Der Schwede Mikkey Dee, Jahrgang 1963, war von 1992 an als Nachfolger von Phil Taylor Drummer bei MOTÖRHEAD. Wir befragten ihn zum Ende dieser legendären Band und wie er damit umgeht.
Bist du es müde, Fragen zu Lemmy und MOTÖRHEAD zu beantworten?
Nein, das bin ich nicht. Ich habe 25 Jahre in dieser verdammten Band gespielt, das ist schon okay.
Wie geht es dir jetzt, einige Monate nach Lemmys Tod?
Ganz ehrlich, ich fühle mich mies. Wir alle waren Lemmy viele Jahre so nah, machten alle Höhen und Tiefen mit. Ich bin traurig, weil ich einen Freund verloren habe, ein Familienmitglied, einen Bandkollegen. Und jetzt muss ich miterleben, wie die ganze Familie auseinanderbricht, die ganze Crew, alle, die so lange so hart für MOTÖRHEAD gearbeitet haben. Die Band ist Vergangenheit, das ist einfach traurig. Aber man muss auch sehen, dass wir einen guten Lauf hatten, vierzig Jahre hielt die Band durch, 25 davon war ich dabei. Ich bin sehr dankbar, dass ich daran teilhaben konnte. Wäre ich jetzt sauer, wie alles gelaufen ist, wäre ich ein egoistischer Irrer. Lemmy wurde siebzig und er hatte das beste Leben, das man sich vorstellen kann. Einerseits bin also traurig, anderseits aber auch froh, dass wir das so lange machen konnten, dass ich das alles erleben durfte. Ich vermisse Lemmy. Jetzt sorge ich dafür, dass seine Erinnerung in Ehren gehalten wird, in dem ich von ihm erzähle.
Konntest du je mit ihm darüber sprechen, dass das Leben auch mal zu Ende geht?
Das konnte schon mal vorkommen, aber eher selten. Je älter Lemmy wurde, desto verbitterter war er darüber, dass ihn das davon abhielt, weiterhin das zu machen, was er machen wollte. Er wollte in Casinos gehen, in Stripclubs, rauchen, trinken, Party machen, und es passte ihm gar nicht, dass er das alles aufgeben musste. Er sagte gelegentlich zu mir: „Mikkey, es ist scheiße, alt zu werden!“ Ich meinte dann immer: „Lemmy, du musst dein Leben eben ein bisschen ändern. Alt zu werden, kann okay sein.“ „No it can’t. It sucks.“ Er war einfach starrsinnig, er wollte tun, was er will.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Joachim Hiller