Leider dringt musikalisches Gut aus Österreich nur schwerfällig zu uns nach Deutschland - im Falle von DIMITRIJ wäre das aber ein Verlust! Die Jungs aus der Wiener Neustadt sind menschlich schwer in Ordnung und bewegen sich mit ihrer Melange aus Schrei- und Post-Hardcore in Österreich an vorderster Front subkultureller Klangerzeugung. Kürzlich erschien via Noise Appeal das Debütalbum „Words-Objects“ der seit Anfang 2005 aktiven Band. Sänger Flo stand mir Rede und Antwort.
Flo, ihr wart im letzten halben Jahr intensiv in Europa unterwegs. Wie war es?
Eigentlich kann ich alle Erfahrungen des letzten halben Jahres nur schwer zusammenfassen, da sie durchaus sehr unterschiedlicher Natur waren. Der wohl wichtigste und bereicherndste Aspekt daran, viele Konzerte zu spielen, war sicherlich, dass es mir beziehungsweise uns dadurch möglich wurde, Neues kennen zu lernen, seien es nun neue Freundschaften oder einfach nur verschiedene Orte und Städte. Ich denke, dass es das ist, was allen Erfahrungen gemein war. Sicherlich das Beste war die gemeinsame Tour mit WORLDS BETWEEN US durch Deutschland, England und die Niederlande. Da waren wir zu zwölft mit zwei Bussen unterwegs und hatten eigentlich 18 Tage lang sehr viel Spaß miteinander. Dafür kann man, denke ich, schon sehr dankbar sein. Im Februar geht es dann wieder so zwei bis drei Wochen auf Tour durch Europa. Ja und das Wichtigste für eine Band, nämlich das Schreiben von neuen und hoffentlich guten Songs, steht natürlich auch immer an.
Wie würdest du jemand euer musikalisches Schaffen beschreiben, der DIMITRIJ nicht kennt?
Kommt darauf an, wer dieser Jemand ist. Wenn ich ihn auf einem Konzert einer AT THE DRIVE-IN-Reunion-Show treffe, haha, wird es wohl leichter zu kommunizieren sein, als wenn ich es einem Bekannten meiner Eltern beschreiben muss. Im ersten Fall würde ich wohl sagen: „Post-Hardcore-lastige Musik mit Screamo-Anleihen“ und im zweiten wohl so etwas wie „wilde Rockmusik, wo einer schreit, als hätte er starke Schmerzen“. Und dann würde ich beiden abraten, auf ein Konzert zu kommen, haha ...
Was ist euer Hauptantrieb als Band? Und wo wollt ihr mit DIMITRIJ musikalisch und persönlich noch hin?
Der Hauptantrieb ist mit Sicherheit der Spaß daran, kreativ zu sein, die Möglichkeit zu haben, seine positiven und negativen Emotionen in etwas Konstruktivem auszuleben und auszudrücken. Und das, ohne sich selbst einzuschränken, denn musikalische Offenheit war von Anfang an der wichtigste Grundsatz dieser Band. Das ist auch sicher unser musikalisches Ziel, nicht stehen zu bleiben, sondern uns weiterzuentwickeln, in welche Richtung auch immer. Und in persönlicher Hinsicht wäre es schön, weiterhin neue
Menschen kennen zu lernen, zu touren und an Orten zu spielen, an denen wir noch nie waren, vor Menschen, denen das hier ebenso viel bedeutet wie uns.
Euer aktuelles Album trägt den Titel „Words-Objects“. Lüfte mal das Geheimnis um diesen rätselhaft anmutenden Titel!
Eigentlich ist der Titel dem Text unseres Songs „Snakes on paper“ entnommen. Es geht im Prinzip darum, dass in allem Gesagten und auch in Dingen latente Sinnstrukturen enthalten sind, die auf den ersten Blick nicht erkennbar scheinen. Vereinfacht ausgedrückt, soll auf das Hinterfragen dieser Inhalte, deren Richtigkeit und Intentionen, aufmerksam gemacht werden.
Ihr seht die Texte also als Transportmittel für sinn- und gehaltvolle Mitteilungen oder Anregungen an den Empfänger. Ist das ein Anspruch an euch selbst oder einfach notwendiger Ausdruck?
Also über alle Texte des Albums könnte ich das nicht sagen. Teilweise stelle ich schon den Anspruch an mich, ein gewisses Statement mit einem Text abzugeben, aber andere Texte sind eher persönlich, und zu plakativ sollte es ohnehin nicht sein. Durch Metaphern ist es oft sicherlich nicht ganz einfach sofort zu verstehen, was genau angesprochen wird. Aber das ist dann der Interpretationsrahmen, in dem sich der Zuhörer bewegen kann.
In Deutschland bekommt man wenig mit von dem, was sich in Österreich so tut. Erzähl uns doch mal ein wenig über die Beschaffenheit der alternativen Musiklandschaft bei euch.
Es gibt hier tatsächlich eine kleine, aber aktive Punk/HC Szene, also Menschen, die Shows veranstalten und/oder kleine Labels und Mailorder betreiben. Bandmäßig sollte man auf jeden Fall ASTPAI und RENTOKILL erwähnen, die mit uns Teil des Neustadtpunk-Netzwerkes sind, sowie unsere Labelkollegen THE PLAGUE MASS und WORLDS BETWEEN US. Und EVERTON natürlich, für die ruhigeren Momente. Das ist aber sicherlich nur ein Bruchteil des Spektrums an guter Musik aus Österreich. Müsst ihr einfach mal rüberhören ...
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #76 Februar/März 2008 und Konstantin Hanke
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Robert Buchmann
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #72 Juni/Juli 2007 und Konstantin Hanke