DEAD KENNEDYS - East Bay Ray

It's a holiday in... Gerichtssaal

DEAD KENNEDYS vs. DEAD KENNEDYS (1)

Jello Biafra war bekanntermaßen Frontmann der US-Punklegende DEAD KENNEDYS. Seit deren Auflösung 1986 hat er sich vor allem um sein Label Alternative Tentacles gekuemmert, betrat aber auch immer wieder die Buehne bzw. ein Studio, sei's fuer einen Spoken Word-Auftritt, sei's mit seinen vielfaeltigen Projekten wie LARD oder THE NO WTO BAND oder Gastauftritte bei NO MEANS NO.
Seit geraumer Zeit jedoch hat Biafra auch eine Menge Ärger: seine einstigen Bandkollegen East Bay Ray (Gitarre), Klaus Flouride (Bass) und D.H. Peligro (Drums) brachten den Mann, den viele bis heute als eine Art graue Eminenz der weltweiten Punkszene betrachten, vor Gericht. Ihr Vorwurf: er habe sie bei den Abrechnungen der Einnahmen aus dem Verkauf der DK-Platten, die bis vor kurzem von Alternative Tentacles vertrieben wurden, beschissen.


Ein Geschworenengericht in San Francisco sah dies nach Prüfung der Fakten auch so, verurteilte Biafra zu Anfang des Jahres zu Schadensersatz - und doch scheint die Angelegenheit damit nicht aus der Welt zu sein, denn Biafra hat Berufung eingelegt und wäre zudem, hätte das Urteil Bestand, sowohl privat wie mit seinem Label in einer prekären finanziellen Situation, sowohl was die Schadensersatzzahlungen anbelangt wie auch die schon jetzt fehlenden Umsätze aus dem Verkauf der DK-Platten.

Die wiederum sind seit einigen Wochen wieder erhältlich, in Europa über den englischen Vertrieb Plastic Head, der diese - unter anderem auch im Ox - beworben hat. Da wir im Ox über diese ganze Angelegenheit bereits mehrfach berichtet hatten und ich persönlich eine ganze Menge von Biafra und seinem Label halte, gleichzeitig aber auch ein sehr deutliches Gerichtsurteil existiert, dachte ich mir, es wäre nur fair, beiden Seiten gleichermaßen Raum zu bieten, ihre Positionen darzulegen.

Anmerken muss ich dazu, dass ich mich nach diesen Gesprächen nicht in der Lage sehe, für mich selbst ein eindeutiges Urteil zu fällen. Ich denke, sowohl Biafra wie auch die drei anderen DKs haben Fehler gemacht und hätten besser daran getan, ihre Streitigkeiten irgendwie aussergerichtlich beizulegen, anstatt mit einem Prozess das Bild abzugeben, als seien die DEAD KENNEDYS letzten Endes doch nur eine weitere Rockband gewesen, deren Mitglieder nach der Auflösung aus Geldgier nur noch via Anwalt miteinander verkehren. Damit nämlich treten sie die Punk-Ideale, mit denen sie immer in Verbindung gebracht werden bzw. wurden, erst recht mit Füßen.

EAST BAY RAY

Was hast du die letzten paar Jahre so gemacht?

Ich habe in einer Band mit Pearl Harbour gespielt, wir hatten auch eine CD, aber das Label machte pleite. Außerdem spielte ich bei FRENCHY, das war so eine Lounge/Exotica-Band, die eine Platte auf Dionysus hatte. Derzeit bin ich bei THE KILLER SMILES, wir haben bislang aber nur ein Demo aufgenommen und die Musik wuerde ich als Nick Cave meets Ziggy Stardust beschreiben.

Dein Name ist mir aber auch schon als Produzent aufgefallen.

Ja, ich habe in den letzten Jahren verschiedene Platten produziert, gemixt und gemastert. Zum Beispiel die OOZZIES oder CELL BLOCK 5, beide auf Industrial Strength Records.

Und dann, denke ich mal, hat dich der Prozess gegen Biafra wohl die letzten Jahre auf Trab gehalten.

Oh ja, das hat viel Zeit gekostet, es war eine sehr unangenehme Erfahrung und ich empfehle sowas niemandem. Schade, dass es so weit kommen musste.

Dieses Interview ist dazu da, diese Angelegenheit den Leuten da draußen etwas klarer darzustellen, deshalb die Gegenüberstellung der Interviews mit dir und Biafra.

