DENNIS MÜLLER, KMPFSPRT

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Social Media (Teil 1)

In dieser Rubrik befragen wir Menschen aus der Szene zu ihrer Nutzung von (nicht nur) sozialen Medien. Die bestimmen unser aller Leben, aber es wird erstaunlich wenig darüber geredet, wer was wie nutzt. Den Anfang macht Dennis Müller von KMPFSPRT, der parallel dazu auch Chefredakteur des Fuze ist.

Bitte verrate uns, welche Social-Media-Plattformen du privat und geschäftlich nutzt, in welchem täglichen zeitlichen Umfang, und warum diese und warum jene kaum oder nicht.

Es gibt bei mir einige Überschneidungen, was die private und geschäftliche Nutzung von Social Media angeht, so klar kann ich das gar nicht trennen. Es kommt auch immer darauf an, wie aktiv ich gerade bin. Manchmal packt es mich und ich erstelle relativ viel Content für den geschäftlichen Account, dann wieder nerven mich Social Media nur noch und ich poste deutlich weniger. Bei KMPFSPRT haben wir uns drauf geeinigt, nur etwas zu posten, wenn es auch was Neues gibt, und die Leute nicht vollzuspammen. Beim Fuze sieht das natürlich ein wenig anders aus, weil der ganze Musikbetrieb ja immer weiterläuft und eigentlich nur zum Jahresende mal kurz zum Stehen kommt. Hauptsächlich nutze ich da Instagram, Facebook ist damit eigentlich nur verbunden und spiegelt den gleichen Content wider. Threads nutze ich auch ein wenig, und privat schaue ich auch immer mal bei Reddit rein. Meine Kollegin Isa hat sich noch des TikTok-Kanals vom Fuze angenommen und bespielt diesen regelmäßig. Da gehen schon täglich immer ein oder zwei Stunden für drauf, wobei man da auch immer mehr machen könnte. Privat versacke ich schon mal bei Instagram und doomscrolle mich durch seltsamen Content, weswegen ich auch schon mal die App vom Handy gelöscht habe. Aber leider ist das natürlich Teil des Jobs und so verbringe ich deutlich zu viel Zeit mit Social-Media-Apps.

Welche Quellen nutzt du, um dich musikalisch zu informieren?
Tatsächlich bin ich da noch relativ oldschool unterwegs und habe einige Newsletter abonniert. Auch folge ich dem einen oder anderen offiziellen Account bei YouTube, Influencern weniger, da ich das Gefühl habe, dass es da weniger um das Entdecken neuer Musik geht, sondern eher darum, mit den immer gleichen großen Bands und Aufregern Reichweite zu erzeugen. Zu Beginn mochte ich auch den YouTube-Kanal von Finn McKenty, aber da gab es irgendwann weniger Musik und mehr Marketing. Außerdem folge ich allen relevanten Magazinen aus dem für mich interessanten Bereich, einfach um zu sehen, was los ist und wie andere Medien ihre News bei Social Media verbreiten, also so was wie Metalsucks, Lambgoat, Kerrang! und ähnliche. Wichtiger für mich selbst sind natürlich die privaten Profile von Freunden und Bekannten, mit denen man den direkten Austausch pflegen kann. Von einer Vier-Stunden-Fahrt auf Tour nehme ich mehr Film- und Musiktipps mit als von einer Woche auf Instagram. Außerdem suche ich immer gerne nach Playlisten aus anderen Ländern, denen man sonst nicht so über den Weg läuft, also zum Beispiel „Korean Hardcore“ oder „Japanese Punk Rock“. Da muss man manchmal ein wenig graben und das sind dann Playlisten von irgendwelchen Leuten, die teilweise kaum Follower haben, aber da kann man oft echte Schätze und neue Blickwinkel finden.

... und welche für politische und gesellschaftliche Themen?
Hier habe ich irgendwann hart aussortiert. Ich habe nur noch die Tagesschau-App auf dem Handy und bei Social Media folge ich noch der taz sowie unserer lokalen Tageszeitung. Bei manchen Themen, die mich wirklich interessieren, lese ich auf anderen Seiten wie Spiegel oder Heise noch mal nach, aber ich habe mich entschieden, mich nicht mehr der Dauerbeschallung von Push-Nachrichten auszusetzen.

Und wie sieht es mit Printmedien aus?
Da muss ich gestehen, dass ich außer dem Ox nicht wirklich mehr was lese. Ich hatte mal die eine oder andere Tages- oder Wochenzeitung im Abo, aber meist sind die ungelesen im Müll gelandet, was ich auch eher schade fand. Zumal ich meist alles für mich Interessante schon online gelesen habe, da ist das Internet einfach schneller. Allerdings gibt es auch Ausnahmen, ich kann mit dem E-Reader nichts anfangen, ein Buch oder Comics werde ich immer in gedruckter Form lesen wollen. Außerdem bin ich ein Fan von Bild- und Fotobänden, die dürfen gern auch mal 20 Kilo wiegen. Es ist einfach etwas anderes, sich ein paar Bilder im Instagram-Feed oder eben als großformatiges Buch anzusehen.

Welches Nutzungsverhalten hast du bei dir selbst beobachtet über die Jahre?
Ich bin ja noch mit MySpace und Emopunk.net aufgewachsen, und ich musste auch schon mal zu etwas drastischeren Maßnahmen greifen und habe, wie eben erwähnt, schon mal meinen privaten Instagram-Account gelöscht. Insgesamt ist mein Medienkonsum bei Social Media mittlerweile schon relativ hoch und wenn ich dadurch nicht mit Freunden, die ich sonst alle paar Jahre mal sehe, in Kontakt bleiben könnte, hätte ich mich wahrscheinlich längst wieder abgemeldet. Ich sehe mein Nutzungsverhalten da durchaus kritisch, es könnte und sollte durchaus geringer sein. Ich habe auch eine Zeitlimit auf meinem Handy eingerichtet, das ich aber regelmäßig überschreite.

Deine Prognose: Wohin geht die Reise in Sachen Informationsquellen?
Das Thema hier muss wohl Medienkompetenz sein, gerade jetzt, da KI richtig Fahrt aufnimmt. Große Reichweiten werden für Medienhäuser wohl immer wichtiger werden und es wird schwieriger werden, Fake News als solche zu identifizieren. Ich mache mir da schon große Sorgen wegen Propaganda und Menschen, die sich in Kreisen bewegen, durch die sie gar nicht mehr in der Lage sind, sich aus den Fängen der Verschwörungserzählungen zu befreien.

Zum Schluss: Wo vertrödelst du gerne deine Onlinezeit ganz sinnfrei und rein zum Spaß?
Da sitze ich am liebsten vor der Playstation und zocke. Einfach weil ich dabei gut abschalten kann und nicht wie am Handy oder Rechner von ständigen Benachrichtigungen abgelenkt und rausgerissen werde. Außerdem spiele ich auch mit meiner Tochter immer mal wieder Videospiele, was für uns einfach eine wundervolle gemeinsame Qualitytime ist.