CROSSFAITH

Foto© by Thomas Eger

Let your soul sing

Ich hatte das Vergnügen, mit Kenta Koie, dem Sänger von CROSSFAITH, über das neueste Album „Ark“ zu sprechen. Dabei gewährt er spannende Einblicke in den Aufnahmeprozess, teilt persönliche Anekdoten und erzählt, wie es gelingt, nach fast zwanzig Jahren Bandgeschichte immer noch frische und interessante Musik zu schaffen. Kenta spricht über die Bedeutung der Umgebung beim Komponieren, die Herausforderungen und Freuden des gemeinsamen Musizierens und seine Träume für zukünftige Tourneen und Kollaborationen.

Was kannst du mir über die Entstehung des neuen Albums erzählen?

Der Schreibprozess begann diesmal mit einer Jam-Session. Obwohl unser neuer Gitarrist Daiki schon vorher im Studio mit uns geübt hatte, bevor er zu den Live-Proben dazukam, war dies das erste Mal, dass wir eine Session speziell für das Songwriting angesetzt haben, und ich erinnere mich, dass ich sehr aufgeregt war. In letzter Zeit entstanden unsere Werke hauptsächlich durch DTM anstatt durch Sessions, daher fühlte es sich an wie zur Anfangszeit unserer Band. Die Umgebung für die Musikproduktion ist für uns entscheidend, und obwohl ich derzeit in Tokio lebe, gibt es ein Studio in meiner Heimatstadt Osaka beziehungsweise im nahegelegenen Nara, wo wir uns vom Trubel der Stadt zurückziehen können, um Musik zu produzieren. Der Song „Zero“ entstand während dieser ersten Session. Wir fuhren gemeinsam nach Osaka und während eines Essens besprach ich mit Kazuki, dass ich einen Jersey-Club-Beat einbauen wollte. Am nächsten Tag fingen wir im Studio sofort an, daran zu arbeiten, und es war im Nu fertig. Der anfängliche Impuls und die neuen Ideen passten perfekt zusammen.

Wie haltet ihr den Schreibprozess nach all den Jahren frisch und interessant?
Das Komponieren ist jedes Mal eine andere Erfahrung, daher bleibt es frisch. Wie erwähnt, glaube ich, dass die Umgebung entscheidend ist. Wenn ich kreativ bin, möchte ich mich ausschließlich darauf konzentrieren, daher sorge ich immer dafür, dies in einer ruhigen und förderlichen Umgebung zu tun, in der ich mich konzentrieren kann. Inspiration fällt jedoch nicht einfach vom Himmel, also denke ich, dass es wichtig ist, aktiv Anregungen zu sammeln, bevor man beginnt. Es ist eine Weile her, seit ich im Ausland etwas geschrieben habe, daher würde ich gerne irgendwann mit allen ins Ausland fahren und uns Zeit zum Komponieren nehmen.

Hat sich die Art und Weise, wie ihr an Musik arbeitet, seit den Anfangstagen geändert?
Als wir die Band gründeten, begannen wir hauptsächlich mit Jam-Sessions. In den letzten Jahren haben wir jedoch Demos durch DTM erstellt und jeden Teil einzeln hinzugefügt. Da nicht alle Parts sofort entstehen, ist es großartig, dass jeder Zeit hat, sich individuell auf die Musik zu konzentrieren. Gleichzeitig kann es jedoch schwierig sein, bedeutende Arrangements für die Musik auf diese Weise vorzunehmen. Deshalb haben wir diesmal das Gesamtarrangement während der Session festgelegt. Dadurch konnte jeder Ideen einbringen, dementsprechend wie er seine jeweiligen Parts haben wollte, und es war großartig, weil es die Lücke im Verständnis des Songs bei allen verringerte. Es gibt beim Komponieren kein eindeutiges richtig oder falsch, daher macht es auch nach fast zwanzig Jahren immer noch viel Spaß.

Gibt es etwas, das du noch erreichen möchtest? Vielleicht eine Band, mit der ihr auf Tour gehen oder ein Veranstaltungsort, an dem ihr spielen möchtet?
Es gibt unzählige Dinge, die ich erreichen oder tun möchte, daher ist es schwer, eine definitive Antwort zu geben. Ich selbst würde gerne mal mit THE PRODIGY,­ die uns beeinflusst haben, auf Tour gehen. Das wäre nicht nur eine unglaubliche Erfahrung, sondern würde wahrscheinlich auch neue Musik inspirieren. Ein weiteres Ziel von mir ist es, eines Tages im Veranstaltungsort Sphere in Las Vegas aufzutreten. Ich glaube, dieser Ort könnte das Potenzial unserer Musik voll ausschöpfen.

Gibt es einen anderen Künstler, mit dem du gerne zusammenarbeiten würdest? Es muss kein Musiker sein!
Mit einer Zusammenarbeit mit Corey Taylor von SLIPKNOT würde definitiv ein Lebenstraum in Erfüllung gehen! Als SLIPKNOT letztes Jahr nach Japan kamen, wartete ich mit meiner Akustikgitarre auf Coreys Ankunft und bekam sein Autogramm. Er schrieb „Let Your Soul Sing“ darauf, was meine Motivation wirklich gesteigert hat. Er steht an der Spitze der besten Metal-Sänger und hat mich stark beeinflusst.

Gibt es einen Song des neuen Albums, bei dem du kaum erwarten kannst, ihn live zu spielen?
Ich würde gerne sagen, das gesamte Album, aber wenn ich einen wählen müsste, wäre es „Canopus“. Dieser Song erwacht wirklich zum Leben, wenn er live gespielt wird. Er ist voller Emotionen und dient als Inspiration für unsere Zukunft.

Kannst du uns das Konzept des Artworks erklären?
Ich habe schon mehrere Interviews gegeben, aber nach dem Artwork hat bisher keiner gefragt, das freut mich jetzt. Dieses Album markiert den Beginn des zweiten Kapitels von CROSSFAITH, daher wollte ich mich etwas von unserer gewohnten SciFi-Bildsprache entfernen. Deshalb haben wir uns für ein klares Design mit Weiß als Hauptfarbe entschieden. Es ist das Sternbild Argo und eine Arche im Zentrum abgebildet, beides wichtige Elemente auf diesem Album. Es war eine Kooperation zwischen zwei Künstlern. Mit der Verschiebung des Musikkonsums von physischen zu Streaming-Medien haben sich die Gelegenheiten, sich mit dem Artwork zu beschäftigen, verringert. Daher wollten wir Zeit in die Entwicklung von etwas Bemerkenswertem investieren. Es war ein zeitaufwändiger und herausfordernder Prozess, aber angetrieben von dem Wunsch, allen die gleiche wunderbare Erfahrung zu bieten, die ich früher hatte, als ich mir CDs kaufte und die Booklets von vorne bis hinten durchlas. Deshalb haben wir bis zur Fertigstellung durchgehalten.