Ja, aber ich muss dazu gleich klarstellen, dass das, was Biafra zu dem Thema zu sagen hatte und was ich zu sagen hatte im Gerichtsverfahren zur Sprache gebracht wurde und dass die Jury geurteilt hat, dass das, was Biafra gesagt hat, unwahr und falsch war. Du musst bedenken, dass manche Sache, die Biafra sagt, schon an Verleumdung grenzen und du deshalb aufpassen solltest, was du druckst. Du musst die Fakten prüfen.

Was schwer fällt, denn es gibt ja wohl zwei - oder sogar noch mehr - Versionen der ganzen Angelegenheit.

Das sehe ich anders: Die Sache wurde vor einem Geschworenengericht verhandelt, mit dem Urteil, dass wir die Wahrheit gesagt haben und er nicht. Um dir das nochmal zu erläutern: die Jury bestand aus zwölf Personen, die vorher weder die eine noch die andere Geschichte kannten. Jede Seite trägt nun ihre Version der Angelegenheit vor, und am Schluss urteilt die Jury, welche die richtige ist. Damit ist die Sache durch, und das Urteil war gegen Biafra. Und ich habe nicht vor, den Fall in Interviews mit der Presse nochmal aufzurollen. Ich möchte lieber mit dir ueber die Wiederveröffentlichung der DEAD KENNEDYS-Platten sprechen.

Welche Gefühle hattest du denn bei der Vorbereitung der Wiederveröffentlichung, wie bist du dabei vorgegangen und was für eine Absicht verbindest du damit?

Die Sachen waren seit vier Jahren in Europa nicht erhältlich, denn Biafra hat die Sache blockiert und hing als Mittelsmann, als Plattenlabel dazwischen. Aber der Prozess hat auch ergeben, dass die Band eine demokratische Gruppe ist - was sehr wohl was mit Punkrock zu tun hat und wie die Band auch angefangen hat - und so haben wir beschlossen, dass die Platten auch in Europa erhältlich sein sollten, und zwar zu einem fairen Preis. Zudem haben wir die Platten alle digital remastert, denn die Original-Analog-Tapes befinden sich in meinem Besitz. Die Platten sind nämlich seit Ende der Achtziger nie remastert worden, obwohl die Digitaltechnik seitdem viel besser geworden ist, man damit heute einen viel fetteren, smootheren Sound erreichen kann. Die Rereleases zeichnen sich also durch einen sehr warmen, fetten Sound aus. Ich habe auch extra im Mastering-Studio parallel die Vinylversionen abgespielt, um den Sound abzugleichen. Und in Ergänzung dazu haben wir beschlossen, die Liveplatte herauszubringen.

Warum ist die erst jetzt erschienen?

Weil Biafra auf dem Ding saß und sie nicht veröffentlicht hat. Das war auch Teil des Prozesses. Wir mussten eben erst vor Gericht gehen, damit die Band demokratische Entscheidungen fällen konnte. Warum die aber nicht schon längst erscheinen konnte musst du Biafra fragen. Weißt du, ich habe eine ganze Reihe DK-Livebootlegs, aber die fand ich alle nicht befriedigend, ich wusste, wir haben da bessere Aufnahmen. Und so wird wohl nächstes Jahr noch eine weitere Livescheibe erscheinen, Live at the Death Club, die noch mit unserem ersten Drummer eingespielt wurde, also ganz frühe Aufnahmen. Die Bänder müssen wir aber erst noch bearbeiten. Außerdem haben wir auch noch rund vierzig Stunden Videomaterial, das gesichtet werden muss. Klaus wird sich darum kümmern, daraus ein oder zwei Stunden gutes Material zusammenzuschneiden. Wir planen das als VHS-Video und DVD zu veröffentlichen. Dazu kommt, dass wir das alte Target-DEAD KENNEDYS-Video wiederveröffentlichen wollen, das seit rund zehn Jahren nicht mehr zu bekommen ist. Das wir das angehen können ist eben auch ein Ergebnis des Gerichtsverfahrens.

Mein Eindruck ist, dass Biafra eine sehr klare Vorstellung davon hat, wie die DEAD KENNEDYS vermarktet bzw. eben nicht vermarktet werden sollten, während die drei anderen Leute der Band das etwas anders sehen.

Ja, aber er hat eben das Label gemacht und wir konnten ihn nicht dazu bewegen irgendwas zu machen. Irgendwann hatten wir dann die Nase voll, als wir herausfanden, dass er uns Honorare aus Plattenverkäufen vorenthalten hat. Weißt du, worum der Prozess im Detail ging?

