DRIVING THE SALT

Foto

„There’s a wound that runs deep and you’re driving the salt“

DRIVING THE SALT gibt es jetzt ja schon gut drei Jahre. Du bist das einzige Mitglied, das von Anfang an mit dabei war. Seither gab es ständig Umbesetzungen. Wie schafft man es, die übrigen Leute bei der Stange zu halten? Wie hast du dich dazu motiviert, immer weiter zu machen, nicht alles hinzuschmeißen?

„Eigentlich waren Markus, einer unserer Gitarristen, und ich der Kern, aus dem im Verlauf der Zeit DRIVING THE SALT entstanden ist. Damals hatten wir ja noch einen anderen Schlagzeuger und gar keinen Bassisten. Irgendwann wurden die vakanten Stellen auch besetzt und ein zweiter Gitarrist in die Band eingeführt. Das jetzige Line-up bilden aber schon seit längerem JoJo am Schlagzeug, Markus und Ule an den Gitarren, Ralf am Bass und ich steuere die Vocals bei. Für diese ständigen Umbesetzungen, das Ausprobieren und Anlernen neuer Musiker braucht man zweifelsohne eine Menge Geduld, einen langen Atem und ein Ziel vor Augen, um das Ganze nicht hinzuschmeißen. Wir waren uns innerhalb der Band aber immer einig, dass wir etwas erreichen und keine weitere ‚nur‘ lokale Hardcore-Band bleiben wollen. Das hat uns, denk ich mal, geeint und uns dabei geholfen, auch schwere Zeiten durchzustehen und nicht aufzugeben.“

DRIVING THE SALT geht es ja offensichtlich nicht um die Neuerfindung des Rades, sondern um die Perfektionierung eines gewissen Stils. Als wir uns kennen gelernt haben, warst du wohl der Erste in Bayern, der offen für neue musikalische und vor allem ästhetische Einflüsse im Hardcore war. Wie kommt es, dass du diese Offenheit selbst nie musikalisch umsetzen wolltest?

„Du weißt ja, dass ich im Endeffekt einer der vernarrtesten Fans von gutem, altem, klassischem Hardcore bin, wie z.B. GORILLA BISCUITS oder NO FOR AN ANSWER, auch wenn ich ab und an mal Hip-Hop, Post-Punk oder auch Synthiepop höre. DRIVING THE SALT sind sicherlich sehr nah an diesem klassischen Hardcore dran, obwohl wir uns z. B. durch unsere Gitarrenarbeit schon ein wenig anders anhören, wie ich finde. Wenn du uns unterstellst, wir wollten einen gewissen Stil perfektionieren, triffst du damit ziemlich ins Schwarze. Ich persönlich würde auch einem etwas anderen Sound meine Stimme leihen, der vielleicht verquere Gitarren hat wie bei BLACK CROSS, oder der unmelodischer und moshiger ist wie bei TRIAL. Da steckt kein Konzept dahinter, sondern einfach nur der jeweilige Stil des Musikers, und unsere Gitarristen mögen es halt gerne etwas melodischer.“

Was hat die Hardcore-Szene momentan mehr nötig: mehr Ernsthaftigkeit oder mehr Humor? Als Individuen lacht ihr ja durchaus gerne oder benehmt euch auch mal gern albern. Auf eurem Album kommt diese Seite jedoch überhaupt nicht zum Ausdruck. Ein Widerspruch?

„Da du mich kennst, weißt du ja, dass ich gerne meinen Spaß habe und Blödsinn mache, aber trotzdem meine Prinzipien habe. Für mich, denke ich mal, funktioniert das ganz gut. Der Hardcore-Szene an sich kann ich sicherlich keine pauschalen Tipps geben. Mir fällt nur manchmal auf, dass manche Leute zu verbissen und sehr humorlos sind. Das ist aber deren Problem. Zudem finde ich diesen Ausdruck ‚Szene‘ zu abstrakt und verallgemeinernd, da er all die großartigen Menschen, aber auch die vielen Arschlöcher, die ich in all den Jahren kennen gelernt habe, auf eine Stufe stellt. Für meine Band schreibe ich alleine die Texte, die meist sehr negativ gehalten sind. Aber ich wäre ja nicht in einer Hardcore-Band, wenn ich nicht durch so viele Dinge angepisst wäre, die ich raus schreien will. Wenn es mir nur gut ginge und ich mit allem zufrieden wäre, würde ich sicherlich andere Texte schreiben oder vielleicht auch andere Musik machen. So gesehen ist es für mich kein Widerspruch, meine ernsthaften Anliegen durch meine Lyrics zu verbreiten und zugleich nicht mit einem Gesicht wie Drei-Tage-Regenwetter rum zu laufen. Menschliche Charaktere sind halt nicht eindimensional.“

Was ist die unterbewertetste Sache an euch? Was wünscht du dir, sollten die Leute erkennen?

