DEATH OR GLORY & BLACK FRIDAY 29

Foto

Double Impact

Warum ein Doppelinterview? Warum nicht jeweils ein Interview mit einer der Bands? Ganz einfach, beide Bands kommen aus dem Ruhrpott und überschneiden sich von der Besetzung so stark, dass es sich einfach anbot. Deswegen habe ich mich auf der letzten Show ihrer Europa-Tour, mit den beiden Sängern Witti (DOG) und Björn (BF29) in einen ziemlich verdreckten Raum im AZ Mülheim verzogen, um mehr über die momentanen Old-School-Hardcore-Hoffnungen Deutschlands zu erfahren...

Am besten erzählt ihr erst mal, wie das mit den beiden Bands zustande gekommen ist bzw. was die Motivation dafür war.


Witti: Wir waren auf dem Rückweg von einer Show und haben darüber geredet, dass sich die meisten guten Bands aufgelöst haben und es so Bands wie EYEBALL oder MAINSTRIKE gar nicht mehr gibt. Also haben wir gesagt: ‚Proben wir morgen doch einfach mal’, und haben dann letztes Jahr im Sommer einfach mal aus Langeweile angefangen.
Björn: Bei BLACK FRIDAY 29 war es so, dass HOMERUN, die alte Band von Pete und mir, sich aufgelöst hatte, und wir irgendwie doch noch weiter Musik machen wollten. Wir haben dann zuerst mit vier Leuten geprobt, zwischenzeitlich eine kurze Pause eingelegt, und dann mit fünf Leuten im Herbst letzten Jahres richtig angefangen.

Gab es zu dieser Zeit irgendwelche Besetzungswechsel in den Bands?


Witti: Das erste Line-Up von DEATH OR GLORY bestand aus mir am Gesang, Jan am Schlagzeug, Pete an der Gitarre und Fink am Bass. Jan hatte aber nicht die nötigen Fähigkeiten am Schlagzeug, also haben wir uns Dennis von BLACK FRIDAY 29 dazu geholt, und Jan hat vom Schlagzeug zum Bass gewechselt. Fink ging vom Bass an die zweite Gitarre. Nachdem Fink einen schweren Autounfall hatte, konnte er erstmal nicht spielen, und deshalb hilft uns seitdem der andere Dennis von BLACK FRIDAY 29 an der Gitarre aus.
Björn: Der hat also nur Leute von uns für seine Band geklaut. Bei uns sah es anfangs so aus: Fink an der Gitarre, Dennis, der jetzt auch bei DEATH OR GLORY spielt, am Bass. Der andere Dennis war von vornherein bei uns am Schlagzeug, Sven an der Gitarre und ich am Gesang. Und seitdem Fink den Autounfall hatte, ist Pete an der Gitarre jetzt fest bei uns, weil Fink meint, dass er zu lange braucht, um die Songs wieder reinzukriegen. Er hält sich erst mal bei uns im Hintergrund und macht alles, was sonst noch wichtig ist bei der Band.

Die Bands überschneiden sich ja ziemlich. Man könnte glatt meinen, es sei nur eine Band mit zwei verschiedenen Sängern. Was unterscheidet die beiden Bands letztendlich?

Witti: In erster Linie unterscheiden sich beide Bands erstmal durch ihre Musik. Beide sind Hardcorebands, doch unterscheiden sie sich sehr durch ihre Texte und deren Struktur. DEATH OR GLORY behandeln mehr die alltäglichen Dinge des Lebens, während BLACK FRIDAY 29 rein aus Vegetariern besteht und sich aus diesem Backround heraus mit spezielleren Themen beschäftigt.

Meint ihr, dass ihr eure Demos und Singles nur so schnell rausbringen konntet, weil ihr die ganzen Leute kennt, oder weil ihr es verdient habt?