So weit ich weiß eben darum, dass Biafra nach einer Preiserhöhung des Alternative Tentacles-Vertriebs Mordam die höheren Einnahmen beim Verkauf der DEAD KENNEDYS-Platten nicht weitergereicht haben soll.

Du weißt ja mehr als die meisten Journalisten, mit denen ich gesprochen habe. Jedenfalls wurden wir schlechter bezahlt als alle anderen Künstler auf dem Label, und zudem hat Biafra sich selbst mehr pro CD ausgezahlt als den DEAD KENNEDYS, uns davon aber nichts gesagt. Jemand von Alternative Tentacles hat das der Band gesteckt und meinte, dass das Geld ja wohl allen gehören würde. Biafra war nicht bereit, ohne einen Gerichtsbeschluss zu zahlen, und so nahm die ganze Sache ihren Lauf. Wir wollten nicht, dass das vor Gericht geht, er hätte einfach nur zahlen brauchen, um es einfach zu sagen. Naja, das Gericht befand ihn des vorsätzlichen Betruges schuldig, sprich das Urteil der Jury war, Biafra sei schuldig des Betruges an seinen Bandmitgliedern. Unser Standpunkt war zudem, dass die DEAD KENNEDYS immer eine demokratische Gruppe waren, die dafür eintrat, dass die Leute selbst über ihre Zukunft entscheiden können, und Biafra war genau dazu nicht bereit. Und da wir wussten, dass wir gutes Material haben - besseres als die schlechten Bootlegs da draußen -, beschlossen wir, zum einen dafür zu sorgen, dass die Sachen in guter Qualität zu haben sind, zum anderen sicherzustellen, dass wir dafür kompensiert werden und nicht irgendein Dieb.

Eine Sache, die bei der ganzen Sache immer wieder erwähnt wurde, war die geplante Verwendung von Holidays in Cambodia für eine Levi«s-Werbung, wogegen sich Biafra vehement wehrte.

Aber deswegen kam es nicht zum Prozess. Das ist absolut falsch. Biafra brachte das auch vor und die Jury befand das auch. Außerdem war ich es, der zuerst bei dieser Werbeagentur angerufen hat und ihnen mitteilte, dass es unwahrscheinlich sei, dass wir uns auf diese Werbesache einlassen. Biafra hat den Prozess verloren, er ist verbittert deswegen und fährt jetzt gemeine Attacken gegen seine ehemaligen Bandkollegen. Das ist traurig.

Andererseits muss man sagen, dass er mit Alternative Tentacles doch ein sehr gutes Label aufgebaut hat, mit interessanten Bands, und Biafra bis heute große Achtung in der internationalen Punkszene genießt - was so weit geht, dass er, übertrieben ausgedrückt, schon so was wie die Aura eines Heiligen hat.

Naja, sowas finde ich traurig, denn eine zentrale Aussage der DEAD KENNEDYS war ja Think for yourself, question authority: sowas wie Heilige gibt es nicht. Und wenn man Leute braucht, zu denen man aufschauen kann, dann fällt mir da Martin Luther Link Jr. ein und Mahatma Gandhi. Aber blind einem Führer zu folgen ist ganz sicher nicht das, worum es bei den DEAD KENNEDYS ging. Sowas hat ja eher was von einem Kult: Think for yourself!

Wenn du mal alle negativen Gefühle außen vor lässt...

Weißt du, ich bin jetzt über die ganze Sache hinweg. Der Fall ist
beinahe abgeschlossen, ich will mich jetzt wieder anderen Dingen in meinem Leben widmen. Und Biafra koennte auch jede Menge positiver Dinge tun anstatt ständig Klaus, D.H. und mich zu attackieren.

Ich will darauf hinaus, dass Biafra mit Alternative Tentacles eben viel Gutes getan hat, das man jetzt nicht einfach mit dem Hinweis auf den verlorenen Prozess abtun kann. Ich denke da etwa an die Benefit-CD für Mumia Abu-Jamal.

Weißt du, das ganze Label wurde ja von den DEAD KENNEDYS finanziert - zu Anfang und bis in die jüngste Vergangenheit mit dem Geld, das er uns vorenthalten hat. Und das er nutzte, um sich selbst zu promoten und als Heiligen darzustellen, während er gleichzeitig Mist über uns erzählte. Es ist eine komische Situation, ehrlich, aus der man nur die Lehre ziehen kann Don«t follow leaders. Wird eine Sache wahr, nur weil Biafra sie sagt? Wer das glaubt ist doch kein Punk.