„Wir werden nicht wirklich unterbewertet! Man merkt zwar schon manchmal, dass einzelne Rezensenten mit unserem Stil wenig anfangen können, weil sie privat andere Musik bevorzugen und uns deshalb eher mittelmäßig besprechen. Was einem wirklich stört, sind aber Reviews, wo man sich fragt, ob der Reviewer die richtige CD erhalten hat. Doch im Großen und Ganzen sind das Ausnahmen, die meisten Leute erkennen schon unsere wahre Größe, haha. Und man kann sich manchmal etwas darüber ärgern, wenn wir zum wiederholten Male als Old School-Hardcore bezeichnet werden. Das trifft halt meiner Meinung nach so pauschal nicht zu, da ich vor allem diesen tausendsten Aufwasch von Youth Crew Hardcore fünfundzwanzig Jahre nach MINOR THREAT und UNIFORM CHOICE einfach für total langweilig und überflüssig halte.“

Lass uns mal über euer Coverartwork sprechen. Im Gegensatz zum üblichen Design-Overkill handelt es sich um ein gezeichnetes Bild. Wer hat es gemalt und was wollt ihr damit transportieren?

„Das stimmt nicht ganz. Das Bild ist keine Zeichnung, sondern durch eine so genannte Schabekartontechnik angefertigt worden. Das stammt von Peter Schnitt, der die meisten Artwork-Sachen bei uns macht wie T-Shirt-Motive, Poster usw. Du kennst ihn ja auch, da er, glaube ich, das Logo für dein Label Dancing In The Dark angefertigt hat. Die Grafikdesign-Sachen übernimmt dann mein Bruder, nachdem er von Peter die Motive erhalten hat. Das Albumcover stellt einen Henker in einer gottverlassenen Gegend dar, der gerade einen Gehenkten vom Galgen abnimmt. Das Motivs bezieht sich auf den Album-/Songtitel ‚The ghosts stopped watching‘. Wir sehen uns in diesem Text bildhaft als die Geister einer vergangenen Zeit, die gekommen sind, um zu richten und zu vollstrecken. Um den Sinn dahinter zu verstehen, sollte man den Text lesen.“

Stimmt es, dass euer Label Striving For Togetherness euch zuliebe eine
Veröffentlichung der Old School-Legende UP FRONT hat sausen lassen?


„Markus von SFT wollte die Compilation-CD von UP FRONT ursprünglich schon raus bringen, nur war ihm die Aufmachung zu dürftig, er meinte, ihm wäre das zu lieblos. Da die Band dies anscheinend nicht ändern wollte, hat er das Release gecancelt und dafür uns an Bord geholt. So sind wir auf SFT gelandet. Die Vinylversion macht übrigens Fields Of Hope Records.“

So, und jetzt noch zum Abschluss ... Warum ist es absolut nicht Straight Edge, sieben Weißbiere an einem Abend zu trinken?

„Haha! Du spielst auf das erstes Treffen im Jahre 96 an. Du kamst da gerade frisch aus dem Bayerischen Wald nach Regensburg, um eine Ausbildung zu machen. Dabei warst du auch noch auf der Suche nach Musikern für eine Hardcore-Band. Am Besten natürlich eine Straight Edge Hardcore-Band! Du warst des Bassspielens mächtig, ein gemeinsamer Bekannter namens Max Kraus, der Schlagzeug spielte, stellte dich dann auf einem Konzert einem Sänger vor, der angeblich wie Max Straight Edge sei. Dieser Sänger war ich. Ich trug einen UNDERTOW-Kapuzenpulli und unterhielt mich mit meiner neuen Bekanntschaft ganz angeregt über Musik. Irgendwann kaufte ich mir ein Weißbier und trank es. Oise dachte sich, ein Bier wäre ja noch im Rahmen. Als ich mir dann auch noch eine Zigarette anzündete und mittlerweile beim siebten Bier angelangt war, dachte sich Oise wohl: Irgendwie ist dieser Patrick ein seltsamer Straight Edger!“