Die Universitätsstadt Siegen mit ihrem eher provinziellen Umfeld, gelegen nordwestlich des Dreiländerecks Nordrhein-Westfalen/Hessen/Rheinland-Pfalz, ist bekannt als grünste Großstadt Deutschlands und Geburtsort des Barockmalers Peter Paul Rubens, aber weniger als Rock City No. 1. Aber natürlich gab es auch hier Bands und musikalische Subkultur, wie etwa den Anfang der Achtziger von Siegener Musikern gegründeten linksalternativen Laden Rampe, mit Proberäumen und Café, in dem in der zweiten Hälfte der Achtziger auch Hardcore/Punkbands gastierten wie SO MUCH HATE, SPERMBIRDS oder ACCÜSED.
Und da Metal Mitte der Achtziger in Deutschland gefühlt überall war, gab es natürlich auch im Siegerland zahlreiche Fans dieser Musikgattung, die dann ebenfalls in Bands spielten. So wie Mario Klein und Thomas Heimann, die 1991 DR DEATH gründeten und 22 Jahre nach dem letzten Album „Somewhere In Nowhere“ jetzt überraschend auf Idiots Records mit „Reincarnation“ eine neue Platte veröffentlichten, die sich wieder auf die Death Metal-Roots der Band besinnt. Ich sprach mit Thomas Heimann über seine Sozialisation als Metal-Fan und -Musiker.
Thomas, 1999 war nach dem Album „Somewhere In Nowhere“ Schluss mit DR DEATH. 22 Jahre später gibt es jetzt mit „Reincarnation“ eine neue Platte. Hast du in der Zwischenzeit gar keine Musik mehr gemacht?
Doch. Zuerst habe ich in einer Death/Black-Metal-Band gespielt, DECISION TO HATE, die haben auch mehrere CDs veröffentlicht. Parallel habe ich noch in einer Industrial-Band gespielt, weil ich zu der Zeit auch eine Vorliebe hatte für elektronische Musik und NINE INCH NAILS, was man ja auch bei DR DEATH ein bisschen gehört hat. Mitte 2000 habe ich dann, um mal was anderes ausprobieren, was Richtung HELLACOPTERS und GLUECIFER gemacht. 2006 habe ich dann komplett aufgehört, Musik zu machen, auch wegen meines Jobs in der Metallindustrie.
Was war der Anlass, den Doktor noch mal auszubuddeln?
Als ich vor ein paar Jahren meinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert habe, hatte ich auch die früheren Mitglieder der Band eingeladen wie Mario, mit dem ich DR DEATH gegründet und den ich 17 Jahre nicht mehr gesehen hatte. Die anderen Gäste wollten dann, dass wir was spielen. Aber wir hatten ja schon ewig nicht mehr zusammen gespielt. Dann haben wir das mehr schlecht als recht versucht, was natürlich voll in die Hose ging, aber trotzdem lustig war, danach war das Thema aber wieder erledigt. Ein halbes Jahr später wurde dann auch unser früherer Sänger Volker Strunk fünfzig und auf der Feier waren zwei weibliche Fans von uns. Und die hatten zu ihrem 45. Geburtstag zusammen eine Riesenparty mit drei Bands geplant und haben uns gefragt, ob wir da auch auftreten wollen. Die anderen von der Band haben das – besoffen – abgenickt und ich meinte: Tickt ihr noch ganz sauber? Wir haben uns aber dennoch getroffen und haben in sechs Wochen das Demo einstudiert und dann da gespielt, just for fun. Wir dachten danach, dass das eigentlich ganz cool war, und sagten: Komm, wir machen noch mal was. Und so kam es zu dem Reunion-Konzert 2019 im Vortex in Siegen, das innerhalb von ein paar Tagen ausverkauft war.
DR DEATH ließen sich seit der ersten Veröffentlichung von 1993, dem Kassetten-Demo „Jesus Looks Like Me“, nie so richtig einer bestimmten Schublade zuordnen. Auf euren beiden Longplayern „Somewhere In Nowhere“ und „Preapocalyptic Visions“ ging es dann eher in Richtung Industrial-Gothic-Metal. Die Neue Deutsche Härte in Gestalt von RAMMSTEIN war ebenfalls nicht weit, die 1995 ihr Debüt „Herzeleid“ veröffentlicht hatten.