Würdest du ganz allgemein sagen, dass Biafra ein schwieriger Typ ist?

Ich denke, er hat ein Problem: er kann nicht zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Wenn du mit dem Geld deiner Freunde einen trinken gehst und die dich am nächsten Tag darauf ansprechen, ist es am schlauesten, sich zu entschuldigen und ihnen das Geld zurückzugeben. Das wäre das menschlich korrekte Verhalten. Biafra muss aber erst noch soweit kommen, dass er zugibt einen Fehler gemacht zu haben - und sich bei uns zu entschuldigen.

Wie fing das eigentlich an mit Alternative Tentacles?

Ich habe das Label gegründet. Unsere erste Platte brachte ich von meinem Wohnzimmer aus heraus, verkaufte sie aus dem Kofferraum meines Autos. Wir waren dann bei verschiedenen Labels, die aber alle wieder eingingen, und so beschlossen wir 1983 die Sache selbst in die Hand zu nehmen, wobei ich es bis ungefähr 1986 war, der sich vor allem um das Label kümmerte. Dann übergab ich die Sache an Biafra und kümmerte mich mehr um die Bandgeschäfte. Ab ungefähr 1988 verschlechterte sich dann unser Verhältnis. Ich meine, jeder hat gute und schlechte Seiten, und ich weiß, dass Biafra manche Leute wirklich gut behandelt hat, andere aber schlecht - und seine einstigen Bandkollegen sogar sehr schlecht. Ganz einfach: er hat unser Geld genommen und es uns nicht gesagt. Es ist traurig, wirklich, und ich will die Sache endlich hinter mir lassen. Ich denke, die Musik der DEAD KENNEDYS ist größer als wir vier gewöhnliche Sterbliche, sie wird bestehen und in Erinnerung bleiben. Die SEX PISTOLS haben sich untereinander verklagt, die BEATLES haben sich verklagt, doch wen interessiert das heute noch?

Du meinst also, das Erbe der DEAD KENNEDYS wird bzw. wurde durch den Prozess nicht zerstört?


Nein, und die Verkäufe gingen sogar in die Höhe. Die Band ist also größer als Biafras Heiligenschein.

Kannst du den Zahlen nennen? Wie gut verkaufen sich die DEAD KENNEDYS denn heutzutage?

Auf jeden Fall besser als damals, als wir noch zusammen waren. Anfang der Neunziger, als NIRVANA groß wurden und mit DEAD KENNEDYS-T-Shirts auftraten, steigerte das das Interesse an der Band gewaltig. Die Leute kamen dadurch wieder auf den Geschmack, sich die alten Punkbands anzuhören. Seitdem waren die Verkäufe gut, und mit dem Medienrummel um den Prozess gingen sie erneut in die Höhe. Ich meine, viele Punks hatten mich gewarnt, ich könne doch nicht Biafra verklagen, dass würde den Ruf der Band zerstören. Ich sagte dazu, die Band sei immer dafür eingetreten, für das Richtige zu kämpfen und sich nicht um die Konsequenzen zu kümmern. Und das war eben gegen Biafra vorzugehen. Gegen Biafra, der behauptet, er hätte bei den DEAD KENNEDYS fast alles alleine gemacht, der Credits für Sachen beansprucht, die Klaus oder D.H. gemacht haben.

Wie war denn die Rollenverteilung bei den DEAD KENNEDYS?

Biafra war der Frontmann, derjenige, der sich mit den Medien unterhielt.
Ich kümmerte mich um die Aufnahmen, also um die Studioarbeit, das Mischen und Produzieren sowie die geschäftlichen Angelegenheiten. Klaus war ganz klar der beste Musiker in der Band, und D.H. brachte die nötige Energie ein mit seinem Schlagzeugspiel.

Wann war denn das offizielle Ende der DEAD KENNEDYS?

Das war im Januar 1986. Wir trafen uns und fällten diese Entscheidung. Wir hatten aber noch einige Shows gebucht, also spielten wir noch bis Februar «86 und nahmen auch noch Bedtime For Democracy auf. Wir hatten die Entscheidung getroffen, aber noch niemandem davon erzählt und schlossen erst die Aufnahmen ab und spielten die zugesagten Konzerte.

