DAMIEN DONE

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Mann wird Meer

Damien Moyal kennt man von AS FRIENDS RUST, und da die in den letzten Jahren nicht sehr aktiv waren, war und ist er als Musiker mit Bands wie SHAI HULUD, CULTURE und MORNING AGAIN unterwegs. Und es gibt noch sein „alter ego“ Damien Done, ein Mann und seine Gitarre, und als solcher hat er eben die LP/7“-Kombination „Stay Black“ veröffentlicht. Ich wollte mehr wissen über seine Texte.

I’m 73% of the planet, but damn it, I just cannot get back to where I belong“ (aus „Dude becomes sea“).

In diesem Song beschließen die Sklaven eines Sklavenschiffs, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen, indem sie die Kontrolle über das Schiff an sich reißen und es versenken – obwohl sie wissen, dass sie alle sterben werden. Der Geist von einem der Männer wird eins mit dem Ozean und warnt die Schiffe, die darauf segeln. Während ein Teil von ihm seinen Frieden mit dem Schicksal gemacht hat, vermisst der andere Teil sein Zuhause und all diejenigen, die er an Land zurückgelassen hat. Diese Zeile bezieht sich auf die Idee, dass er immer noch nicht völlig daheim ist oder seinen Frieden gefunden hat, obwohl er jetzt der Ozean ist und den Großteil des Planeten einnimmt.

„I kill every plant, I break everything I touch“ (aus „Here comes the plague“).

Diese Zeile ist wörtlich zu verstehen. Ich habe mich den größten Teil meines Lebens wie ein Ausgestoßener gefühlt. Und in diesem Lied geht es um ein Vielfaches dieses Gefühls, der Typ zu sein, mit dem sich niemand einlassen sollte. Es beginnt mit der Zeile „They say, here comes trouble. Here comes the plague.“, womit gleich alles klar ist. Ich wollte es aber noch überspitzen, indem ich die Vorstellung entwickelte, dass dieser Kerl alles zerstört, womit er in Kontakt gerät – sowohl Pflanzen als auch Menschen.

„Treat me like the dog I am. The dirty old dog I am.“ (aus „I want to solve the problems in your dress“).

Dieser Song ist die Geschichte eines Ehebruchs. Die Hauptfigur ist ein Mann, der darauf wartet, dass der Ehemann seiner Geliebten die Stadt verlässt. Insgeheim will er, dass der Ehemann stirbt, damit keine Hindernisse mehr zwischen ihm und seiner Geliebten stehen. Ich bin mir nicht sicher, ob sie genau dieselben Gefühle für ihn hat, aber inzwischen ist er bereit, alles zu tun, was sie möchte. Was auch immer getan werden muss, um in ihrer Nähe zu sein.

„(...) sleeping with your friend’s girlfriends is an efficient means to an end, when you’re trying to keep your world real small“ (aus „He really tried“).

„He really tried“ ist so was wie eine vorzeitige Rückschau auf mein Leben. Ich bin in dieser Geschichte gestorben und der Song thematisiert einige meiner zahlreichen Misserfolge im Leben – und verstärkt sie zugleich. Ein Versagen, von dem ich berichte, ist die Unfähigkeit, solange ich lebte, genug gute und bedeutsame Beziehungen eingegangen zu sein. Die Zeile „And sleeping with your friend’s girlfriends is an efficient means to an end, when you’re trying to keep your world real small“ handelt von der Selbstsabotage, absichtlich Beziehungen und Freundschaften zu zerstören, um sich die Leute effektiv vom Leib zu halten.

„Went looking for love, found me instead. These are the nights you’ll wish I was dead“ (aus „And now the rain“).

Wieder der gleiche Selbsthass. Im Laufe dieses Interviews wird mir immer klarer, dass das bei „Damien Done“ anscheinend oft vorkommt.

... und was in aller Welt ist aus AS FRIENDS RUST geworden?

AS FRIENDS RUST haben sich 2002 aufgelöst, aber in den letzten Jahren gab es sporadische Reunion-Shows und -Touren. Im Jahre 2008 spielten wir in Gainesville, Florida, unsere Heimatstadt, und dann eine Woche lang in Europa. 2014 gab es eine kurze Japantour und 2015 hatten wir eine Show in Brooklyn, New York, gefolgt vom Groezrock-Festival in Belgien. Außerdem sind wir letztes Jahr auch erneut bei The Fest in Gainesville, Florida aufgetreten. Wir hoffen, auch 2017 wieder ein bisschen was zu machen.

Warum Damien Done, warum nicht Damien Moyal?

Ich habe Damien Moyal in Erwägung gezogen, aber es fühlte sich falsch an, so als ob ich implizieren würde, dass mein Name etwas bedeutet. Das Projekt hieß ursprünglich „Rubbers“, aber das war etwas zu doof. Ich dachte etwas nach und kam zu einem Kompromiss ... Meinen Vornamen zu nutzen, ist effektiv, um zu vermitteln, dass das hier in der Tat ein Soloprojekt ist, aber die Verwendung eines fiktiven Nachnamens befreit mich von der Gehemmtheit, die ich bei meinem echten Namen verspüre. Außerdem passt es gut zu der trostlosen Natur vieler meiner Songs. „Done“, so wie „erledigt“.

Mir gefällt das Coverartwork mit den Frauen mit Spitzentüchern vor dem Gesicht. Gibt es eine Geschichte dazu?

Das sind Fotografien von Alison Brady, einer Künstlerin aus New York, deren Werke ich schon seit einer Weile bewundere. Die Serie heißt „Sincerely Yours“, „Mit freundlichen Grüßen“. Wir hatten bereits vor vielen Jahren mal über die Verwendung ihrer Fotos gesprochen, aber der Release platzte und Damien Done geriet ziemlich in Vergessenheit, bis Marcel von meinem Label Demons Run Amok mich im letzten Jahr bezüglich einer Veröffentlichung kontaktierte. Als es dann soweit war, musste ich mir Gedanken über das Artwork machen und erinnerte mich erneut an die Fotos von Alison. Mir gefiel die Idee, durch das Cover eine Verbindung herzustellen zwischen der 12“ und der 7“, also sind auf beiden jetzt Fotos derselben Serie zu sehen, bei beiden wurden ein ähnlicher Ausschnitt gewählt. Alisons Werk ist einfach wunderbar bizarr, surreal, schön und ehrlich und jeder sollte es sich mal anschauen.