine Geschichte zu. Ich habe mal in einer anderen Band gespielt und da meinte der Trommler, ich sollte mal einen ‚Düsenjäger’ machen. Ich wusste gar nicht, was er meint. Er wollte dann, dass ich mit dem Plektrum so über die Saiten gehen sollte, was eben immer ‚Düsenjäger’ hieß. Dann habe ich Marco die Geschichte mal erzählt, und eigentlich sollte es nur ein Arbeitstitel werden, als wir noch keinen Namen hatten. Irgendwie ist es dann aber dabei geblieben.
Rosi, wie spricht man den Namen deines Labels richtig aus?
Rosi: Kindspech! Also wie der erste Säuglingsstuhl! Mikonium halt!
Kindspech ist der erste Stuhl, der von einem Neugeborenen ausgeschieden wird, noch bevor es Muttermilch getrunken hat, oder?
Rosi: Ja, genau. Sobald ein Säugling Sauerstoff atmet, geht das Kindspech ab.
Wie kommt man denn darauf?
Rosi: Ich bin Heilerziehungspfleger von Beruf. In der Ausbildung hat mich dieses Wort über drei Jahre verfolgt und ich musste es einfach nehmen. Da kommen oft die lustigsten Versionen raus: Kindsglück, Kindsspecht, oder das englische ‚kind speech’.
Was hast du denn bislang veröffentlicht?
Rosi: Angefangen habe ich 1999, als ich von AMEN 81, der Nürnberger Crustkappelle, die erste Single nachgepresst habe. Dann folgte die COLT SEAVERS-7“, die beiden DUESENJAEGER-Singles, aktuell habe ich die OIRO-Single gemacht, auch in Zusammenarbeit mit Chief Recordings und Flight 13. Dann habe ich noch ein eigenes Label für englischsprachige Musik, Rosa Records, auf dem ich SOLEIL NOIR aus Braunschweig und DIRTFARMS aus Oldenburg rausbringe.
Bevor ich eure Songs das erste Mal gehört habe, hatte ich über euch gelesen, dass sich eure Sachen stark nach MUFF POTTER anhören, was auch irgendwie meine Meinung ist. Mögt ihr solche Vergleiche, oder eher nicht?
Marco: Ich denke mal, dass es daher kommt, dass wir die selben Einflüsse wie MUFF POTTER haben, also BOXHAMSTERS oder EA80, aber auch englischsprachige Sachen wie JAWBREAKER oder SAMIAM. Das sind die Sachen, die wir im Kopf haben, wenn wir Songs schreiben. Eigentlich hinkt der Vergleich ziemlich, denn ich finde nicht, dass wir wie MUFF POTTER klingen.
Jan: Wenn man nicht diesen dumpfen Deutschpunk spielt, und deutschsprachig ist, kommt zwangsläufig der Vergleich mit MUFF POTTER.
Marco: Es gibt im Augenblick auch nicht so viele Bands in dieser Liga, die deutsch singen, aber keinen Deutschpunk machen. Eben nur eine Handvoll. TURBOSTAAT fallen mir da noch ein. Da liegen solche Vergleiche nah. Schublade auf, Band rein, Schublade zu.
Torben: Wir haben auch schon jede deutsche Band als Vergleich durch: DACKELBLUT, EA80, BOXHAMSTERS, wobei ich das nicht nachvollziehen kann, ...BUT ALIVE hatten wir auch schon mal.
Marco: ROCKET FROM THE CRYPT, haha!
Torben: Das fand ich aber super, das war im Maximum Rock’n’Roll.
Kommt auch noch eine LP von euch?
Marco: Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Ende des Jahres schrauben wir das mit den Konzerten etwas zurück und konzentrieren uns dann darauf.
Auch wieder über Kindspech?
Rosi: Grundsätzlich schon. Wäre auch interessant, ein anderes Label zu finden, aber wenn das bedeuten würde, dass man zu viele Kompromisse eingehen müsste, dann nehme ich lieber einen Kredit auf oder gehe Arbeiten, damit die Platte eben wieder bei mir und Piet kommt.
Was meinst du mit Kompromissen?
Rosi: Das fängt doch schon bei der Covergestaltung an. Wenn man jetzt gerne Prägedruck haben möchte und das Label sagt, dass sie es machen werden, und im Endeffekt wird es nicht gemacht, weil es unterm Strich zu teuer war, dann finde ich das eben scheiße.
Wie laufen die Platten eigentlich?
Rosi: Die erste DUESENJAEGER ist komplett weg, bei der zweiten habe ich noch maximal 40 Stück rumliegen.
Ging die zweite eigentlich schneller weg, weil der Name DUESENJAEGER schon bekannter war?
Rosi: Ich merke schon, dass sich die Leute auf einmal bei mir melden und die Single bestellen möchten, und ich nicht mehr so die Werbetrommel rühren muss. Promos verschicke ich auch nicht mehr so sehr. Ich verweise jetzt lieber auf die Homepage www. duesenjaeger.org, wo man alle Songs der ersten Single mit CD-Cover downloaden kann.
Ihr kommt ja alle aus Osnabrück. Was geht denn da so ab?
Tobi: Der Ostbunker war in den 80ern mal ein ziemlicher Kultladen, ist aber jetzt eine städtische Einrichtung mit Sozialarbeiter und allem drum und dran.
Rosi: Die machen auch nur noch Konzerte, wo die Sozialpädagogen wissen, dass es was wird. Dann nehmen die acht Euro Eintritt, was für solch einen Laden einfach zu viel ist. Im Hyde Park spielen die großen Bands wie NOFX und so, und viel Metal, JUDAS PRIEST z.B.
Marco: Es gibt aber schon eine Initiative, wieder etwas autonomes ins Leben zu rufen. Die Tage ist ein Treffen auf dem Bauwagenplatz und dann stellt die Stadt eventuell ein paar Container hin mit Strom- und Wasseranschluss.
Rosi: Im Mai wurde auch ein Haus besetzt. Das wurde nach fünf Wochen wieder geräumt, lief aber alles reibungslos. In der Zeit fanden auch viele Konzerte dort statt. Dann gibt es in der Nähe von Osnabrück, in Hussel, noch so einen Kotten, wo auch immer was stattfindet. Das ist was privates, wo etwa 100 Leute reinpassen. Es wird was neues entstehen, wie lange das dann wirklich läuft, wird sich zeigen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #49 Dezember 2002/Januar/Februar 2003 und Guntram Pintgen