Mit 15 Jahren Abstand: was machte bzw. macht die DEAD KENNEDYS zu so einer besonderen Band?

Es war die Zusammenarbeit zwischen uns vier. Jeder hatte einen eigenen, unterschiedlichen Musikgeschmack, wobei Punkrock aber schon der verbindende Faktor war. Aber wir hatten jeder einen anderen Background, und so entstand die ganz eigene Geschmacksnote der DEAD KENNEDYS. Außerdem gab jeder sein Bestes und wir hatten das Glück, dass die Leute mochten, was wir machten. Als ich jetzt die Sachen remastert habe und sie mir nochmal konzentriert angehört habe, fiel mir selbst erstaunt auf, wie gut mir das immer noch gefällt und wie einzigartig die DEAD KENNEDYS waren. Die Band und ihre Musik war immer mehr als nur die Summe der Bestandteile: zwei und zwei war bei uns fünf. Das haben wir auch vor Gericht gesagt: wir haben gemeinsam diese Band gemacht, jeder hatte daran seinen Anteil, also sollten wir auch gemeinsam darüber entscheiden, was in der Zukunft mit dem Erbe der Band geschieht. Weißt du, die Presse versteht oft einfach nicht, wieviel Arbeit in einer Band steckt, die nur versteckt im Hintergrund läuft.

Gibt es eigentlich unveröffentlichte Aufnahmen der DEAD KENNEDYS?

Nur Liveaufnahmen - und es gibt auch noch frühe Demotapes, aber ich denke nicht, dass die je veröffentlicht werden. Oder doch? Wenn, dann nicht aus musikalischen Gründen, sondern für die ganz harten Fans und Sammler. Mal sehen.

Wie kommt’s, dass die ganzen Rereleases bislang nur als CD erhältlich sind und nicht als LP?

Wir sind da gerade dran. Nach dem Urteil im Januar wollten wir erstmal die Sachen so schnell wie möglich wieder im Verkauf haben, also kamen erstmal die CD-Versionen. Aber ich kann sowieso nicht verstehen, wenn Leute so auf Vinyl versessen sind. LPs sind in Herstellung mittlerweile teurer als CDs, werden aber teurer verkauft. Und Vinyl ist zumindest hier in den USA ein Mittelklasse-Ding fuer Leute, die sich noch einen Plattenspieler leisten können. Die ganzen Punk-Kids haben diese Ghettoblaster mit CD-Player, die’s an jeder Ecke fuer 100 Dollar gibt. Und obwohl ich selbst eine große Vinylsammlung habe, weiß ich doch, dass man mit der heutigen Technik CDs so mastern kann, dass sie so gut klingen wie LPs. Dass Vinyl besser klingt als CD ist ein Vorurteil, das aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern übrig geblieben ist, als die CDs wirklich noch nicht so toll gemastert wurden. Auch bei den DK-Sachen ist das so: bisher klangen unsere Platten auf LP wesentlich besser als auf CD, während die neuen CDs jetzt besser klingen als das Vinyl. Glaub’ mir, ich habe das verglichen.

Erklär mir doch zum Schluss noch, was es mit Decay Music auf sich hat - dieser Name taucht auf den DEAD KENNEDYS-Platten immer auf.

Das ist seit 20 Jahren die Firma, die die geschäftlichen Interessen der DEAD KENNEDYS wahrnimmt, bestehend aus Jello Biafra, Klaus Flouride, D.H. Peligro und mir. Für die Neuauflagen der Platten ist das auch das Label, nur wir vier, und Plastic Head in England übernimmt für uns nur die Herstellung, den Vertrieb und die Anzeigenschaltung.

In den USA sind die neuen CDs bislang noch nicht erhältlich, und angeblich hat Alternative Tentacles auch Labels und Vertriebe, die das machen wollten, darum gebeten es zu unterlassen.

Das ist so, ja, aber wir sprechen derzeit mit verschiedenen Labels. Ich weiß aber von Brett von Epitaph und von Fat Mike bei Fat Wreck, dass sie von Alternative Tentacles in dieser Angelegenheit angerufen und bedroht wurden. Ebenso Mordam, der große Vertrieb, der auch Alternative Tentacles vertreibt. Das ist alles schade, das hat nichts mit dem zu tun, was Punkrock sein sollte. Aber so ist das eben, Macht korrumpiert.

Ray, ich danke dir für das Interview.