Ja, da haben wir uns hinentwickelt. Du spielst jetzt natürlich vor allem auf den Song „Der Erlöser“ an. Das war ein Experiment und wirkte natürlich schon wie ein Fremdkörper, aber wir haben es gemacht, weil wir Bock drauf hatten. Man muss allerdings fairerweise sagen, dass ich und die anderen in der Band zu dieser Zeit RAMMSTEIN rauf und runter gehört haben. So was bleibt dann natürlich auch hängen und beeinflusst einen, und in unserer Musik spiegelte sich das auch wider, was wir hören. Aber das war kein Versuch, mal ein Stück wie RAMMSTEIN zu machen, das entsteht dann einfach so.
Stilistisch wirkte das natürlich wenig homogen, klingt aber dadurch auch heute noch interessant.
Mit „Preapocalyptic Visions“ haben wir uns auch am weitesten in eine andere Richtung bewegt. Einige Leute sind den Weg mit uns gegangen, aber andere, das habe ich in Gesprächen mit Fans gemerkt, haben das nicht verstanden. Wir hatten auch noch eine Sängerin mit dabei, die das mit geprägt hat, und das hat nicht jedem gefallen. In der Metal-Szene haben dann auch einige von uns Abstand genommen. Aber wenn man Musik macht, macht man ja erst mal das, was einem Spaß macht. Wenn man sich jetzt unsere Platten anhört, merkt man schon, dass wir sehr unterschiedliche Sachen gemacht haben und uns so entwickelt haben, wie wir es musikalisch empfunden haben. Wir haben dann auch auf dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig gespielt, genauso wie auf dem With Full Force, wo harte Bands gespielt haben, aber auch ganz andere Gruppierungen waren. Im Publikum hast du reine Metaller gesehen, aber auch Menschen aus der Wave-Szene, das war schon sehr spannend, weil ich auch nicht der konservative Metaller bin. In den Neunziger Jahren war es ja auch so, dass so was auf einmal möglich war, und diese Sachen hat man dann zugelassen. Als wir angefangen haben, hätte ich nie gedacht, dass wir drei, vier Jahre später eine Platte rausbringen, auf der so viel Synthesizer dabei ist und vielleicht auch ein Wave-Einfluss in der Musik auftaucht. Aber das ist wie gesagt eine Entwicklung, die man mitmacht. Wir hatten auch eigentlich immer viele unterschiedliche Fans. Klar, beim Demo waren es noch die typischen Metal-Fans, weil wir zu dem Zeitpunkt auch noch typische Metaller waren. Dann kam die erste CD-EP, da haben wir auf einmal auch ein Keyboard zugelassen. Bei dem Demo ist allerdings auch ein Keyboard dabei, aber nur zwischen den Songs, das war noch ungefährlich. Aber dann gab es innerhalb der Songs auf einmal ein Keyboard, und der Sänger hat dualen Gesang draufgehabt, der hat nicht nur gegrowlt, sondern hatte auch auf einmal eine ganz sanfte Stimme. Ich kann da jetzt nur für mich sprechen, aber ich habe mich ja auch als Hörer immer weiterentwickelt. In den Achtzigern habe ich nur Metal, Punk und Hardcore gehört, Bands wie EXPLOITED, SEX PISTOLS oder GBH, und die liebe ich auch heute noch. Die habe ich genauso gerne gehört wie irgendwelche Metalbands, auch wenn ich mich natürlich eher als Metaller gefühlt habe.
Euer erstes Album „Preapocalyptic Visions“ – gleich mit Cover von HR Giger – erschien 1997 interessanterweise in direkter Punk-Nähe bei Disaster, einem Unterlabel von A.M. Music, das Thomas Ziegler speziell für Metal ins Leben gerufen hatte. Wie kam der Kontakt zustande?
