DR.WOGGLE & THE RADIO

Auf Tour

„Bigger Is Tough“ heißt die zweite Scheibe der Weinheimer Skacombo DR. WOGGLE & THE RADIO. Auch wenn es mit höherem Reggae-Anteil auf dem neuen Album ruhiger zugeht, so ist DR. WOGGLE-Sänger Nico keineswegs auf der Bühne oder im Interview zurückhaltender geworden. Nach der ersten Zwei-Wochen-am-Stück-Tour darf Bilanz gezogen werden.

Ist es Zufall, dass sich DR. WOGGLE & THE RADIO gerade in Weinheim gegründet haben oder ist eure „Ortschaft“ wie für Ska geschaffen?


„Grün bewachsene Berge, die Rheinebene, nebenan der Odenwald, den man sicherlich als eine Art Urwald bezeichnen kann, eine der wärmsten Regionen Deutschlands, die Industriestadt Mannheim mit ihren Quadraten und dem Hafen um die Ecke – das sind doch die besten Voraussetzungen für das Gedeihen einer Band, wie wir es sind. Dass da was dran ist, kann man ja auch daran sehen, dass Bands wie NGOBO NGOBO, LOADED, THE BUSTERS und SKA TREK auch aus unserer Gegend kommen. Nicht zu vergessen die vielen Soundsystems und jungen Reggae-Bands, die im Rhein-Neckar-Delta unterwegs sind. An jamaikanischer Musik kommt man bei uns in der Region also nicht vorbei.“

Was war dein Einstieg beim Ska/Reggae?

„Ich bin wohl der, der am längsten infiziert ist. Ich kenne die Gobos schon seit Ewigkeiten, war in einem Vespa-Club sehr aktiv. Das war vor ca. zwölf Jahren. Damals hätte ich schon gerne bei einer Band mitgemacht.“

Du bist nicht nur bei DR. WOGGLE aktiv, sondern auch bei eurem Label/Bookingagentur Grover/Moskito sowie dem Club „Cafe Central“ in Weinheim. Wie kam es dazu?

„Für Moskito habe ich ein paar Mal Tourbegleitung gemacht. Das hat sich aber inzwischen auch erledigt, da es zeitlich mit der eigenen Band nicht mehr zu vereinen war. Wie ich dazu kam, hängt sicherlich an meiner Tätigkeit im ‚Cafe Central‘ und an meiner Band. Man kannte sich – Moskito macht schon seit vielen Jahren unser Booking –, außerdem wusste ich eben durch meine Arbeit im Event-Bereich, wie eine anständige Tourbegleitung zu erledigen ist. Das nötige Vertrauen in mich war sicherlich auch ein Grund. Zu meinem Job im ‚Cafe Central‘ kam ich durch meine Zivi-Zeit. Das Cafe hat im weiteren Sinne etwas mit dem Stadtjugendring Weinheim zu tun, wo ich Zivi war. Da ich auch dort Dinge zu tun hatte, entwickelte sich das Ganze irgendwie. Ich bin heute der einzige ‚feste‘ Mitarbeiter und mache eigentlich alle Jobs: Veranstaltungen durchführen, Booking, Theke, Kasse. Mit den Jahren wurden auch die Veranstaltungen größer. Inzwischen veranstalten wir auch Konzerte in größeren Locations in Mannheim.“

Wie wirkt sich das auf eine Band eventuell aus?

„Einerseits sammle ich Erfahrungen. Ich habe durch meine Tätigkeiten den Einblick in alle Bereiche des ‚Business‘. Ich kann Veranstalter besser verstehen, ich kenne die Probleme des Bookings und weiß aber auch, auf was zu achten ist, wenn eine Band zu Gast ist. Schließlich bin ich ja selbst mit so einem Haufen unterwegs. Außerdem lernt man Leute kennen. Das ist ja das A und O in diesem Geschäft. Das sind Menschen, die vielleicht mal ein Konzert für uns machen können, und uns vielleicht ‚nach vorne‘ bringen können.“

Du scheinst auf der Bühne kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Warst du schon immer so oder hast du im Ska/Reggae-Bereich ein „Vorbild“?

„Ich war wohl schon immer so. Mein großes Mundwerk habe ich nicht erst, seit ich Musik mache. Frag mal meine Jungs! Im Ska/Reggae-Bereich habe ich in dieser Hinsicht keine Vorbilder. Ich kann mir vorstellen, dass du vielleicht an den Doktor aus Münster denkst. Das scheint aber eher Zufall zu sein, dass wir uns in mancher Hinsicht ähnlich sind. Wir haben das beide schon bemerkt, und sind uns einig, dass wir uns einfach ein bisschen ähneln. Vielleicht verstehen wir uns deswegen so gut. Vorbilder habe ich eher im Entertainment-Bereich. Das ist auch das, was wir auf der Bühne wollen: Unterhalten und Rocken.“

Welche Reaktionen bekommt ihr auf eure Musik, gerade in euren Hochburgen in eurer Region? Kommt mittlerweile mehr die „ältere“ Skaszene oder die „jüngere“ Reggae-Szene zu euch?

„Bei uns in der Region besteht leider nicht mehr wirklich eine große Ska-Szene im traditionellen Sinn. Es gibt aber sicherlich eine sehr aktive Szene, die auf Konzerte geht. Den Leuten sieht man zwar nicht sofort ihre Lieblingsmusik an, aber die Leute rocken. Unsere Release-Party im Central war mit 500 Leuten restlos ausverkauft, und das Publikum war schon insgesamt jünger, wobei die ‚Alten‘ auch da waren. Außerdem ist es super, dass überhaupt so viele kommen. Sei es in Darmstadt, Mannheim oder Heidelberg – es ist immer voll. Deswegen machen wir das Ganze doch: Wir wollen so viele Leute wie möglich mit unserer Musik erreichen und sie damit beglücken. Es werden immer mehr. Wenn sich das in der ganzen Republik auf das Niveau einpendelt, was wir von unserer Region kennen, dann fänden wir das noch besser.“

Wenn du eure eigene Tour jetzt mit den Erlebnissen als Tourbegleiter bei Moskito vergleichst: Wo ist es schöner, wo erlebt man mehr, und was hat dich auf eurer eigenen Tour vielleicht sogar noch überrascht?

„Es gibt nicht wirklich ein ‚schöner‘. Klingt zwar abgedroschen, aber beides hat seine Vor- und Nachteile. Bei der Tourbegleitung trägst du die Verantwortung für das, was vor einem Konzert kommt und danach. Wenn man selbst spielt, trägt man die Verantwortung dafür, was auf der Bühne passiert – aber auch für das, was davor und danach passiert. Nur kann man als Musiker etwas sorgloser sein. Man kann sich auch mal gehen lassen ... Überrascht hat mich, dass wir alle sehr gut miteinander ausgekommen sind. Das ist ja auch nicht normal, wenn man wochenlang fast 24 Stunden miteinander verbringt.“