Witti: Wir haben das Demo rausgebracht, nachdem wir schon ein halbes Jahr geprobt hatten, und da gab es dann einen großen Hype durch unsere Freunde und irgendwelche Internet-Messageboards. Das Ganze hat sich aber schon wieder gelegt. Beide Bands sind gut, also haben wir es insofern schon verdient, ein Demo und eine 7“ rauszubringen.
Björn: Ich glaube gar nicht, dass das Demo so früh kam. Wir hatten uns bei beiden Bands überlegt, erst ein Demo rauszubringen und dann Shows zu spielen. Wir hätten damals mit beiden Bands schon eine 7“ machen können, aber das Demo haben wir trotzdem zuerst gemacht. Beide Bands gibt’s zwar noch nicht solange, und die Singles kamen recht früh, aber ich denke nicht, dass das jetzt irgendwie negativ ist.

Habt ihr auch das Gefühl, dass sich jetzt die Szene hier irgendwie verändert hat, also, dass die Leute, die früher nur irgendwelchen „Bollo-Core“ gehört haben, jetzt plötzlich nur noch Old School hören, oder meint ihr, dass das ein genereller Trend im Hardcore ist?

Witti: Wir hatten ja schon Ende der Neunziger einen ziemlich großen Old School-Trend, als Bands wie TEN YARD FIGHT, HANDS TIED oder ENSIGN ständig auf Tour waren, und da hat es hier eine viel größere Szene gegeben. Jeder hat Old School gehört und war Straight Edge. Das hat sich dann so um 1999 bis 2001 dahin gehend verändert, dass viele Leute aufgehört haben, Straight Edge zu sein und nur noch so Bollo-Bands gehört haben. Jetzt, dadurch, dass es wieder viele gute Bands in Europa gibt, fangen die Leute auch wieder an, mehr Old School zu hören. Das ist ja auch eine normale Sache, und es ist nicht so, dass wir jetzt nur die totalen Old School-Typen sind und nichts anderes hören. Ich find das immer blöd, Musik von irgendwelchen Trends abhängig zu machen.
Björn: Eigentlich ist es ja so, dass viele Leute erst 2000 dazu gekommen sind, wo Bands wie COPYKILL oder DRIFT hier bis 2002 groß waren, und die Leute jetzt einfach offener geworden sind, und auch andere Richtungen von Hardcore, z.B. mehr Old School hören, was ja nicht unbedingt ein Trend ist. Und es scheint ja im Moment doch ganz gut zu sein, weil halt doch wieder ein paar Leute zu den Shows kommen.

Ihr wart ja gerade auf Mini-Europa-Tour. Wie ist es denn dazu gekommen und wie ist die gelaufen?

Witti: Keine Ahnung, wer die Idee hatte, aber es ist einfach aus Spaß dazu gekommen. Wir wollten einfach nur ’ne gute Zeit haben und irgendwelche Shows spielen, egal wie groß, ob gut oder schlecht. Außerdem war es ganz gut, um unsere 7“ zu promoten. Die Tour ist insofern schlecht gelaufen, dass, obwohl zweieinhalb Wochen Tour geplant waren, wir nur die erste Woche spielen konnten, weil uns zwei Tage vor Tourbeginn sämtliche Shows in Südeuropa abgesagt wurden. In Portugal, Spanien, und Italien mussten wir selbst absagen, weil die Kosten zu hoch gewesen wären. Insgesamt ist die Tour dadurch kürzer geworden und wir haben eine Menge Geld verloren.
Björn: Genauso sieht es aus! Eigentlich wollten wir unsere Sachen promoten. Da wir noch keinen Namen hatten, sollten uns die Leute mal kennen lernen und uns live anchecken. Eigentlich war die Tour auch so gar nicht schlecht, weil wir eine Menge Spaß hatten und einige gute Shows.

Was war für die jeweilige Band der größte Einfluss auf den Sound?

Witti: Für DEATH OR GLORY definitiv alte Hardcore-Bands aus Boston und New York. Ich würde jetzt keine bestimmten Bands als direkten Einfluss nennen, aber wenn man uns hört, sieht man definitiv schon Einflüsse von Hardcore-Bands von Anfang der Achtziger.
Björn: Bei uns sind das eher modernere Old School-Bands, so ab 1996, bis zu Bands wie RIGHT BRIGADE, und auch frühere Sachen. Aber wir schreiben einfach Musik, wie wir sie haben wollen, und haben jetzt nicht Wert darauf gelegt, ähnlich wie eine bestimmte Band zu klingen, sondern das ist einfach daraus entstanden, dass unsere Gitarristen zur Zeit viel so Kram hören.