Wir hatten ja vorher die EP„Crash Course In The Garden Of Christ“ gemacht, dadurch sind wir mit einem Stück auf einen Sampler von Nuclear Blast gekommen. Parallel dazu hatten wir uns ein Studio gemietet und haben dort das Album aufgenommen. Wir haben zu dem Zeitpunkt noch alles aus eigener Tasche bezahlt. Der Mensch im Studio, der natürlich viele Kontakte hatte, hat dann mit mehreren Labels gesprochen und gemeint: Ich nehme hier gerade was auf, ich glaube, das wäre interessant für euch. So sind wir mit Thomas Ziegler ins Gespräch gekommen. Wir standen dann in Verhandlungen mit drei Plattenfirmen und er hat uns das aus unserer Sicht sympathischste Angebot gemacht. Wir waren damals auch mit Nuclear Blast im Gespräch, aber haben nie eine feste Zusage bekommen. Ich weiß nicht, ob das Hinhaltetaktik war oder man kein Interesse hatte, aber da kam auch kein klares Nein. Die Studiokosten, die wir erst mal selber getragen haben, haben wir durch die Vertragsunterzeichnung bei Ziegler gleich wiederbekommen. Er hat dann die Idee gehabt, dieses Giger-Cover ranzuschaffen – das ist alles auf seinem Mist gewachsen. Er hat schon genaue Vorstellungen gehabt. In dem Augenblick wird dir bewusst, dass da ein bisschen mehr passiert als nur „Wir machen mal eine Platte“. Für uns war das in dem Augenblick das beste Angebot, hinterher ist man ja immer schlauer. Das spielte sich alles Anfang 1996 ab und die Platte kam dann endgültig 1997 im September raus, nach anderthalb Jahren. Zu dem Zeitpunkt waren wir aber schon ganz woanders, da hatten wir fast die nächste Platte fertig, das war alles nicht so clever von A.M. Music. Da fanden wir den Typen, der da vorher so großspurig auf dicke Hose machte und uns mit einem Plattencover lockte, gar nicht mehr so prickelnd. Der hat uns jetzt nicht übers Ohr gehauen, um Gottes willen, der hat viel Gutes für uns getan, aber für uns war es natürlich trotzdem ärgerlich. Du nimmst die Platte im Dezember 1995 auf, hast Anfang 1996 den Plattenvertrag und die Platte kommt dann 1997 im September raus, das ist für eine Band ganz schön zermürbend. 1996 auf der Popkomm-Messe in Köln, wo wir auch eingeladen waren, gab es schon die ersten Lieder auf Samplern von A.M. Music, da hat der uns ja schon angepriesen, und trotzdem hat das so lange gedauert.
Meinst du, das hat eure weitere Bandkarriere irgendwie beschädigt?
Ja, schon, manchmal machen anderthalb Jahre viel aus. Frank Albrecht schrieb damals in seiner Kritik im Rock Hard sinngemäß: Jetzt haben wir noch eine Band mehr, die bei diesem Trend mitschwimmt. Schade für die Band ist, dass die Platte ja schon 1995 fertig war. Wenn sie 1996 rausgekommen wäre, wer weiß, was mit der Band passiert wäre. Frank Albrecht hatte uns von der ersten Kassette an im Rock Hard besprochen und fand uns immer ganz in Ordnung. Und dem hatte ich die Platte schon vorher zugeschickt, der wusste das auch alles, ich hatte mit ihm auch mal persönlich darüber gesprochen.
Hast du damals mal geglaubt, du könntest die Musik zum Beruf machen?
Bei DR DEATH hatte ich das Gefühl, ja, aber ich hatte, glaube ich, zu dem Zeitpunkt dafür nicht die richtigen Mitstreiter, wo jeder gesagt hat, wir wollen das auch, woran es auch gescheitert ist. Zu dem Zeitpunkt war ich so davon besessen, dass ich mich in meiner freien Zeit nur mit Musik beschäftigt habe. Ich verbrachte meine Zeit damit, im Proberaum neue Stücke zu schreiben oder mich um andere Sachen zu kümmern, die die Band betrafen. Zu der Zeit hatte ich keine Familie und keine anderen Verpflichtungen – meine Verpflichtung war nur die Band.
Einer der Höhepunkte der Bandgeschichte war sicher der Wacken-Auftritt 1999. Im selben Jahr hat sich die Band allerdings auch aufgelöst.
