Seit Jahren schätze ich DAS KLOWN aus Los Angeles als eigenständige, arschtretende Punk/Hardcore-Band. Im Herbst ist die Band von AJ erstmals in Europa auf Tour - zur Einstimmung hier ein kurzes Interview.
Euer Name klingt irgendwie ziemlich germanisch - und er erinnert mich an DIE KREUZEN und DAS DAMEN.
Der Name ist eine Kombination von zwei Dingen: das eine ist der Film ,Das Boot' , das andere vom Spitznamen unseres damaligen Hauses, das wir ,Club Klown' nannten. Das war Wohnung, Partyort und Proberaum zugleich. Irgendeine bestimmte Bedeutung hat das aber nicht, aber der Name sieht gut aus, wenn man ihn an Häuserwände sprüht, und da ich bei unserem ersten Auftritt mit einer roten Clown-Nase auf der Bühne stand, blieben wir dabei.
Das mit der roten Clown-Nase erinnert mich etwas an die DICKIES.
Witzig, dass du die erwähnst: mit denen spielten wir vor Jahren eines unserer ersten Konzerte, bei irgendwem im Garten. Die Jungs waren alle sehr nett, die sind immer noch eine coole Band.
Erzähl mal, wie ging das damals los.
Meine Freunde und ich hatten jahrelang darüber geredet, mal eine Band zu gründen, aber irgendwie haben wir das nie auf die Reihe gekriegt. Ein festes Line-up gibt´s nicht: die Band besteht aus mir und wer immer gerade Lust darauf hat. Anfangs habe ich die meisten Songs und Texte geschrieben, aber in letzter Zeit machen das alle zusammen - und ich denke, wir werden immer besser. Das Schwierigste war in all den Jahren immer, die Band am Laufen zu halten: die Leute gehen ihren eigenen Weg, haben keinen Bock mehr, verlieben sich, kriegen Kinder, müssen in den Knast, und so weiter. Ich habe aber trotzdem noch nicht die Schnauze voll und mache einfach weiter.
Warum?
In den späten Achtzigern war Punk in L.A. so gut wie tot. Die meisten grossen, guten Bands hatten sich aufgelöst, und es schien, als ob es nur eine Handvoll von uns Punks Punk noch wirklich lebten. ´89 hatten ein Freund und ich dann die Schnauze voll, liessen das Saufen bleiben und taten endlich was gegen die Langeweile. Seitdem spielte eine ganze Reihe von Leuten bei DAS KLOWN, fünf Jahre lang etwa Kevin von den FIXTURES, Rikk Agnew von den ADOLESCENTS, Lantz von DETOX oder Reggie von SECRET HATE.
Ich denke, heute sind wir besser als je zuvor, haben ein neues Album namens ,Antidote' aufgenommen - und kommen bald nach Europa. Und bis dahin haben wir hoffentlich die aktuellste Besetzungskrise gelöst, denn Nates Vater hat mir angedroht, mich wegen Kidnapping anzuzeigen, wenn Nate mit uns nach Europa fliegt..."
Wie ist L.A. denn derzeit so, gerade die Punkszene?
Au Mann, so abgefuckt wie immer. L.A. ist dreckig, überbevölkert und voll von Möchtegern-Rockstars. Wir versuchen deshalb so underground wie möglich zu bleiben, und Dank der Hilfe von all jenen Leuten, die ich in den letzten Jahren angepisst habe, schaffen wir das auch problemlos, hehehe. Aber was soll´s, es hat Spass gemacht - es ist wie in Disneyland mit einem U-Boot durch ein Meer von Müll zu fahren!
In all den Jahren wart ihr auf den unterschiedlichsten Labels, etwa auf Triple X, Posh Boy und Know Records.
Wir nehmen jedes Angebot freudig an, das halbwegs vernünftig klingt. Und wenn wir eine Erfahrung gemacht haben, dann die, dass es da draussen jede Menge Wixer gibt, die dich ausnützen wollen, die Band alles selber machen lassen und dann die ganze Kohle einschieben. Der übelste von allen ist in dieser Hinsicht Robbie Fields von Posh Boy - jede miese Story über den Kerl ist wahr. Das war der übelste Kerl, mit dem ich je zu tun hatte - ich wünsche ihm, dass er bald an einen Herzinfarkt oder wegen mir auch Autounfall draufgeht. Das letzte, was ich von ihm hörte, war, dass er sich in Brasilien oder so versteckt. Deshalb: kauft alle unsere Platten, nur die nicht. Know Records dagegen ist ein cooles Label - gäbe es Leute wie Albert nicht, wäre wohl auch aus dieser Europatour demnächst nichts geworden. Ehrlich gesagt kann ich immer noch nicht glauben, dass wir das nach all den Jahren auf die Reihe kriegen.
"A sure winner among the skate/mosh crowd" - so wurdet ihr im Info zum Album auf Triple X beschrieben. Stimmt das?!? Und wenn nicht, was für Leute zieht ihr dann?
Dieses Info war damals ziemlich lächerlich. Ich habe keine Ahnung, wie dazu kamen, sowas zu behaupten. Ich finde nämlich, dass man unser Publikum nicht so pauschal beschreiben kann. Mittlerweile läuft´s für uns nämlich auch ganz gut, wir kriegen jede Menge Post. Und weisst du, bei all den Angriffen und dem ständigen Szenekleinkrieg, da ist es schon was wert, von ein paar Leuten positives Feedback zu bekommen. Die Szene hier ist nämlich ganz gross darin, dich wegen irgendwelcher lächerlicher Vorwürfe - einer sagt, du seist ein Poser und alle glauben es - auseinanderzunehmen.
Ihr geht demnächst auf Europatour - eigentlich ziemlich spät, so lange wie ihr schon dabei seid.
Ja, wir kommen - endlich! Ich weiss auch nicht, wie all diese neuen Bands, die gerade mal ein Jahr dabei sind, es immer schaffen, in Europa zu touren, noch bevor sie hier überhaupt mal richtig auf Tour waren. Und dann kommen sie zurück, finden sich supertoll, kriechen Arsch und versuchen gross rauszukommen - ich habe das schon so oft mit angesehen, aber es erstaunt mich immer wieder. Aber das Schicksal geht eben seltsame Wege, die ich wohl nie verstehen werde. Wir wollen mit der Tour so viel Spass wie möglich haben, mal was anderes sehen und vor allem viel Lärm veranstalten - und mit viel Glück überleben wir das auch noch, hehehe.
Ihr habt immer recht cooles Artwork - von wem stammt das?
Wir haben glücklicherweise ein paar Freunde, die ganz gut zeichnen können. Ich überlege mir dann was und lasse das umsetzen. Für mich ist das Artwork einer Platte genauso wichtig wie die Musik.
Apropos Musik: ihr spielt eine heute schon wieder relativ seltene Mischung aus Punkrock und Hardcore und habt nichts mit dem typischen SoCal-Punk am Hut.
Das ist halt der Sound, mit dem ich gross geworden bin, zu einer Zeit, als fast jede Band noch einen eigenen Sound hatte. Was Eigenes zu machen, darauf kommt´s doch an, und ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die Kids heute das auch irgendwann kapieren.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #32 III 1998 und Joachim Hiller
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© by Ox-Fanzine - Ausgabe #30 I 1998 und Joachim Hiller