Meint ihr, dass ihr ohne Internet, so schnell Leute zu euren Shows bekommen hättet?

Witti: Bei DEATH OR GLORY auf gar keinen Fall. Wir hatten so einen krassen Internet-Hype, dass auf unserer ersten Show 300 Leute nur wegen irgendwelchen Internet-Geschichten da waren. Aber das war klar, dass das nur so ein kurzer Hype war, und dass das ganz schnell nachlässt, was aber wohl normal ist.
Björn: Ich glaube, dass ohne Internet eh nichts mehr läuft. Es hat uns auf jeden Fall geholfen und die Tour, die wir jetzt gemacht haben, haben wir nur per E-mail geregelt. Ich glaube, heutzutage läuft im Hardcore-Sektor eh nichts mehr ohne Internet, das ist schon ein sehr wichtiges Medium geworden.

Was habt ihr denn anfangs mehr gemacht, geprobt oder gefressen?

Witti: Die anfänglichen Proben verliefen so, dass wir uns getroffen haben, fünf Minuten im Proberaum gestanden haben, und dann Hunger bekommen haben und in die Stadt was fressen gegangen sind. Also von anderthalb Stunden ist eine für Fressen draufgegangen.
Björn: Das ist aber nur bei den dicken Jungs von DEATH OR GLORY so! Der Pete war ja anfangs gar nicht bei uns – bei uns in der Band sind eigentlich nur Hungerhaken.
Witti: Frag mal was Politisches.

Sind DEATH OR GLORY eine Nazi-Band?

Witti: Erstmal weiß ich nicht, warum man den Namen DEATH OR GLORY mit einer Nazi-Band assoziiert. Auf jeden Fall sind wir keine Nazis, um das mal klarzustellen, auch wenn das viele Leute denken. Wir erzählen halt gerne Scheiße und denken über viele Sachen anders als Andere, aber ich würde uns definitiv nicht als Nazis bezeichnen.

Vor kurzem hat zu mir ein Ami in einer E-mail gemeint, er hätte einen Song von euch gehört, und der dachte, es würde darum gehen, Frauen zu vergewaltigen. Meinst du, dass ihr irgendwie missverstanden werdet, weil die Leute nur eine Zeile hören, und dann direkt irgendwas verurteilen.

Björn: Es gibt viele Typen, die viel zu viel, viel zu Ernst nehmen.
Witti: Ich denke schon, dass einige Leute über uns urteilen, ohne uns zu kennen oder jemals mit uns gesprochen zu haben. Die urteilen dann einfach darüber, was auf irgendwelchen Messageboards steht, lesen vielleicht eine Textzeile und übertreiben dann ein bisschen. Den Song mit der Textzeile ‚Dead chicks don’t tell lies’ spielen wir auch gar nicht mehr, den haben wir nur auf unserer ersten Show gespielt. Es ist auf jeden Fall so, dass viele Leute mit ihrem eigenen Leben nicht mehr klar kommen, und sich nur noch darüber Gedanken machen, was andere sagen und machen, und sich selbst durch irgendwelche besonderen Lebensweisheiten oder Lebensstile besser fühlen, und Leute danach beurteilen, was sie essen und so’n Scheiß. Die sollen mal alle aufwachen!

Das war doch ein gutes Schlusswort. Wollt ihr noch irgendwas loswerden?

Björn: Es gibt so viele gute europäische Bands im Moment, da muss man nicht mehr nach Amiland gucken. Auf Crucial Response sind jetzt viele gute Bands, und auch sonst in Europa. Man muss hier mal die Szene stärken.
Witti: Ich muss auf jeden Fall mal ein paar Leuten danken. Dem Peter, weil der unsere 7“ rausgebracht hat und dem Basti, weil der uns immer voll supportet. Den Leuten von BLACK FRIDAY 29, allen anderen Crucial-Bands und denen, die mit uns sonst gespielt haben.