Genau, 1999 haben wir die Band aufgelöst, weil wir in musikalischer Hinsicht zu weit auseinanderlagen. Zu dem Zeitpunkt hätten wir uns mit der Band ganz neu sortieren müssen, was ein bisschen schwierig war, weil wir auch alle befreundet waren, da gab es nicht nur den musikalischen Hintergrund. Und dann haben wir uns gesagt, vielleicht hören wir lieber auf, wo es alles gut aussieht, bevor wir uns hinterher im Streit trennen. Was Wacken betrifft, kam die Anfrage über Rising Sun, wo wir 1999 „Somewhere In Nowhere“ veröffentlicht haben, die uns sagten, wir können da spielen, was natürlich schon der Hammer war. Ende der Neunziger war Wacken noch lange nicht so groß, aber hatte natürlich einen gewissen Kultstatus. Wir haben in den Jahren 1997 bis 1999 auf vielen Festivals gespielt, aber Wacken war natürlich einer der Höhepunkte, quasi das Metal-Mekka, das war für uns was ganz Besonderes. Das war schon unglaublich, wenn man überlegt, dass man 1991 mal angefangen hatte ein bisschen rumzuklimpern, und auf einmal steht man Jahre später auf der Bühne eines Festivals, wo man oft genug selbst als Fan war.
Du kommst ja aus dem eher provinziellen Siegerland. Wie bist du damals überhaupt zum Metal-Fan geworden?
Ich habe drei ältere Schwestern, die viel Musik gehört haben, und auch mein Vater hat viel Musik gehört, aber da war nichts für mich dabei. 1979 war quasi das Schlüsselerlebnis, als ich AC/DC bei meiner Schwester gehört habe und dachte: Wow, das ist ja geil! Und einen Tag später bin ich mit dem Rad zum OBI, denn da gab es vorne einen Drehständer mit Musikkassetten, und habe mir von AC/DC „Powerage“ gekauft, und die reihte sich dann zwischen „Huckleberry Finn“ und „Gespensterschiff“ bei mir zu Hause ein. Das war mein Startschuss zur Musik. Zu dem Zeitpunkt war ich elfeinhalb, meine jüngste Schwester war da schon 16. Dann bin mit dem Bus nach Siegen gefahren – ich komme ja vom Dorf, aus Eiserfeld –, da gab es einen Schallplattenladen, da habe ich mir die erste MOTÖRHEAD-Platte gekauft. Ich kannte weder Band noch Namen, ich habe mir die einfach nur wegen des Covers gekauft. Du hattest ja 1979 keine Magazine. JUDAS PRIEST habe ich in dem Laden auch entdeckt. „Unleashed In The East“ habe ich mir auch wegen des Covers gekauft, weil da Typen in Lederklamotten drauf sind und dieses Motorrad. Die haben eben alle Klischees erfüllt, wo man sich gedacht hat, das ist bestimmte harte Musik. Zu den ersten Heften, die ich gelesen habe, gehörte Desaster, das gab es in Siegen am Bahnhof, das gab es noch vor Rock Hard und Metal Hammer. Rock Hard gibt es seit 1983 und das habe ich mir natürlich immer gekauft. Durch das Rock Hard sind ich und meine Freunde auf ganz viel aufmerksam geworden, was an Konzerten abging, denn wir waren im Prinzip im Zentrum von Köln, Dortmund und Frankfurt, das war alles von uns ungefähr 100 Kilometer entfernt und irgendeine Band spielte auf jeden Fall da. Und dann sind wir damals immer mit dem Zug dahingefahren. Es gab auch Magazine wie Kerrang!, das war schon bunter und größer. Und das Trust habe ich auch gelesen, das war das einzige Magazin, das ich neben Metal aufgesaugt habe. Da waren diese typischen Hardcore-Bands drin, die ich sehr gemocht habe.
War man als Metal-Fan auf dem Land ein Außenseiter?
Irgendwie schon, weil man ja mit Lederjacke und Kutte rumlief, und das war ja eher im Verbund zu sehen mit Rockern. Es konnte ja keiner wissen, dass das eigentlich nur ein Musikfan ist, der es nach außen trägt, dass er die Musik toll findet und vielleicht eine gewisse Lebensweise damit zusammenhängt.
Konflikte mit den Eltern sind ja bei der musikalischen Sozialisation sowieso vorprogrammiert.
Meine Eltern haben mich eigentlich immer gefördert, die fanden das toll, weil mein Vater selber totaler Musikfan war. Er hat zwar gesagt, das ist nicht seine Musik, aber er fand es toll, dass ich so musikbegeistert war und auch dass ich hinterher selbst Musik gemacht habe. Ich habe meine Eltern damals so lange belabert, bis sie mir eine Karte für IRON MAIDEN gekauft haben, auf ihrer Tour 1980 als Vorband von KISS, da war ich 14. Sie sind mit mir dann nach Frankfurt gefahren von Siegen mit dem Auto. Und dann stand ich alleine in dieser Halle zwischen 10.000 anderen Menschen und habe fast geheult vor Freude. Meine Eltern haben hinterher für DR DEATH auch unser erstes Logo genäht. Meine Mutter hat sechs Bettlaken aneinander genäht und mein Vater konnte unwahrscheinlich gut zeichnen und malen. Und dann hatten wir ein Riesenbanner für unseren ersten Auftritt, da hätten wir schon in der Westfalenhalle mit spielen können, das kriegten wir gar nicht in das kleine Jugendzentrum rein. Aber andere Eltern waren ganz anders, das habe ich bei meinen Freunden erlebt. Ein Kumpel von mir hat jahrelang seine Kutte bei mir versteckt. Wenn wir weggingen, kam er zuerst bei mir vorbei und hat seine Kutte abgeholt. Ich hatte da immer unverschämtes Glück.
Eine Folge deiner Musikbegeisterung war dann, dass du irgendwann selbst zur Gitarre gegriffen hast.
Ja, in meiner allerersten Band habe ich allerdings Schlagzeug gespielt. Nach dem zweiten oder dritten verzweifelten Rumgebolze auf dem Ding habe ich gemerkt, dass ich keinen Bock darauf habe. Wir haben dann das Instrumenten-Karussell gedreht, und der Bassist wurde Schlagzeuger und ich wurde Bassist. Das war eh viel cooler, weil ich Lemmy, Cronos von VENOM und von SODOM den Angelripper gut fand. Dann habe ich in den Achtzigern erst mal jahrelang Bass gespielt bei MASSACRA. Wir haben auch eine Demokassette gemacht und Gigs gespielt. Irgendwann gab es kleine Verstimmungen, und als ich aus dem Urlaub wiedergekommen bin, hatte man mich plötzlich aus meiner eigenen Band rausgeworfen. Und da habe ich mir gedacht: Das soll mir nicht noch mal passieren, ich spiele in einer Band nur noch Gitarre, damit ich die Lieder schreiben kann. Dann habe ich meine ganze Kohle einem Menschen, den ich kannte und der super Gitarre spielen konnte, in den Rachen geschmissen, weil ich ganz schnell Gitarre lernen wollte. Und nach einem Jahr wusste ich, jetzt kann ich schon mal irgendwie in einer Band spielen. Und dann haben wir DR DEATH gegründet, das war 1991.
Metal besaß einst beim Durchschnittsbürger einen eher schlechten Ruf. Und ein australischer Musikpsychologe namens William Forde Thompson, der sich näher mit Metal beschäftigt hat, hält es für ein Paradoxon, sich für Musik zu begeistern, die negative Gefühle hervorzurufen scheint, wenn wir im Alltag solche Situationen eher meiden. Wie siehst du das als Betroffener?
Metal ist für mich immer ein Stück Freiheit und ein guter Zufluchtsort vor Dingen, die einen belasten. Bei mir gibt es, wenn ich die Musik höre, eigentlich keine negativen Gefühle, sondern positive, nämlich Glücksgefühle, haha. Das fängt ja schon damit an, wenn ich von der Arbeit komme und eine Dreiviertelstunde im Auto von Unna nach Bochum fahre. Wenn ich einen scheiß Tag auf der Arbeit hatte, höre ich mir unterwegs Musik an, und wenn ich zu Hause ankomme, ist der Arbeitstag für mich vergessen. Aber das hat jetzt nichts mit Metal zu tun, ich könnte da auch wie mein Vater früher FISCHER-CHÖRE gehört haben.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #159 Dezember 2021 /Januar 2022 2021 und Thomas Kerpen
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